Studie zur Kreislaufwirtschaft

Die Verbände BDE, ITAD und VDMA haben eine Studie zur Kreislaufwirtschaft in Deutschland in Auftrag gegeben. Das Ergebnis ist ein umfassendes Branchenbild. Deutlich wird dabei auch, welche Bereiche der Kreislaufwirtschaft sich besonders gut entwickeln.

11.000 Unternehmen, 70 Milliarden Euro Umsatz


In der Kreislaufwirtschaft in Deutschland arbeiten rund eine Viertel Million Menschen – das sind in etwa so viele wie im Bereich der Energieversorgung und damit deutlich mehr, als bisher angenommen. Auch die wirtschaftliche Bedeutung der Branche mit einem Jahresumsatz von rund 70 Milliarden Euro ist größer als bislang unterstellt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, die das Marktforschungsinstitut Prognos für den Entsorgerverband BDE, den Verband Deutscher Maschinen und Anlagenbauer (VDMA) sowie die Interessensvertretung der thermischen Abfallverwerter ITAD erstellt hat.

Zu den hohen Zahlen für Umsatz und Beschäftigung kommen die Autoren der Studie auch deshalb, weil in dem „Branchenbild der deutschen Kreislaufwirtschaft“ erstmals Segmente wie Maschinentechnik und der Handel mit Sekundärrohstoffen betrachtet wurde. Zusammengenommen erreicht die Kreislaufwirtschaft somit jährlich eine Bruttowertschöpfung von 25 Milliarden Euro. Pro Jahr werden 392 Millionen Tonnen unterschiedlichste Abfälle behandelt. Dabei gibt es in Deutschland rund 4.300 Anlagen.

Für ihre detaillierte Betrachtung haben die Autoren der Studie die Branche in vier Segmente unterteilt: Abfallsammlung, -transport und Straßenreinigung, Abfallbehandlung und -verwertung, Technik für die Abfallwirtschaft und Großhandel mit Altmaterialien. Für die einzelnen Branchen kommt die Studie zu folgenden wesentlichen Ergebnissen:

Abfallsammlung, -transport und Straßenreinigung

  • Im Jahr 2014 wurde ein Umsatz von 14,5 Milliarden Euro erzielt – das zweitbeste Ergebnis nach dem Segment Abfallbehandlung und -verwertung.
  • Seit 2010 wächst das Segment jährlich um rund 2,3 Prozent, wobei die Straßenreinigung mit einem Plus von 5,4 Prozent pro Jahr bessere Ergebnisse erzielt als die Sammeldienstleistungen mit einem Plus von 1,8 Prozent.
  • Die Bruttowertschöpfung lag 2014 bei 7,99 Milliarden Euro. Davon kamen 5,61 Milliarden aus dem Bereich Abfallsammlung und -transport mit einer Dynamik von 3,4 Prozent.
  • Jedes Jahr nimmt die Zahl der Beschäftigten in diesem Bereich zu, 2015 waren es rund 77.000.
  • Wirtschaftlich besonders erfolgreich sind die Unternehmer in NRW, da hier viele überregionale Entsorgungsbetriebe ihren Sitz haben.

