IARC 2016

Die Rückgewinnung von Wertstoffen aus Altfahrzeugen wird in Zukunft noch schwieriger werden. Dafür sorgt der Einsatz neuer Materialien in Automobilen. Scholz fordert deshalb eine gemeinsame Initiative von Recyclern, Herstellern und Zulieferern. Ihr Ziel: Neue Anreizsysteme.

Altauto-Recycling: Scholz fordert „Think Tank“


Die Scholz Gruppe schlägt einen „ELV – Think Tank“ vor, um die Ressourceneffizienz im Bereich der Altfahrzeugentsorgung nachhaltig zu steigern. Auf dieser Stakeholderplattform sollen Automobilhersteller, Zulieferer und Recyclingunternehmen gemeinsam Ansätze zur Erhöhung der Verfügbarkeit der Altfahrzeuge für den Wertstoffkreislauf erarbeiten, erklärte Kay Oppat, Chief Operation Officer (COO) des deutschen Metallrecyclingkonzerns Scholz, heute beim Internationalen Automobil-Recycling Kongress IARC 2016 in Berlin.

Namhafte Vertreter aus den Reihen der Hersteller und Zulieferer hätten bereits ihre Mitarbeit signalisiert. Ziel sei es, ein System zu entwickeln, welches von allen Stakeholdern mitgetragen wird. Neben Instrumenten zur Absicherung der Ressourcenverfügbarkeit stehen Technologien zu Erhöhung der Effizienz der Wertstoffrückgewinnung auf der Agenda.

Fahrzeuge enthalten künftig zunehmend mehr Materialen, die in der Gebrauchsphase zu mehr Energieeffizienz führen und auf Leichtbauweisen basieren, betonte Oppat. Li-Ionen-Batterien, Verbundmaterialien, hohe Kunststoff- und Aluminiumanteile, carbonfaserverstärkte Kunststoffe und komplexe Elektroniksysteme stellten die Industrie vor neue Herausforderungen hinsichtlich der Rückgewinnung. „Mit heutigen Shredder- und Post-Shreddertechnologien sind die zukünftigen Fahrzeugkonzepte nicht anforderungsgerecht zu verwerten. Es werden wesentlich mehr Teile manuell demontiert werden müssen, um wertvolle Rohstoffe zurückgewinnen zu können“, sagte Oppat. „Die Schlüssel zum Erfolg – und auch deshalb rufen wir einen ELV – Think Tank ins Leben – heißen Design-to-Recycle sowie Pre-Shredder Technologie. Wir brauchen gemeinsame Lösungsansätze, um die Ressourceneffizienz in Deutschland und Europa zu steigern“.

Faulstich: „Großartige Idee“

Nach Oppats Vorstellungen soll der Think Tank auch über die Entwicklung von Anreizsystemen beraten. Für solche Systeme, aber auch für geeignete Verwertungsverfahren der neuen Fahrzeugmodelle müssten flankierende Forschungsvorhaben initiiert und finanziert werden. Gegebenenfalls müssten nationale Fonds eingerichtet werden, um derartige Aufwendungen zu finanzieren. Als positive Beispiele nannte Oppat die 2005 in Japan eingeführte Recyclinggebühr zur Altfahrzeugentsorgung. Aber auch die Schweiz glänze mit sehr hohen Rücklaufquoten, was auf ein intelligentes Rückführungssystem schließen lasse.

Unterstützung für den Think Tank kommt von Professor Martin Faulstich, Vorsitzender des Sachverständigenrats für Umweltfragen. Er ist bereit, den Think Tank zu moderieren. „Wir brauchen wirkungsvolle Instrumente, um erfolgreich die Rücklaufmengen zu erhöhen und die Ressourceneffizienz zu verbessern“, so Faulstich. „Die Produktverantwortung erfordert Hersteller und Zulieferer einzubeziehen und die anstehenden Herausforderungen der Verwertung gemeinsam mit der Recyclingwirtschaft zu diskutieren und anzugehen. Deshalb ist diese Initiative eine großartige Idee.“

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