Auswege aus dem Deponie-Engpass

Deponieraum ist vielerorts in Deutschland knapp. Eine Deponie neu zu errichten, ist mit erheblichem Aufwand verbunden. Aber zusätzliches Volumen kann auch mit steileren Böschungssystemen erreicht werden. Ein Nürnberger Ingenieur zeigt, wie es geht.

Mehr Deponieraum durch steilere Böschungen


Flächen für die Abfallablagerung werden in Deutschland immer knapper. Neue Deponiestandorte sind oftmals keine Lösung. Denn die Erschließung ist oft aufwendig und langwierig. Interessanter ist es vielmehr, vorhandene Flächen räumlich besser zu nutzen.

Wie das geht, hat Ralf Ziegler beim Altlasten- und Deponieseminar in Karlsruhe gezeigt. Der Diplom-Ingenieur von der Nürnberger Firma Bermüller & Co schlägt vor, Böschungsneigungen steiler auszubilden. Allerdings nicht wie bisher durch Geogitter. Diese würden das Neigungsverhältnis von 1:3 auf 1:2 versteilen und lediglich etwas mehr Deponieraum schaffen. Er will Steilböschungssysteme mit Neigungen von 60 bis 85 Grad einsetzen.

Entsprechende Systeme werden bereits im Erdbau bei Infrastrukturmaßnahmen und Erschließung von Wohn- und Gewerbeflächen genutzt, erklärte Ziegler. Sie beruhten auf dem Konstruktionsprinzip ‚Bewehrte Erde’ in Umschlagtechnik. Der Vorteil: Sie schaffen einfach, schnell und günstig mehr Deponieraum und könnten zudem begrünt werden.

Einfacher und schneller Aufbau

Ziegler empfiehlt ein System mit dem Produktnamen Terramesh. „Als Bewehrungsmaterial dient ein Stahldrahtgittergeflecht aus doppelt gedrilltem Stahldraht“, sagte der Ingenieur. Das macht das Böschungssicherungssystem offenbar sehr robust. So weist das System dem Ingenieur zufolge Zugfestigkeiten von 35 und 50 Kilonewton pro Meter auf.

Zusätzlich ist das Gitter durch eine Galmac–Legierung und PVC-Kunststoffbeschichtung geschützt. Dies sorge dafür, dass das System im sauren Milieu (pH 1 bis 4) 60 Jahre und im basischen Milieu (pH 4 bis 12) 120 Jahre beständig sei.

Wichtig ist für Ziegler auch der einfache und schnelle Aufbau. Zunächst wird eine Front aus Terramesh-Elementen errichtet. Die Elemente werden dazu vor Ort ausgeklappt, ausgerichtet und mit Haken gesichert. Zuvor wird die Frontausbildung durch Baustahlelemente sichergestellt, die als formgebende, verlorene Schalung den Deponiekörper halten. Anschließend wird mit Oberboden oder Substrat verfüllt. Zum Schluss wird der Überstand des Gitters umgeschlagen und fixiert.

6 Euro pro Quadratmeter

„Bei dem Standardelement mit 70 Grad Neigung benötigen zwei Mann fünf Minuten für die Montage eines Elementes“, rechnete Ziegler vor. Das entspreche 2,28 Quadratmeter senkrechter Ansichtsfläche. Als Kosten kalkuliert der Nürnberger Ingenieur 6 Euro pro Quadratmeter senkrechter Ansichtsfläche.

Mit den Terramesh Steilböschungssystemen würden sich viele neue Anwendungsmöglichkeiten ergeben, den Deponieraum ohne gesteigerten Flächenbedarf wirtschaftlich zu erweitern, betont Ziegler. Durch die eingesetzte Umschlagtechnik bestehe eine hohe Systemsicherheit und eine handhabungssichere und wirtschaftliche Gesamtlösung.

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