Unglück im Chempark

Nach der Explosion in der Sondermüllverbrennungsanlage von Currenta geht die Ursachenforschung weiter. Zu einer Gesundheitsgefährdung der Anwohner durch Rußpartikel ist es laut Ministerium nicht gekommen. Noch immer wird eine Person vermisst.

Ministerin: Ursache für Explosion in Leverkusen ist noch unbekannt


Die schwere Explosion in einer Leverkusener Sondermüllverbrennungsanlage hat nach Angaben der nordrhein-westfälischen Landesregierung zu keiner Gesundheitsgefährdung der Anwohner geführt. NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) sagte am Montag im Düsseldorfer Landtag in einer Sondersitzung des Umweltausschusses, dass das NRW-Landesumweltamt (LANUV) bei Luftmessungen am Tag des Geschehens keine Auffälligkeiten festgestellt habe.

Bodenproben mit Rußpartikeln, die nach dem Brand in der Umgebung niedergegangen waren, hätten „nur geringe Gehalte“ von Schadstoffen ergeben. „Diese Ergebnisse bieten keinen Anhaltspunkt für eine relevante Erhöhung des Gesundheitsrisikos im untersuchten Bereich“, folgerte Heinen-Esser.

Keine Dioxine gefunden

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte in der vergangenen Woche kritisiert, die Entwarnung für die Anwohner komme zu früh. Greenpeace hatte selbst 20 Proben genommen und auswerten lassen. In zwei Proben seien leicht erhöhte Werte der krebserregenden Stoffe Dioxin und PCB gefunden worden, teilte die Umweltschutzorganisation mit. In Gärten und anderswo herumliegende Rußpartikel müssten deshalb fachgerecht eingesammelt und entsorgt werden.

Dazu sagte LANUV-Präsident Thomas Delschen am Montag in der Ausschusssitzung: „Die wesentlichen Ergebnisse der Greenpeace-Untersuchung bestätigen ja eigentlich unsere Einschätzung.“ So seien bei allen Wischproben keine Dioxine gefunden worden, und auch bei den Proben der Rußpartikel-Niederschläge seien nur in zwei Fällen erhöhte Werte festgestellt worden. Es bleibe dabei, dass nach derzeitigem Kenntnisstand keine Schadstoffe in gesundheitsschädigendem Umfang freigesetzt worden seien.

Bei dem Unglück waren Ende Juli sechs Menschen ums Leben gekommen, eine weitere Person wird vermisst. 31 Menschen erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Die Staatsanwaltschaft Köln hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Ursache des Unglücks ist noch nicht bekannt. „Die Aufklärung der Ursachen dieses Unglücks hat für uns höchste Priorität“, versicherte Heinen-Esser.

Die Ministerin kritisierte im Landtag, dass Currenta zunächst nur zögerlich Informationen geliefert habe. Dies sei allerdings wohl eher auf vorübergehende Überforderung und nicht auf eine bewusste Verzögerungstaktik zurückzuführen.

Der umweltpolitische Sprecher der grünen Landtagsfraktion, Norwich Rüße, zeigte dafür nach der Sondersitzung wenig Verständnis. „Sehr irritiert hat die Schilderung der Ministerin, dass das Unternehmen die Information, welche Stoffe in den betroffenen Tanks gelagert wurden, erst am Freitag – also drei Tage nach der Explosion – zur Verfügung stellte.“ Hier sei wichtige Zeit verloren gegangen. Bislang, so Rüße, seien Ursachen und Folgen des Chempark-Unglücks „vollkommen unzureichend“ aufgearbeitet worden.

320°/dpa

Mehr zum Thema
Mehr Fernwärme aus Abfällen: Neue Technologie in MVA Borsigstraße