Studie zur Transformation

Die Papierindustrie gehört zu den großen Energieverbrauchern in Deutschland und will langfristig klimaneutral werden. Mit kostengünstiger und ausreichend verfügbarer erneuerbarer Energie ist das möglich, zeigt eine Studie. Auch die CO2-Speicherung ist eine Option.

Papierindustrie: Klimaneutrale Produktion ist möglich


Um die Papierindustrie bis 2045 klimaneutral zu machen, sind laut einer Studie mehrere Bausteine nötig. Dazu gehören sogenannte grüne Gase wie nachhaltiger Wasserstoff ebenso wie Windkraft, Photovoltaik oder Kraft-Wärme-Kopplung, heißt es in der Studie, die der Branchenverband „Die Papierindustrie“ am Dienstag veröffentlichte. Erneuerbare Energien wie diese müssten ausreichend und zu wettbewerbsfähigen Preisen zur Verfügung stehen, mahnt der Verband.

Die Papierindustrie gilt als der besonders energieintensiv – pro Jahr benötigt die Branche rund 16 Terawattstunden Strom für die Produktion. Zum Vergleich: Die Deutsche Bahn oder die Stadt Hamburg verbrauchen im gleichen Zeitraum rund zehn Terawattstunden. Noch größer ist der Bedarf der Papierfabriken an Dampf als Energieträger. Er wird vor allem für die Trocknung des Papiers benötigt. Der Bedarf liegt laut Studie bei 30 Terawattstunden.

Grafik: picture alliance/dpa-Infografik

Insgesamt sei der Energiebezug der Papierindustrie für rund die Hälfte der jährlichen Kohlendioxid-Emissionen der Papierindustrie verantwortlich, rechnet der Verband vor. Insgesamt stoße die Branche direkt – etwa über Verbrennungsprozesse – und indirekt – etwa über den Strombezug – rund zwölf Millionen Tonnen CO2 pro Jahr aus. Das entspreche etwa 1,5 Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland.

CO2-Speicherung als Option

„Unsere Klimastudie zeigt, dass die Papierindustrie klimaneutral kann“, so Verbandspräsident Winfried Schaur. „Bis die Ausbauziele der Bundesregierung bei den erneuerbaren Energien erreicht sind, ist die Industrie jedoch auf einen Brückenstrompreis angewiesen, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen und die Transformationskosten planbar zu machen.“

Aus Sicht des Verbands ist auch die Abscheidung und Speicherung von biogenem CO2 eine Option, um die Transformation zu gestalten. Mit dem Verfahren „Bioenergy Carbon Capture and Storage“ (Beccs) könne die Branche auch als Klimasenke fungieren, heißt es in der Studie. „Aus wirtschaftlicher Perspektive ist der Einsatz von Beccs vornehmlich für größere energetische Verwerter biogener Reststoffe interessant“, schreibt der Verband. „Auch die Papierindustrie könnte sich daher für den perspektivischen Einsatz dieser Technologie eignen.“


Link zur Studie:

320°/dpa/re

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