Internationaler Markt

Der weltweite Altpapiermarkt präsentierte sich zum Jahresende weitgehend stabil – in vielen Ländern stieg die Fasernachfrage an und die Verkäufer erzielten gute Preise. Eine Sorge treibt die Händler allerdings um: Seit Monaten sind die Seefrachtcontainer knapp.

Altpapiermarkt: Container knapp, Preise gut


Das zurückliegende Jahr ging für die Altpapierbranche weitgehend zufriedenstellend zu Ende: Die weltweite Faser-Nachfrage stieg im letzten Quartal nochmal an, entsprechend verbesserten sich auch die Exportpreise, beschreibt Ranjit Baxi von J&H Sales International im aktuellen Quartalsbericht des Weltrecyclingverbands BIR. Gleichzeitig zog die Sammlung in vielen Ländern – beispielsweise in Europa – an.

Da auch viele Papierfabriken im Inland ihre Käufe nach oben schraubten, blieben auch die lokalen Preise auf gutem Niveau. So verbesserten sich die Preise für Wellpappe im letzten Quartal von 170 auf etwa 180 US-Dollar pro Tonne, die Notierungen für gemischte Sorten stiegen von 143 auf 158 US-Dollar pro Tonne.

Für das neue Jahr rechnen vor allem die Exporteure mit einer weiter steigenden Nachfrage – insbesondere wenn das chinesische Neujahrsfest zu Ende ist. Gleichzeitig gibt Baxi aber zu bedenken, dass dann die Frachtraten weiter steigen könnten. Nach wie vor sei die Pleite von Hanjin Shipping spürbar, die Container seien knapp und schon jetzt verteuerte sich die Verschiffung.

Vietnam: Markt mit Zukunft

Während chinesische Importeure die gestiegene Frachtraten klaglos akzeptierten, beschlossen viele Einkäufer in anderen asiatischen Ländern zum Quartalsbeginn noch abzuwarten. Gegen Jahresende mussten aber auch indonesische Papierfabriken die hohen Preise bezahlen, berichtet Mark Mijnster von Papermarketing. In Vietnam versuchten die Einkäufer neue Lieferanten zu finden, da für sie die Notierungen für Altpapier aus Europa und den USA zu hoch waren. Fündig wurden sie offenbar in Nordafrika und im Mittelmehrraum.

Grundsätzlich sei Vietnam ein Markt mit großer Zukunft, betonte Mijnster. Vor allem der Verpackungsmarkt soll dort stark wachsen. Bereits jetzt sei Deutschland ein großer Player auf dem vietnamesischen Markt: Angeblich haben deutsche Unternehmen bisher in Branchen wie Verpackung und Labelling rund 1,4 Milliarden US-Dollar investiert.

Aus Deutschland berichtet Reinhold Schmidt von Recycling Karla Schmidt von einem „sehr gutem Materialfluss“. Allerdings hätten die etwas schwächere Nachfrage an gemischten Sorten aus dem fernen Osten und der fallende Bedarf von Kaufhauspapieren aus Frankreich, Spanien, Österreich und Italien zu leicht fallenden Preisen geführt. Grundsätzlich ist aber vor allem die heimische Nachfrage nach wie vor hoch. Da zum Jahresende sowohl die hochwertigen als auch die niedrigen Sorten ausreichend verfügbar waren, fielen auch hier die Preise leicht.

Höhere Altpapiersammlung in Tschechien

Gut läuft es offenbar auch auf dem tschechischen Altpapiermarkt: Um 6 Prozent ist dort im vergangenen Jahr die Papierproduktion gestiegen, schreibt Jaroslav Dobes von Spds-Aporeko. Der heimische Papierverbrauch sei um 5 Prozent auf rund 140 Kilogramm pro Einwohner gewachsen.

Noch stärker verbesserte sich die Altpapiersammlung. Sie zog um 15 Prozent auf 1,1 Millionen Tonnen an. Davon wurden rund 120.000 Tonnen im Land verkauft, die restlichen 830.000 Tonnen wurden exportiert.

Auch in Italien verbesserte sich 2016 die Papierherstellung – in den ersten neuen Monaten zusammengenommen um immerhin 0,5 Prozent auf 6,74 Millionen Tonnen, wie Giampiero Magnaghi beschreibt. Der Papierverbrauch stieg um 0,9 Prozent an. Im letzten Quartal blieb die Nachfrage zunächst sowohl im In- als auch aus dem Ausland stabil.

Die Preise hingegen schwankten teilweise und stiegen gegen Jahresende sprunghaft an. Der Grund: Einkäufer aus Deutschland und dem fernen Osten kurbelten die Nachfrage stark an. Aber auch im Inland könnte die Nachfrage künftig steigen, denn der Verpackungshersteller ProGest plant, im Juli in Mantua eine neue Fabrik zu eröffnen. Passenderweise zeigen Öffentlichkeitskampagnen und der Kampf gegen Konsortien langsam Wirkung und die Sammelmengen steigen in Italien leicht an.

Schwierige Zeiten in der Türkei

In Schweden dagegen gingen in den ersten neun Monaten 2016 die Zahlen zurück. Laut Lars-Gunnar Almryd von IL Recycling verbrauchten die Papierfabriken etwa 48.000 Tonnen weniger Altpapier als im Vorjahreszeitraum. Das entspricht einem Rückgang um 5 Prozent auf 866.000 Tonnen. Verantwortlich sei die erweiterte Fabrik von SCA Obbola, die lediglich Frischfasern einsetzt, erklärt Almryd. Für Zeitungspapiere und hier besonders für hohe Qualitäten sei die Nachfrage weiterhin gut.

Von schwierigen Zeiten berichtet Ekrem Demircioglu aus der Türkei. Die immer schwächere werdende türkische Lira verteuere die Herstellungskosten von Papier; für braune Sorten lag am Jahresende die Produktionsauslastung nur noch bei 75 Prozent. Bei Adana im Süden der Türkei legten laut Demircioglu die Fabriken Hayat und Akasan entsprechend Produktionslinien still.

Die unprofitable Papierherstellung bremst auch Investitionen in dem Bereich, gestrichen werden sie aber zunächst nicht. So plant Hamburger zum Quartalsende den Kauf des Verpackungsherstellers Camis abzuschließen. Kipas wiederum hat in Bursa im Norden der Türkei Land gekauft, um dort eine neue Fabrik zu errichten.

© 320°/ek | 17.01.2017

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