Deponierungs- und Verfüllungssituation in Deutschland

Eine Reihe von Bundesländern und auch die Bauwirtschaft warnen eindringlich vor einem Entsorgungsnotstand bei den mineralischen Bau- und Abbruchabfällen. Diese Befürchtung ist nicht aus der Luft gegriffen, wie Prognos mit einer Bedarfsanalyse für sieben Bundesländer bestätigt.

Mehr Deponiekapazität braucht das Land


Droht ein Entsorgungsnotstand bei den mineralischen Bau- und Abbruchabfällen? Mehrere Bundesländer beantworten die Frage mit einem klaren Ja. So warnen unter anderem die Umweltministerien in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen regionalen Entsorgungsengpässen und belegen das mit in Analysen erhoben Daten. Gestützt werden die Warnungen von Bedarfsanalysen, die das Beratungsunternehmen Prognos für eine Reihe von Bundesländern durchgeführt hat. Die Untersuchungen und Ergebnisse zeigen, dass auch hier neue Deponievolumina bereits kurz- bis mittelfristig notwendig werden.

Dabei sehen die Statistiken, welche die Situation in Deutschland abbilden, auf den ersten Blick gar nicht so schlecht aus: Rund 40 Prozent der insgesamt 158 Deponien der Klasse I haben eine Betriebsdauer von mehr als zehn Jahren. „Bei einer Ablagerungsmenge von 12,7 Millionen Jahrestonnen ergibt sich eine durchschnittliche Restlaufzeit von 24 Jahren“, sagte Prognos-Projektleiter Thorsten Thörner beim bvse-Mineraliktag und Baustoff Recycling Forum in Herzogenaurach. Das gesamte Restvolumen der DK-I-Deponien beträgt demnach 54 Millionen Kubikmeter.

„Auf Ebene der Bundesländer ergeben sich jedoch teilweise deutlich geringere Reichweiten der DK-I-Deponiekapazitäten“, betonte Thörner. „Wo nichts ist, kann auch nichts hin.“ Insgesamt präsentiert sich die Situation in den sieben untersuchten Bundesländern nach Prognos-Angaben wie folgt:

  • In Niedersachsen, Baden-Württemberg, Niedersachsen, NRW und Rheinland-Pfalz sieht es hinsichtlich der theoretischen Restlaufzeit am schlechtesten aus. Die vorhandenen DK-I-Deponievolumina werden hier zwischen drei und fünf Jahren verfüllt sein.
  • In Thüringen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein sieht es weniger angespannt aus, die theoretische Restlaufzeit beträgt hier zwischen acht und zehn Jahren.
  • Mit einem Restvolumen von etwas mehr als 41 Millionen m3 hat Sachsen-Anhalt im Vergleich zu den anderen Bundesländern noch am meisten Luft nach oben. Das bevölkerungsreichste Bundesland NRW hat immerhin noch ein Restvolumen von annähernd 21 Millionen m3. In den anderen Bundesländern schwanken die Restvolumina zwischen gerade mal 1,6 Millionen m3 (Thüringen) und 2,5 Millionen m3.
  • Mecklenburg-Vorpommern und Bayern lassen ihren Deponiebedarf für mineralische Abfälle derzeit untersuchen.
  • Zwar sind zusätzliche Volumina geplant – die meisten in Sachsen-Anhalt mit knapp 20 Millionen m3 und NRW mit 27 Millionen m3 – und auch bei der Verlängerung der Restlaufzeit gibt es Planungen. Allerdings können diese Volumina nicht von heute auf morgen aus dem Boden gestampft werden – die Vorlaufzeit für Genehmigung und Inbetriebnahme für Deponien beziehungsweise Errichtung oder Wiederinbetriebnahme vorhandener Deponien beträgt mindestens zwischen acht und zehn Jahren.

„Unter Berücksichtigung dieser langen Zeiträume für die Realisierung wird deutlich, dass bereits jetzt weitere DK-I-Deponieplanungen notwendig werden“, betonte Thörner. Denn es werden bereits kurz- bis mittelfristig neue DK-I-Deponievolumina benötigt. Die Prognos-Bedarfsanalyse unterstreicht die Forderung der Bauwirtschaft. Diese hatte vor einigen Monaten eindringlich gemahnt, dass alle möglichen Maßnahmen ergriffen werden müssen, um mittel- und langfristig genügend Ablagerungskapazitäten für nicht verwertbare Böden und Bauabfälle zur Verfügung zu stellen. Denn die Zeit drängt.

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