Marktbericht für Edelmetalle

Die Edelmetallpreise standen in der vergangenen Woche unter Druck und konnten sich erst gegen Wochenschluss behaupten. Auch bei Platin hält die Preisschwäche an: Das Edelmetall steht im Zeichen einer zunehmenden Verdrängung durch Palladium. Der Marktbericht für Edelmetalle.

Platinpreis bleibt schwach


Von Volker Skowski, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold: Nach 5-Wochen-Tief wieder Erholung

Gold eröffnete die Berichtswoche mit 1.254 US-Dollar/oz und verlor am gleichen Handelstag bereits 10 US-Dollar/oz. Der 100-Tage-Durchschnitt wurde bei 1.243 US-Dollar/oz durchbrochen und am Mittwoch wurde ein 5-Wochen-Tief mit 1.241 US-Dollar/oz erreicht. An den letzten beiden Handelstagen konnte sich das Edelmetall wieder stabilisieren und schloss die Woche mit 1.257 US-Dollar/oz.

Für die kommende Handelswoche zeigt sich aus technischer Sicht Widerstand bei 1.294 US-Dollar/oz sowie Unterstützung beim Wochentief von 1.241 US-Dollar/oz, welche am frühen Montagmorgen bereits getestet wurde. Seit Anfang des Monats befindet sich Gold in einem kurzfristigen Abwärtstrend. Insgesamt gab die Nachfrage an den Terminmärkten in letzter Zeit etwas nach. Die Rekordhöhen an den internationalen Edelmetallmärkten setzen den Edelmetallmarkt ebenfalls unter Druck. Nachdem der Ölpreis diese Woche rasant auf ein 9-Monats-Tief stürzte, wurden die Investoren auf den Aktienmärkten jedoch etwas risikoscheuer, sodass Edelmetalle, allen voran Gold, Verluste etwas reduzieren konnten.

Das anstehende 2. Halbjahr wird wohl auch für den Gold- und Edelmetallmarkt spannend bleiben, da eine Fortsetzung des turbulenten Politikjahres zu erwarten ist: Zunächst steht Anfang Juli der G20-Gipfel in Hamburg an, bei welchem wohl vor allem der erste große internationale Auftritt des französischen Präsidenten Macron, welcher hohen Erwartungshaltungen begegnen muss, interessant wird. Ende September steht die deutsche Bundestagswahl an, bei welcher der Ausgang noch in den Sternen steht.

Dauerthemen bleiben weiterhin die kürzlich begonnene Brexit-Verhandlung, die US-Politik um Donald Trump sowie die angespannte Situation in Nordkorea. Entscheidend für die Goldpreisentwicklung werden außerdem die weitere Zinsentscheidung seitens der EZB und FED sowie deren Einfluss auf den US-Dollar sein.

Positiver Ausblick für Silber

Silber verhielt sich diese Woche ähnlich wie Gold. Es eröffnete die Berichtswoche bei 16,70 US-Dollar/oz und gab am gleichen Tag noch auf 16,49 US-Dollar/oz nach. Am Mittwoch fiel das Metall ebenfalls auf ein Wochentief von 16,37 US-Dollar/oz – ein Niveau, welches zuletzt Mitte Mai erreicht wurde. Zum Wochenschluss konnte das Metall wieder bis auf 16,79 US-Dollar/oz steigen. Die Gold:Silber-Ratio ist auf dem höchsten Level seit März 2016 bei etwa 75, was eine günstige Silberbewertung darstellt.

Trotz der negativen Stimmung unter den Spekulanten ist die physische Nachfrage auch aufgrund des niedrigen Preislevels weiterhin stark. Aus diesem Grund sehen Marktteilnehmer für das 2. Halbjahr grundsätzlich gute Fundamentaldaten, welche gepaart mit einem steigenden Investoreninteresse zu einer positiven Silber-Entwicklung führen könnten. Die Industrienachfrage im Silber ist zu großen Teilen abhängig von der US-Wirtschaft, weshalb die Umsetzung der angekündigten Reformen Trumps entscheidenden Einfluss haben wird.

Für die kommende Handelswoche sehen wir Unterstützung bei der psychologischen Grenze von 16 US-Dollar/oz sowie Widerstand nahe dem 200-Tage-Durchschnitt von 17,37 US-Dollar/oz.

Platin weiterhin auf Talfahrt

Platin eröffnete die Berichtswoche bei 924 US-Dollar/oz, um dann im Verlauf der Woche zunächst an Wert zu verlieren. Zum Ende der Woche erholte sich der Preis dann wieder etwas und erreichte am Donnerstag bei 934 US-Dollar/oz sein Wochenhoch, um die Berichtswoche bei 931 US-Dollar/oz zu schließen. Somit bewegte sich Platin ebenfalls ähnlich zur Goldpreisentwicklung, während das Schwestermetall Palladium erneut seinen eigenen Weg ging.

