Marktbericht für Edelmetalle

Die vergangene Woche lieferte für Platin und Palladium kaum Rückenwind. Insbesondere für Platin ist das konjunkturelle Umfeld aber positiv. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Schleppender Verlauf für Platin und Palladium


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold
Der US-Dollar konnte in der vergangenen Woche seinen Einfluss auf den Goldpreis zurückgewinnen. Kursgewinne des Greenbacks gegen die wichtigsten Handelswährungen gingen einher mit Verlusten beim Gold. Der Preis für das Edelmetall sank bis auf 1.201,20 US-Dollar/oz am Freitag und auch die neue Woche beginnt – nach einem langen Wochenende in vielen Ländern – schwach. Die Notierung rutschte unter die psychologisch wichtige Marke von 1.200 US-Dollar/oz.

Charttechnisch sind nun weitere Verluste bis auf zunächst 1.180 US-Dollar/oz möglich. Einsetzendes physisches Kaufinteresse sollte hier für Unterstützung sorgen. Für Marktteilnehmer im Euroraum ergibt sich ein etwas anderes Bild: Da die Verluste der Gemeinschaftswährung gegen den US-Dollar stärker ausfielen als die Rückgänge beim Goldpreis in USD, konnte der Metallpreis in Euro ausgedrückt sogar zulegen. Mit 1.097 EUR/oz handelt Gold so fest wie seit Ende April nicht mehr.

Die weltweite Goldnachfrage ist unterdessen im ersten Quartal des laufenden Jahres leicht zurückgegangen, berichtete das World Gold Council in der vergangenen Woche. Ausschlaggebend hierfür sei eine gesunkene Schmucknachfrage aus China gewesen, die auch durch den leichten Anstieg in Indien nicht kompensiert werden konnte. Die globale Investmentnachfrage legte hingegen leicht zu, was aber hauptsächlich auf Zuwächse bei den ETFs zurückzuführen war und weniger am Kaufinteresse für Barren und Münzen. Anders in Deutschland: Hier legten die Barrenkäufe von 26,8 Tonnen (Q1/2014) auf 32,2 Tonnen zu.

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Gold: 19.05.-25.05.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.232,20 1.101,83 35,42
Tief 1.201,20 1.078,90 34,69

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Silber
Nach der schnellen Aufwärtsbewegung Mitte des Monats konsolidierte sich der Silberpreis im Laufe der letzten Woche wieder etwas und handelt heute bereits wieder unter der 17 US-Dollar/oz-Marke. Grund hierfür waren durchweg freundlichere Zahlen aus den USA, welche auf eine US-Zinserhöhung zum Ende des Sommers hindeuten könnten. Insbesondere die Baubeginne überraschten mit einem sehr starken Zuwachs von +20 Prozent. Ebenso fielen die Inflationsdaten leicht höher aus als erwartet.

Zudem gab es keine Überraschungen aus dem Protokoll des Offenmarktausschusses der Fed. Die daraus resultierende Stärke des US-Dollars wird zusätzlich unterstützt durch einen erneut schwächelnden Euro. Dies ist begründet durch die Ankündigung der EZB, Teile der Bondkäufe im Rahmen des Quantitative Easing-Programms auf diesen und nächsten Monat vorzuziehen sowie die weiterhin ungelöste Schuldenproblematik Griechenlands. Die fundamentalen Gründe sprechen also zunächst eher für weiter fallende Preisnotierungen im Silber. Die nächste technische Unterstützung liegt bei der 100 Tage-Linie um 16,67 US-Dollar/oz.

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Silber: 19.05.-25.05.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 17,82 15,73 505,76
Tief 16,86 15,12 486,24

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Platin
Hinter uns liegt die Platinwoche in London, weshalb wenig Aktion auf der Metallseite zu erwarten war. Platin konnte sich bereits gegen Ende der Woche aus der bisherigen Handelsrange befreien. Das nächste Target von 1.173 US-Dollar/oz konnte jedoch nicht durchbrochen werden, hier fehlte einfach der Rückenwind.

