Marktbericht für Edelmetalle

Die Preise für Platin und Palladium konnten in der vergangenen Woche wieder zulegen. Auch Gold und Silber haben sich gut behauptet. Bei Iridium hat sich die Situation leicht beruhigt. Der Marktbericht für Edelmetalle.

Platin und Palladium erholen sich


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold profitiert von Unsicherheit der US-Wirtschaft

Alles kam wie erwartet und dennoch konnte der Goldpreis deutlich zulegen: Die US-Notenbank Fed hat sich auf ihrer Sitzung in der vergangenen Woche gegen eine Erhöhung der Leitzinsen entschieden. Mit diesem Schritt wird nun weitläufig für den Dezember gerechnet – anhand der Fed Futures Fund Rate liegt die Wahrscheinlichkeit hierfür bei 60 Prozent.

Warum kann der Goldpreis also in diesem Umfeld bis auf 1.343,60 US-Dollar/oz zulegen? Zum einen hat die Fed in der näheren Vergangenheit durch regelmäßiges „Ankündigen und Nichtliefern“ von Zinserhöhungen an Glaubwürdigkeit verloren. Zum anderen entwickelt sich die US-Wirtschaft doch nicht so nachhaltig, dass ein Zinsschritt ausgemachte Sache scheint. Gold profitiert von dieser Unsicherheit. Eine Zinserhöhung im Dezember erscheint zwar weiterhin wahrscheinlich – sofern sich die Rahmendaten nicht eintrüben – dennoch spricht aktuell nichts für ein generelles Umdenken der US-Notenbanker.

Unterstützende Impulse auf den Goldpreis gehen zunehmend vom ungewissen Ausgang der US-Präsidentschaftswahl aus. Mittelfristig sollte das Metall daher weiterhin gefragt bleiben. Auch Investoren positionieren sich bereits für einen fortgesetzten Preisanstieg. Sowohl ETFs als auch Terminbörsen verzeichnen entsprechende Käufe. Falls es zu Gewinnmitnahmen kommt, machen diese Positionen den Goldpreis jedoch kurzfristig anfällig für Korrekturen. In diesem Fall erwarten wir eine erste charttechnische Unterstützung bei 1.307 US-Dollar/oz, hier liegt derzeit auch der 100-Tage-Durchschnittspreis.

Silber weiter unterstützt

Silber beendet eine starke Woche mit 4,7 Prozent im Plus und etablierte sich nahe der 20 US-Dollar/oz-Marke. Im Wochenverlauf konnte das Metall bis auf 20,06 US-Dollar/oz zulegen – einem 2,5 Wochen-Hoch. Auch gegen Gold wertete Silber weiter auf mit einem Gold-Silber Ratio von 68,65, ebenso wie die Silber ETF-Bestände, welche auf ein neues Allzeithoch gestiegen sind.

Sowohl das makroökonomische Umfeld mit guten Konjunkturzahlen aus USA und China als auch das monetäre Umfeld mit einer weiter zögernden Federal Reserve, welche die Zinsen vergangene Woche abermals nicht angehoben hat, bieten ein gutes Umfeld für weiter steigende Silberkurse. Auch die EZB hat auf ihrer letzten Sitzung noch keine Verlängerung des Anleihekaufprogramms verkündet. Dies steht bei der nächsten Sitzung zu erwarten. Charttechnisch relevante Levels liegen bei 20,13 US-Dollar/oz als Widerstand und Unterstützung bei 19,24 US-Dollar/oz.

Platin konnte wieder zulegen

Nach der 7. Woche in Folge mit Verlusten konnte Platin im Wochenverlauf über 50 US-Dollar/oz zulegen. In der Vorwoche verzeichneten wir noch die stärkste wöchentliche Verkaufswelle seit November 2015. Nach Wochenschluss am 16.9. auf relativ niedrigem Niveau knapp über 1.000 US-Dollar/oz (dem psychologischen Support) schaffte das Metall mit der Rückkehr der Chinesen nach den Feiertagen wieder einen Sprung nach oben bis hin zu 1.065 US-Dollar/oz.

Das Platin/Palladium-Ratio fiel auf 1.48, das niedrigste Niveau seit November 2015. Die Entwicklung wurde zusätzlich durch Nachrichten aus Südafrika begünstigt, dass bisher keine Einigung der Parteien bei den Lohnverhandlungen in Sicht sei. Auch Stimmen über eventuelle Versorgungsengpässe aufgrund von Streikgefahr wurden laut.

Darüber hinaus meldete Anglo Platinum eine temporäre Kürzung der Produktion um 70.000 bis 100.000 ozs Platin, die von der Schließung des „Waterval“ Smelters aufgrund von Wartungsarbeiten ausgelöst wurde. Die Platin-Schwammprämie befindet sich weiterhin auf niedrigem Niveau.

Palladium wieder im Aufwärtstrend

Palladium ist wieder im Aufwärtstrend, nachdem es letzte Woche bei 650 US-Dollar/oz gute Unterstützung erfahren konnte. Seit Wochenbeginn konnten steigende Kurse verzeichnet werden, die kurzzeitig die 700 US-Dollar/oz Marke überschritten. Unterstützt wurde diese Entwicklung durch die Zinsentscheidung der Fed am Mittwoch.

Charttechnisch hat Palladium bei 635 US-Dollar/oz gehalten und damit Raum nach oben. Unterstützung liegt bei 651 US-Dollar/oz. Während die Importe nach China im Silber und Platin zurückgegangen sind, sind die entsprechenden Palladiummengen um 13 Prozent im Jahresverlauf gestiegen.

Sollte es zu keiner Einigung bei den Lohnverhandlungen in Südafrika kommen, dürfte Palladium wahrscheinlich am meisten profitieren, da Palladium von der Nachfrageseite die größte Unterstützung und hier insbesondere aus der Autoindustrie, erfährt. Die Palladium-Schwammprämie blieb zunächst unverändert.

Rhodium gut behauptet, Ruthenium unverändert, Iridium zunächst beruhigt bei geringen Umsätzen

Rhodium hat sich in den vergangenen Wochen relativ gut behaupten können, allerdings ohne richtig zu überzeugen. Durch die leider negative Performance der vergangenen Monate ist man bei Rhodium schon erleichtert, wenn sich die Talfahrt nicht weiter fortsetzt. Die Umsätze sind momentan auf stabilem Niveau und die Nachfrage, vor allem aus der Automobil- und der Chemieindustrie, bleibt weiterhin konstant. Ausblickend können wir uns mittelfristig leicht festere Kurse vorstellen.

Ruthenium ist immer noch das Metall, das sich nicht aus seiner Lethargie lösen kann. Es handelt unverändert auf dem gleichen Preis.

Die Situation bei Iridium hat sich leicht beruhigt. Aber leider nicht, weil das Angebot größer geworden ist und sich dadurch der Markt beruhigt. Das Gegenteil ist eher der Fall: Aufgrund der knappen Liquidität werden nur kleinere Transaktionen abgeschlossen und hier entscheidet oftmals der Bedarf und weniger der Preis. Aktuell können nur geringe Mengen bedient werden und die Anbieter wissen um die Lage und verkaufen nur zu entsprechend hohen Preisen. Wir sehen mittelfristig immer noch keine Entspannung, was für die Märkte sicherlich weiterhin problematisch sein dürfte. Der Preis wird auf einem hohen Niveau bleiben und dürfte bei der Ausgangslage noch weiteren Platz nach oben haben.

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