Länderüberblick

Die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten hat die Rohstoffmärkte verunsichert. Während der US-Dollar an Wert verlor, könnten Trumps Wirtschaftsversprechen die Metallschrottbranche in den USA beflügeln. In Indien herrscht derweil aus anderen Gründen ökonomischer Ausnahmezustand. Ein Länderüberblick.

NE-Metallmarkt: Welchen Effekt hat Trump?


Was macht Trump? Diese Frage hat auf den Rohstoffmärkten in den vergangenen Wochen zu Verunsicherung geführt. Doch es gibt auch Stimmen, die Zuversicht verbreiten. Der Republikaner hat umfassende Investitionen in den Bau- und Transportsektor angekündigt. In den USA könnte daher die Metallbranche von dem Republikaner durchaus profitieren, erklärt Andy Wahl im aktuellen Marktbericht des Weltrecyclingverbands BIR.

In Mexiko hingegen hat der Trump-Sieg bei Wirtschaftsvertretern für Aufregung gesorgt. Die Ankündigung, zahlreiche Handelsabkommen neu zu verhandeln oder gar für nichtig zu erklären sowie massive Importzölle zu erheben, haben besonders die Automobilindustrie geschockt, schreibt Alejandro Jaramillo von Glorem SC. Die starken Preise an der Londoner Metallbörse LME machen es den Schrotthändler zusätzlich schwer, ihre Ware an den Mann zu bringen.

Starken Aufwind gibt es unterdessen für den Metallmarkt in China. Die Reformkommission der Regierung hat entschieden, 28,6 Milliarden US-Dollar in ein Eisenbahnprojekt zu investieren, wie Shen Dong von der OmniSource Corporation erläutert. Der Kupferverbrauch soll bis zum Jahr 2020 jährlich um 3,3 Prozent steigen, bei Aluminium soll das Wachstum bei 5,2 Prozent pro Jahr liegen. Die chinesischen Schrottverkäufer könnten derzeit ihre Lager zu vernünftigen Preisen leeren, meint Shen Dong.

Ausnahmezustand in Indien

Ökonomischer Ausnahmezustand herrscht derzeit in Indien. Seitdem Anfang November ein Großteil der Geldscheine für ungültig erklärt wurde, versuchen die Inder verzweifelt, die Banknoten umzutauschen. Eigentlich sollte die Demonetarisierung die Schattenwirtschaft treffen, doch offenbar leiden vor allem die Armen. Wie Dhawal Shah von Metco Marketing beschreibt, werden in Indien rund 15 Prozent der Wirtschaftstransaktionen mit Bargeld abgewickelt – in der westlichen Welt sind es gerade mal drei bis vier Prozent.

Wie in vielen anderen Ländern arbeitet in Indien besonders die Schrottbranche mit Bargeld. Shah glaubt, dass vor allem im informellen Sektor zahlreiche Schrotthändler aufgeben müssen. Ob der informelle dann in den organisierten Sektor übergeht, bleibt laut Shah abzuwarten. Letztendlich rechnet der Experte aber damit, dass der Schrottsektor in Indien durch die Transformation gestärkt wird.

In Südafrika denkt derweil die Handelskammer noch immer über Exportzölle nach, berichtet Sidney Lazarus von Non-Ferrous Metal Works. Bereits jetzt sind für Schrottausfuhren Genehmigungen nötig, was dazu führt, dass mehrere Schrotthändler entweder illegal operieren oder die Ware zu Blöcken presst und so als Neuware aus dem Land ausführt. Laut Lazarus ziehen aber auch im Inland die Schrottpreise an und nähern sich den Preisen, die im Ausland verlangt werden können.

Optimismus in Europa

Vorsichtigen Optimismus zeigt Leopoldo Clemente von LCD Trading aus Italien. Grund sind ein 300-Millionen-Dollar starkes Investitionsprojekt für die Region Lombardei, die gestiegenen Metallpreise an der LME sowie bessere Aussichten für den Automobilsektor. Diese Faktoren könnten zu der langersehnten Umkehr auf dem seit Jahren gebeutelten Markt führen, meint Clemente.

In Frankreich konzentriert sich unterdessen alles auf die Präsidenten-Wahl, wie Alexandra Weibel-Natan von Manco berichtet. An den Schrottmärkten sei die Lage relativ ruhig. Insbesondere bei Kupfer seien die Fabriken bestens versorgt, der Handel sei praktisch zum Erliegen gekommen. Besserung sieht Weibel-Natan erst ab Februar kommenden Jahres.

Gegenteiliges berichtet Mogens Bach Christensen von H.J.Hansen Genvindingsindustri über die skandinavischen Länder. Dort haben die steigenden LME-Preise zu einem regen Handel mit Kupferschrotten geführt. Die Verkäufer hätten das Material regelrecht auf den Markt geworfen. Das Überangebot habe aber letztendlich dazu geführt, dass die Einkäufer die Preise wieder drückten, so der BIR-Vertreter.

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