Ökobilanz

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Bambus ist ein nachhaltiger Rohstoff – doch die langen Transportwege sprechen gegen ihn. Laut einer LCA-Studie fällt die CO2-Bilanz aber erstaunlich gut aus. Problematisch wird es erst, wenn Bambus zu Abfall wird.

Bambus: Wie nachhaltig ist der Rohstoff wirklich?


Es ist so widerstandsfähig wie Stahl und kann doppelt so schnell wachsen wie eine normale Pflanze. Bambus ist eines der vielseitigsten Naturprodukte der Welt. Menschen in Asien nutzen die Pflanzenart schon seit Jahrtausenden – und auch die Europäer finden zunehmend Gefallen. Möbel und Parkett werden aus Bambus hergestellt, aber auch Zahnbürsten oder Fahrräder. Selbst in Kleidung, Klopapier und Kaffeebecher wird Bambus verarbeitet.

Weltweit gibt es rund 1.600 Bambusarten, allein in China wachsen 500 davon. Die tropische beziehungsweise subtropische Pflanze gilt als sehr robust und nicht so leicht unterzukriegen. Sie gedeiht auch in kälteren Gebieten wie beispielsweise im Himalaya.

Im Vergleich zu Bäumen ist Bambus eine extrem schnell wachsende Pflanze. Einige Arten schaffen bis zu einem Meter pro Tag und gelten damit als „Rennwagen unter den Pflanzen“. Dadurch kann jährlich eine große Menge an Bambus gefällt werden, ohne dass sich der Bestand stark verringert oder den Pandas ihre Nahrungsquelle ausgehen würde. „Während Bäume über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte wachsen, ist Bambus bereits nach fünf Jahren erntereif“, wie der niederländische Hersteller von Bambus-Produkten Moso erklärt.

Möbel aus Bambus: Robust und langlebig | Foto: Moso

Durch das schnelle Wachstum speichert Bambus zudem deutlich mehr CO2 als unsere heimischen Bäume. Je nach Baumart kann das bis zu viermal mehr sein. Gleichzeitig setzt Bambus rund 35 Prozent mehr Sauerstoff frei als anderen Pflanzen vergleichbarer Größe.

Bambus ist eigentlich ein Gras und bildet wie Gras ein großflächiges Wurzelsystem. Das sorgt nicht nur dafür, dass die Pflanze sich kontinuierlich erneuert und neue Pflanzen nachwachsen. Das weitverzweigte unterirdische Wurzelsystem stoppt darüber hinaus auch die Erosion und hilft dabei, den Grundwasserspiegel wiederherzustellen. So wird unter anderem in Äthiopien immer mehr Bambus angebaut, um das Vordringen der Wüste aufzuhalten.

Nicht zuletzt kommt Bambus überwiegend ohne künstliche Bewässerung aus – und ohne Pestizide und Kunstdünger. Das prädestiniert den grünen Alleskönner quasi für den kommerziellen Anbau. Und auch andere Punkte sprechen für Bambus:

  • Die verwertbare Menge eines Bambusstammes ist etwa 4-mal so groß wie bei einer Eiche.
  • Bambus ist wesentlich härter und dichter als die meisten gängigen Hölzer und deshalb für robuste, langlebige Möbel und Bodenbeläge geeignet. Gleichzeitig ist es leicht und elastisch und eignet sich damit auch für die Verkleidung für Elektrogeräten und sogar für Fahrradrahmen.
  • Die Zugfestigkeit von Bambus ist größer als die von Stahl, weshalb Bambus sich vor allem in für die Konstruktion aufwendiger Gerüste eignet.

Transportwege vermiesen CO2-Bilanz nicht

Doch ist der an sich nachhaltige Alleskönner wirklich so nachhaltig? „Eine durchaus legitime Frage“, findet der Bambus-Hersteller Moso. Denn was gegen Bambus spricht, sind die weiten Transportwege, da der größte Teil des in Europa verkauften Bambus aus China kommt. Auch Moso bezieht sein Material aus der Volksrepublik. „Das Rohmaterial wird in China zu Parkett, Terrassendielen oder Balken verarbeitet und danach rund 19.000 Kilometer per Seeweg bis in die Niederlande transportiert.“ Und das verursacht entsprechend große Mengen schädlicher Treibhausgase.

Ökobilanz-Studien bescheinigen Bambus aber dennoch gute CO2-Werte. Solche Studien hätten den Bambus-Produkten von Moso sogar eine negative Netto-CO2-Bilanz während der gesamten Produktlebensdauer bescheinigt, erklärt der niederländische Hersteller.

Eine LCA-Studie für Moso-Terrassendielen aus Bambus hätten aufgezeigt, dass ein Kubikmeter 1.662 Kilogramm CO2 speichere. Demgegenüber stehe ein CO2-Ausstoß von 1.548 Kilogramm CO2 während der Ernte, der Bereitstellung des Rohmaterials, der Produktion und dem Transport in die Niederlande. So zeige das Produkt während der gesamten Produktlebensdauer eine negative CO2-Bilanz von 1.14 Kilogramm pro Kubikmeter auf.

Graphik: Moso

Problematisch wird es dann aber am Ende der Nutzungsdauer, sprich wenn das Bambus-Produkt zu Abfall wird. „Heutzutage werden Bambus-Parkettböden oder Terrassendielen am Lebenszyklusende verbrannt“, wie der niederländische Hersteller sagt. Das liege vor allem daran, dass es bisher nur wenige standardisierte Recycling-Alternativen für die Produkte gebe.

Bei der Verbrennung der Bambus-Produkte von Moso in Abfallverbrennungsanlagen würden zwar keine schädlichen Stoffe freigesetzt. Das hätten Untersuchungen mit einem großen niederländischen Abfallunternehmen gezeigt. Jedoch werde bei der Verbrennung gebundenes CO2 freigesetzt – und damit sei das die einzige Phase, in der die Produkte ihre negative CO2-Bilanz verlieren.

320°/mk

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