Bündnis mit Industrie

In Frankreich kooperieren Regierung, Behörden und Industriepartner, um das Recycling von Alttextilien voranzutreiben. Ziel ist es, gebrauchte Polyestergewebe zurück in den Textilkreislauf zu bringen. An der Initiative ist selbst die französische Gendarmerie beteiligt.

Regierung fördert Recycling von Alttextilien


Ein breites Bündnis aus Regierung, Behörden und Industrie in Frankreich will dem Recycling von Alttextilien auf die Sprünge helfen. Dazu kooperiert Frankreichs Recyclingprojekt für Berufsbekleidung, Frivep, mit der europäischen Textilpartnerschaft wear2wear. Ihr Ziel ist es, gebrauchte Polyestergewebe zurück in den Textilkreislauf zu bringen.

Frivep wurde 2016 von den französischen Politikern Emmanuel Macron und Ségolène Royal ins Leben gerufen. Die Vereinigung hat zum Ziel, die Rücknahme und das Recycling von Berufsbekleidung zu organisieren, dessen Jahresmenge auf einige tausend Tonnen geschätzt wird.

Hinter der Textilpartnerschaft wear2wear wiederum verbergen sich fünf europäische Unternehmen. Dazu zählt der Textilhersteller Sympatex, der für die Zusammenarbeit mit Frivep recycelbare PTFE- und PFC-freie Membran sowie recycelte Obermaterialien und Auskleidungen liefern wird. Daneben ist der Faser- und Garnhersteller Heinrich Glaeser Nachfolger sowie der Faserhersteller Märkische Faser vertreten. Beide sind für die Aufbereitung und das Recycling zuständig. Darüber hinaus mischen auch das Schweizer Unternehmen Schoeller Textil und das niederländische Unternehmen DutchSpirit mit.

15 Monate Pilotphase

Die Zusammenarbeit zwischen Frivep und wear2wear erstreckt sich zunächst auf einen Zeitraum von 15 Monaten. In dieser Zeit wollen die französische Post, die französische Bahn SNCF, die Stadt Paris sowie die Gendarmerie mehr als 20 Tonnen alte Berufskleidung zusammentragen. Ziel ist es, den größten Teil der textilen Rohstoffe erneut wieder im Funktionsbekleidungsbereich zu verwenden.

Dass es möglich ist, textile Rohstoffe aus Altkleidern erneut im Funktionsbekleidungsbereich zu verwenden, hat Sympatex bereits bewiesen. Im vergangenen Herbst hat der Hersteller eine Funktionsjacke auf den Markt gebracht, deren Laminat vollständig aus Recyclingmaterial hergestellt wurde. Als Laminat wird dabei ein Material bezeichnet, das aus zwei oder mehreren flächig miteinander verklebten Schichten besteht. Im Falle der Jacke handelt es sich um ein drei-Lagen-Laminat, das aus der hundertprozentig recycelten Sympatex-Membran besteht.

Die Sympatex-Membran wiederum ist mit einem vollständig recycelten, europäischen Oberstoff und einem hundertprozent recycelten Futterstoff mit einem technischen Drei-Lagen-Laminat verbunden. Die Fäden für die Ober- und Futterstoffe wurden aus zirka 32 PET-Flaschen hergestellt. Die Jacke ist das erste Upcycling-Endprodukt von wear2wear.

Hat die Jacke ihren Dienst getan, kann sie kostenfrei zurückgegeben werden – ein entsprechendes Entsorgungsrücknahme-Etikett mit Adresse des Kunststoff-Recyclingunternehmens ist in die Jacke eingearbeitet. Die Fasern werden dann aus dem Kleidungsstück ausgesponnen und wieder verwendet.

Die neue Kooperation zwischen wear2wear und Frivep will aber nicht nur das Recycling voranbringen. Die Projektpartner wollen darüber hinaus auch das Thema Design for Recycling angehen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen nämlich dazu genutzt werden, den Recyclingprozess zukünftig durch eine möglichst homogene Materialzusammensetzung zu erleichtern.

 

© 320° | 05.11.2018

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