Internationaler Markt

Die Talfahrt für die internationalen Altpapierpreise setzte sich Ende 2015 fort. Auch die Nachfrage der großen Importnationen wie China und Indien ging zurück. Nun hofft die Branche auf Impulse nach dem chinesischen Neujahrsfest.

Altpapier: Weniger Nachfrage und fallende Preise


Das Jahr 2015 endete für die Altpapierbranche mit mäßigem Erfolg. Wie Ranjit Baxi von J&H Sales International im aktuellen Marktbericht des Weltrecyclingverbands BIR schreibt, fielen die internationalen Altpapierpreise erneut: Für Wellpappe und Verpackungspapiere (OCC) innerhalb des vierten Quartals von 165 US-Dollar auf 150 US-Dollar pro Tonne. Bei den gemischten Sorten sanken die Preise von 130 US-Dollar auf 112 US-Dollar pro Tonne.

Auch der weltweite Handel blieb schwach. Immer mehr asiatische Länder setzen laut Baxi auf günstige Ware aus der heimischen Sammlung und importieren dementsprechend weniger. Außerdem reduzierten Indien, Indonesien und Vietnam die Einfuhr – hier wurde teilweise die Papierproduktion zurückgefahren und gleichzeitig warteten die Einkäufer offenbar ab, ob die Preise noch weiter sinken.

Nachfrage könnte wieder steigen

Eine positive Nachricht hat Baxi dennoch: Dank der weiterhin fallenden Ölpreise seien die Frachtkosten für Recycler weiterhin niedrig. Und nach dem chinesischen Neujahrsfest erwarte die Branche ein Aufschwung durch eine steigende Nachfrage asiatischer Großkunden.

Auch in Vietnam könnte die Nachfrage bald wieder anziehen. Laut Mark Mijnster von Papermarketing wurde Ende vergangenen Jahres der Bau von zwei neuen Papierfabriken jeweils im Süden von Vietnam angekündigt: Eine Top Kraftliner Anlage mit einer Kapazität von 500.000 Tonnen und eine Kartonfabrik, in der jährlich eine Million Tonnen Papier hergestellt werden soll.

Auch in Deutschland war die niedrige Nachfrage aus Asien – insbesondere China – spürbar. Dagegen seien die Order aus Osteuropa nahezu konstant geblieben, berichtet Reinhold Schmidt von der Firma Recycling Karla Schmidt. In Deutschland selbst stieg nach den Herbstferien die Verfügbarkeit von Altpapier wieder. Auch die Nachfrage zog in den letzten Monaten des Jahres 2015 an. Da die Papierfabriken aber gleichzeitig ihre Lager noch gut gefüllt hatten, versuchten die Einkäufer, die Preise zu drücken. Gegen Ende des Jahres sorgten dann geplante Produktionspausen über die Feiertage für einen leichten Preisverfall. Niedrige Sorten erlösten bis zu 5 Euro weniger, die Preise für mittlere Sorten fielen um 10 Euro. Andere Sorten blieben aber auf dem selben Niveau.

Steigende Preise in Nordeuropa

Im Norden Europas sind derzeit vor allem Tissuepapiersorten gefragt, berichtet Lars-Gunnar Almryd von IL Recycling. In Folge stiegen sowohl die Preise als auch die Einfuhrmenge. In Schweden geht dagegen die Nachfrage an grafischen Papieren immer mehr zurück. Dies liegt laut Almryd vor allem daran, dass es inzwischen nur noch eine Fabrik gibt, die mit gebrauchten Fasern produziert. Die allgemeine Altpapiernachfrage in Schweden sank 2015 auf 914.000 Tonnen und damit um 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Größte Abnehmer von exportiertem Altpapier aus Schweden sind nach wie vor Deutschland und Polen.

Die allgemein gefallenen Preise für Wellpappe und Verpackungspapiere konnten dem Markt in Großbritannien offenbar wenig anhaben – hier blieben die Erlöse konstant. Nach Angaben von Simon Ellin von The Recycling Association sind der Grund dafür unter anderem der günstige Wechselkurs für das britische Pfund und die niedrigen Frachtraten. Außerdem würden Einkäufer aus China die Qualität der britischen Ware schätzen. Für gemischte Sorten ist die Nachfrage hingegen zurückgegangen, die Preise sind leicht gesunken. Hier sei besonders der nasse Winter schuld, die internationalen Käufer hätten sich trockenere Ware aus anderen Ländern besorgt.

Optimismus in Tschechien

Für die Altpapierbranche in Tschechien verlief das Jahr erfolgreich. Laut Jaroslav Dobes vom tschechischen Verband der Sekundärrohstoffindustrie SPDS ist die Altpapiersammlung im vergangenen Jahr um 10 bis 15 Prozent gestiegen, der Verbrauch zog um 5 Prozent an. Grund hierfür sei unter anderem die gute wirtschaftliche Entwicklung. Die Altpapierpreise hingegen blieben weitgehend stabil, gegen Ende des Jahres fielen sie leicht. Trotzdem startet die Branche laut Dobes optimistisch ins neue Jahr.

Positive Nachrichten gibt es auch aus Finnland. Hier rechnet Merja Helander von Lassila &Tikanoja dank neuer Kapazitäten von Stora Enso mit einer stark steigenden Nachfrage an braunen Papieren. Diese kann zumindest teilweise aus dem eigenen Land bedient werden: Die Sammlung von Verpackungen stieg im vergangenen Jahr leicht an.

In Italien hofft Giampiero Magnaghi auf ein Ende der Dominanz des Konsortiums Comieco, das offenbar seit Jahren die Altpapierauktionen kontrolliert. Im November vergangenen Jahres hätten sich die Sammlerorganisationen Unionmaceri und Federmacero darauf geeinigt, eine neue und besser funktionierende Struktur einzuführen. Die Arbeiten daran haben im Januar begonnen.

© 320°/ek | 21.01.2016

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