Kunststoffrecycling

Das EU-Parlament hat am Donnerstag der drastischen Grenzwertverschärfung für ein Flammschutzmittel zugestimmt. Branchenvertreter sind überzeugt: Damit dürfte das Recycling von Kunststoffen aus E-Schrott unmöglich werden.

Ist das der Anfang vom Ende?


Die Befürchtungen von Kunststoffrecyclern scheinen sich zu bewahrheiten: Das EU-Parlament hat am Donnerstag beschlossen, die Grenzwerte für DecaBDE-haltige Kunststoffe zu verschärfen. Solche Kunststoffe finden sich unter anderem in Elektroaltgeräten. DecaBDE steht für Decabromdiphenylether und ist ein Flammschutzmittel.

Der Beschluss des Parlaments beinhaltet, dass der Anhang der Verordnung über persistente organische Schadstoffe (POPs) neu gefasst wird: Geplant ist demnach ein Grenzwert von 10 Milligramm je Kilogramm für DecaBDE, also 0,001 Gewichtsprozent. Bislang liegt der Grenzwert bei 1.000 ppm.

Vertreter der Recyclingindustrie machten schon vor Monaten klar, dass dieser Wert nicht einzuhalten wäre. Ein Grenzwert von 10 ppm sei weder technisch noch wirtschaftlich möglich, erklärte Chris Slijkhuis, Vorstand in der European Electronics Recyclers Association (EERA). Ein solcher Grenzwert liege unterhalb der Nachweisgrenze. Außerdem gebe es vermutlich gar keine Analysenmethoden, um solche Werte überhaupt messen zu können.

Sollte der neue Grenzwert tatsächlich dennoch zur gesetzlichen Vorschrift werden, würde dies das Ende des Recyclings von 1,2 Millionen Tonnen Kunststoffen im E-Schott bedeutet, warnt EERA. Das wiederum würde bedeuten, dass die Ziele für das Recycling von E-Schrott und die Ziele der EU-Kunststoffstrategie nicht erreicht werden können. „Das stünde im klaren Widerspruch zu den Zielen einer Kreislaufwirtschaft“, betont der Verband.

EERA hofft nun auf die Trilog-Verhandlungen, die demnächst zwischen EU-Kommission, EU-Parlament und EU-Rat stattfinden werden. Und darauf, dass sachliche technische Diskussionen doch noch zu realistischeren Ergebnissen führen werden.

 

© 320° | 16.11.2018

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