Aufgrund des erstarkten USD fiel das Metall jedoch erneut in Richtung Unterstützung bei 1.150 US-Dollar/oz. Nichtsdestotrotz bewegt sich der Markt weiterhin in einem positiven Territorium. So scheinen sich beispielsweise die Autoabsatzzahlen zu erholen und die industrielle Nachfrage zieht weiterhin an. Die GFMS-Erwartungen für 2015 zeigten sich eher konservativ in Bezug auf die südafrikanische Platinproduktion. Trotz eines ersten guten Quartals 2015 scheint eine Erholung des Produktionsniveaus auf Stand 2013 schwer erreichbar. Dies könnte nicht zuletzt an den erneut zu erwartenden Engpässen der Elektrizitätsversorgung durch den südafrikanischen Energieversorger Eskom liegen.

Dennoch korrigierte das World Platinum Investment Council seine Prognose für das Platindefizit in 2015 von 235,000 Unzen auf 190,000 Unzen (2014: 670,000 Unzen). Obwohl Platin bereits auf einem Sechsjahres-Low handelt, scheinen die Erwartungen insgesamt eher negativ ausgerichtet zu sein.

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Platin: 19.05.-25.05.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.184,00 1.049,69 33,75
Tief 1.139,00 1.013,03 32,57

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Palladium
Auch beim Palladium kann von einem langsamen Start in die Berichtswoche gesprochen werden. So gibt es kaum Nachfrage aus der Industrie. Palladium folgte den anderen Metallen. Die 800 US-Dollar/oz-Grenze ist erneut in Sicht.

Doch auch hier ergibt sich wieder einmal die Schwierigkeit, die nächste Hürde zu nehmen. Im Zuge von Platin musste Palladium Verluste hinnehmen und fiel auf ein Niveau von 770 US-Dollar/oz und somit unter den 100 Tage-Durchschnitt. „Schnäppchenjäger“, die das niedrige Niveau für Käufe nutzten, brachten das Metall dann doch wieder zurück auf ein Niveau von 785 US-Dollar/oz. Die positive Tendenz scheint weiterhin intakt.

Das Palladium-Defizit für 2015 wird je nach Research-Haus auf Mengen zwischen 0,7 und 1,02 Millionen Unzen geschätzt. Aufgrund mittelfristig positiver Fundamentaldaten könnte die Vermutung von höheren Preisen nahe liegen.

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Palladium: 19.05.-25.05.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 803,00 718,00 23,08
Tief 766,50 688,00 22,12

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Rhodium, Ruthenium, Iridium
Rhodium hat im Berichtszeitraum stark nachgegeben und fiel um fast 4 Prozent. Das weiterhin große und breit gefächerte Angebot hat potenzielle Käufer in eine sehr komfortable Position gebracht. Sie können den Markt beobachten und sich bei Mengen, die nicht unmittelbar benötigt werden, zurückhalten und auf noch tiefere Preise hoffen. In den letzten Wochen sind größtenteils Minen, aber auch Sekundärproduzenten wieder verstärkt als Abgeber gesehen worden. Leider scheint der Verkaufsdruck nicht immer unmittelbar preisgetrieben zu sein, sondern momentan fast immer Cash Flow gesteuert. Aktuell befindet sich der Preis auf einem Einjahres-Tief, aber wenn die Verkäufe anhalten sollten, könnten wir durchaus wieder Preise von unter 1.000 US-Dollar/oz sehen.

Im zurzeit extrem stark umkämpften Ruthenium-Markt sind die Umsätze nach wie vor auf hohem Niveau. Allerdings gibt es (bisher) noch keine weitere Preisveränderung.

Iridium fehlen momentan die Impulse und die Preisbewegung geht weiterhin seitwärts. Sollte allerdings hier die Liquidität etwas zunehmen, könnten wir uns eine leichte Abschwächung des Preises vorstellen.

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19.05.-25.05.2015 Rhodium ($/oz) Iridum ($/oz) Ruthenium ($/oz)
Hoch 1.040,00 520,00 44,00
Tief 1.110,00 600,00 54,00

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