Zahlungsmoral wird schlechter

Die Zahlungsmoral der Kunden deutscher Unternehmen hat sich in diesem Jahr weiter verschlechtert. In einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Kreditversicherers Coface gaben drei Viertel (76 Prozent) von 1.075 Unternehmen an, in den vergangenen zwölf Monaten von verspäteten Zahlungen betroffen gewesen zu sein. Bereits im Vorjahr war der Anteil der Unternehmen, die Zahlungsverzögerungen erlebten, von 59 Prozent im Jahr 2021 auf 65 Prozent gestiegen.

Nach Einschätzung von Coface-Volkswirtin Christiane von Berg zeigen die Daten, wie sehr staatliche Unterstützungsmaßnahmen den Unternehmen in den von Corona-Pandemie und Energiekrise geprägten vergangenen Jahren geholfen haben: „Jetzt, da fast alle Covid-19 bezogenen Unterstützungsmaßnahmen ausgelaufen sind und die Auswirkungen der Energiesubventionen abgeflacht sind, haben wir in puncto Zahlungsverzögerungen wieder annähernd Vorkrisenniveau erreicht.“

Die schlechteste Zahlungsmoral erleben Unternehmen aus der Automobil- und Transportbranche. Dort berichten 88 Prozent der befragten Unternehmen von Zahlungsverzögerungen. Ähnlich schlecht ist es im Transportsektor (85 Prozent). Unternehmen aus der Textil- und Bekleidungsbranche sind am wenigsten von einer schlechten Zahlungsmoral betroffen (58 Prozent).

Durchschnitt liegt bei 30 Tagen

Im Durchschnitt haben sich die Zahlungen in diesem Jahr um 30 Tage verzögert. Dies sei trotz eines Anstiegs um einen Tag im Vergleich zum Vorjahr immer noch ein historisch niedriger Wert, erklärt Coface. Vor der Pandemie hätten die Zahlungsverzögerungen im Schnitt rund zehn Tage länger gedauert.

Am längsten müssen sich derzeit Unternehmen aus dem Finanzsektor gedulden. Sie warten durchschnittlich 39 Tage auf den Zahlungseingang. Unternehmen der Papier- und Verpackungsbranche haben mit durchschnittlich 22 Tagen die kürzeste Wartezeit.

320°/dpa/re