Abfallbehandlung und -verwertung

  • Die Abfallbehandlung und -verwertung ist mit einem Anteil von 45 Prozent an der Kreislaufwirtschaft das größte Segment. Der Umsatz lag 2014 bei 32,1 Milliarden Euro.
  • Jährlich wächst der Umsatz seit 2010 um etwa 3,7 Prozent.
  • Der mit Abstand größte Umsatz kommt 2014 mit 29,1 Milliarden Euro aus dem Bereich stoffliche Verwertung – der Markt wächst jährlich um etwa 3,5 Prozent. Er macht insgesamt 41 Prozent der gesamten Kreislaufwirtschaft aus.
  • Im deutlich kleineren Bereich der energetischen Verwertung werden jährlich etwa 1,72 Milliarden Euro umgesetzt, mit einem jährlichen Wachstum von 5,6 Prozent ist der Markt aber sehr dynamisch.
  • Bei der Beseitigung werden jährlich etwa 1,32 Milliarden Euro umgesetzt, ebenfalls bei einem Wachstum von etwa 5,6 Prozent.
  • Die Bruttowertschöpfung beträgt in dem gesamten Segment etwa 11,8 Milliarden Euro.
  • Die Zahl der Beschäftigen steigt jährlich um etwa 1 Prozent und liegt derzeit bei rund 118.000.
  • Mit fast 30 Prozent werden die meisten Umsätze in Nordrhein-Westfalen gemacht.
  • Im Bereich Sekundärrohstoffe sind Sekundärmetalle mit einem Exportvolumen 5,87 Milliarden Euro die umsatzstärksten. Im Bereich recycelte Kunststoffe wurde Ware im Wert von 1,34 Milliarden Euro ausgeführt.

Technik für die Abfallwirtschaft

  • Im Jahr 2014 lag der Umsatz bei 10,85 Milliarden Euro – ein jährliches Plus von 3,9 Prozent.
  • Die Wertschöpfung betrug im selben Jahr etwa 4,2 Milliarden Euro.
  • Erfolgreiche Teilbereiche sind mit einem Plus von jährlich 4 Prozent die Sammel- und Transportbehälter sowie die Anlagentechnik. Letztere kommt auf einen Jahresumsatz von 7,6 Milliarden Euro – der mit Abstand stärkste Teilbereich.
  • Am stärksten entwickelt sich der kleine Teilbereich F&E und Deponieabdeckungen mit einem Wachstum von 6,7 Prozent.
  • Beschäftigt sind hier etwa 52.000 Menschen, jährlich werden es etwa 0,7 Prozent mehr.
  • Traditionell werden mehr Maschinen im Süden Deutschlands gebaut. Baden-Württemberg dominiert den Bereich mit etwa 12.000 Beschäftigten.
  • Im Jahr 2015 wurde deutsche Technik in diesem Bereich im Wert von über 5,4 Milliarden Euro exportiert. Dabei steht die Anlagentechnik mit 4,3 Milliarden Euro an erster Stelle.

Großhandel mit Altmaterialien

  • Der Großhandel ist das einzige Segment, in dem die Umsatzentwicklung in den vergangenen Jahren um jährlich 2,7 Prozent gesunken ist. Im Jahr 2014 lag der Umsatz bei 13,76 Milliarden Euro.
  • Die Bruttowertschöpfung hat sich mit 757 Millionen Euro jährlich kaum verändert.
  • Etwa 18.700 Menschen arbeiten in diesem Bereich.

Dass die Kreislaufwirtschaft ein bedeutender Wirtschaftszweig in Deutschland ist, zeigt auch der Außenhandel. Im Jahr 2015 wurden technische Güter und Sekundärrohstoffe im Wert von 11,6 Milliarden Euro ausgeführt. Wichtigste Handelspartner sind die USA gefolgt von Frankreich und Großbritannien. Gegenüber 2014 haben sich die Ausfuhren um 1,8 Prozent erhöht. Deutschland hat damit einen Weltanteil von 10 Prozent aller Güter aus der Kreislaufwirtschaft. Zum Vergleich: Am Welthandel insgesamt ist Deutschland lediglich mit 6,6 Prozent beteiligt.

Auch beim Klimaschutz sehen die Autoren die Studie die Kreislaufwirtschaft weit vorne. So könnten in Europa allein durch eine konsequente Kreislaufwirtschaftspolitik bis zum Jahr 2030 mehr als 10 Prozent der europäischen CO2-Reduktionsziele erreicht werden. Und bereits jetzt werden 3 Prozent des Stroms in Deutschland (19 Millionen Megawattstunden pro Jahr) aus Abfällen erzeugt.

© 320°/ek | 24.05.2016

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