Die EU-Autoabsatzzahlen im Mai waren erstaunlicherweise sehr stark und stiegen im Vergleich zum April um 7,9 Prozent. Vor allem dieselstarke Länder, wie Deutschland und Spanien, trugen ihren Teil zu diesem Wachstum bei. Dies sollte zumindest kurzfristig einen positiven Einfluss auf die Platinnachfrage haben.

Grundsätzlich blickt das Metall aber auf herausfordernde Zeiten im Hinblick auf die Automobilindustrie. Denn laut Einschätzungen soll es zunehmend zu einer Verdrängung von Platin durch Palladium kommen. Zudem könnten sich strengere europäische Abgasnormen langfristig negativ auf die Platinnachfrage auswirken durch die vermeintlich zunehmende Verdrängung der Dieselfahrzeuge aus dem Automobilmarkt. Entscheidend wird wohl sein, wie schnell bereits mehrfach angedrohte Dieselverbote in Großstädten umgesetzt werden.

Palladium kämpft sich wieder nach oben

Nach den starken Preisbewegungen zu Beginn des Berichtsmonats sackte der Palladiumpreis wieder etwas ab, was vor allem auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen ist. Das Edelmetall zeigte zwar erneut Anzeichen für eine Aufwärtsbewegung, verlor dann am Freitag jedoch wieder an Wert. So eröffnete Palladium die Berichtswoche bei 864 US-Dollar/oz, um dann am Freitag bei 863 US-Dollar/oz zu schließen. Bedingt durch die die jüngste Volatilität im Palladiummarkt wurden am Freitag die NYMEX Palladium Futures Margins nun die zweite Woche in Folge erhöht – 22,2 Prozent am 16. Juni bzw. 18,2 Prozent am 23. Juni.

Wie bereits berichtet, profitiert Palladium von den derzeit vorherrschenden Erwartungen, dass das Palladiumangebot die Nachfrage im sechsten Jahr in Folge nicht bedienen wird. Trotz der Meldungen aus der US-amerikanischen und der chinesischen Automobilindustrie mit derzeit rückläufigen Nachfragezahlen wird laut Analystenmeinungen die Nachfrage nach Palladium insgesamt und langfristig weiterhin steigen. Denn während aktuelle Abgasnormen in Europa zu Verschärfungen der Emissionsobergrenzen im Dieselmarkt führen, gibt es keine vergleichbaren Auswirkungen im Benzinmarkt.

Darüber hinaus wird die Nachfrage vor allem auf dem chinesischen Automobilmarkt langfristig weiterhin ansteigen, so dass es im Jahr 2020 voraussichtlich zu mehr als 29 Mio. neuverkauften Fahrzeugen kommen kann. Getrieben wird dies insbesondere durch die zunehmende Urbanisierung sowie steigenden Durchschnittsgehälter der Chinesen.

Rhodium Preis steigt weiter; Ruhige Woche im Ruthenium; Starke Nachfrage lässt Iridium Preis steigen

Im Verlauf der Berichtswoche hat der Preis getrieben durch eine neue große Nachfragewelle nach Rhodium noch einmal deutlich angezogen. Käufe waren sowohl in physischer Form von Anwendern und Verbrauchern zu beobachten als auch auf der Absicherungsseite, da ein Preis von unter 1.000 US-Dollar/oz wohl noch attraktiv erscheint. Allerdings waren wir am Ende der Berichtswoche bedingt durch die Fülle der Käufe dann doch deutlich über der psychologischen Grenze von 1,000 US-Dollar/oz, was dann die Nachfrage wieder etwas nachlassen ließ.

Für die kommende Woche bleibt abzuwarten, ob es auf diesem Niveau Anschlusskäufe geben wird oder ob erste Gewinnmitnahmen den Preis wieder unter Druck setzen. Ende April sind wir ebenfalls schon einmal an dieser Marke gescheitert. Aber im Zuge der Spekulationen um Dieselfahrzeuge scheint die Nachfrage momentan etwas fundierter zu sein.

Ruthenium hatte in der letzten Woche wenig zu bieten und blieb daher auch preisseitig völlig unbewegt. Die Nachfrage war auf eher unterdurchschnittlichem Niveau, was aktuell wenig Anlass gibt, dass wir in der Sommerzeit große Preisbewegungen sehen werden.

Die physische Nachfrage nach Iridium der Vorwoche hat sich fortgesetzt und der Preis hat auch schon die erwartete Reaktion gezeigt. Wir sehen nach wie vor stabiles Kaufinteresse verschiedenster Iridium Anwender bei eingeschränktem Angebot. Auch wenn es sicherlich keine extreme Knappheit gibt und Käufer keine Panik befürchten müssen, wird sich das Szenario auch auf die zukünftige Preisentwicklung auswirken. Daher erwarten wir in den nächsten Wochen eine ähnliche Situation mit weiteren langsamen Preisanstiegen, falls es keine überraschende „Quelle“ geben wird, die dem Markt größere Mengen zur Verfügung stellt.

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