Studie zum Verbrauch von Biokunststoffen

Kunststoffhersteller versprechen sich viel von Biokunststoffen. Eine Hoffnung, die sich bewahrheiten könnte. Eine Untersuchung zeigt, dass der Materialbedarf in Europa in den nächsten Jahren deutlich wachsen könnte.

Kompostierbare Plastiktüten dominieren den Markt


Das Beratungs- und Marktforschungsunternehmen nova-Institut hat eine Marktstudie zum Verbrauch von Biokunststoffen in Europa vorgelegt. Demnach wurden im vergangenen Jahr 100.000 Tonnen biologisch abbaubarer und kompostierbarer Kunststoffprodukte verbraucht. Bis 2020 soll der Bedarf weiter steigen – auf dann über 300.000 Tonnen.

Insbesondere kompostierbare Plastiktüten, scheinen gefragt. Etwa zwei Drittel aller Produkte am Markt sind der Studie zufolge Beutel und Taschen, davon ein Großteil Tragetaschen oder Bioabfallbeutel. Alle anderen Segmente zeigten eine große Produktvielfalt, seien aber meist noch kleinvolumig.

Aktueller Bestseller sind laut nova-Institut kurzlebige Einwegartikel meist aus kompostierbaren Polyesterfolien. Ferner würden Polymilchsäure- (PLA) basierte Kunststoffe in erheblichem Umfang als Service- und Verkaufsverpackungen (Becher und Behälter) genutzt. Das Material finde sich darüber hinaus in faserigen Vliesen, Textilien bis hin zu Getränkeflaschen und Verpackungsschäumen. Neue Märkte eroberten derzeit auch Stärke-basierte Werkstoffe, etwa für Kaffeekapseln oder Anwendungen in der Aquakultur.

prognose-der-marktanteile-fuer-biokunststoffe-nach-kunststoffen-weltweit-2018Geringe Tonnagen erzielen den Autoren zufolge noch funktionale Erzeugnisse wie Barriereverpackungen oder bioabbaubare Outdoor-Produkte. Sie besäßen aber das Potenzial zum Marktdurchbruch. Zudem seien künftig unterschiedliche Polyester für besonders schadstoffarme Produkte interessant, wie beispielsweise für Spielzeug oder andere Kinderartikel.

Politik bremst Wachstum in Deutschland

Entscheidend dafür, welche Biokunststoffe sich durchsetzen, sind die jeweiligen gesetzlichen Rahmenbedingungen und die verfügbare Infrastruktur der Bioabfallverwertung, schreiben die Autoren der Studie (Titel „Consumption of biodegradable and compostable plastic products in Europe“). So sei beispielsweise Italien aufgrund seiner Tragetaschen-Gesetzgebung zum geografischen Marktführer für kompostierbare Einkaufstüten in Europa geworden. Hingegen werde der Markt in Deutschland durch eine nachteilige Bioabfallverordnung behindert.

„Wir waren überrascht, welch starken Einfluss Politik und Gesetzgebung auf die Marktentwicklung ausüben“, sagte der leitende Studien-Analyst Harald Käb. Das sei in allen untersuchten Märkten gleich. Neben Deutschland und Italien wurden auch die Märkte in Belgien, Frankreich, Österreich, Spanien, die Schweiz sowie die Niederlande, Großbritannien und Skandinavien betrachtet.

Wie stark der Markt bis 2020 tatsächlich wachsen wird, hänge von geeigneten und verlässlichen Standards sowie besseren gesetzlichen Rahmenbedingungen ab, heißt es abschließend in der Studie. In der Folge könnte sich der Markt innerhalb überschaubarer Zeit vervielfachen.

Mehr zum Thema
Bundesregierung will Konjunkturprognose erneut senken
Mikroplastik in Meeren könnte sich bis 2060 vervielfachen
Chemisches Recycling: Enespa plant Anlage in den USA
Recycelte Polycarbonate: Covestro verwertet Autoscheinwerfer
Kunststoffrecycling: Nur 9,5 Prozent des weltweiten Plastiks werden recycelt
China kontert erneut US-Zölle – Wie geht es weiter?
Chemisches Recycling: Ziel für 2025 bei weitem nicht erreicht
Recycling von Tennisbällen: Decathlon kooperiert mit Start-up
Wer trennt am besten? App schafft Anreize durch Wettbewerbe
Neue EU-Regeln für weniger Mikroplastik in der Umwelt
Neue Recycling-Methode für Gummi-Metall-Verbindungen entwickelt
Solvay will 30 Prozent des EU-Bedarfs an Seltenen Erden decken