Nachhaltige Investments

Immer mehr Anleger wollen ihr Geld mit reinem Gewissen mehren. Doch erfüllen grüne Finanzprodukte das, was Verbraucher sich darunter vorstellen? Es gibt Zweifel.

Wie grün sind grüne Geldanlagen wirklich?


Klima- und Umweltschutz wird für viele Verbraucher bei der Geldanlage wichtiger – doch wie „nachhaltig“ Produkte tatsächlich sind, ist zumindest auf den ersten Blick oft nicht erkennbar. Die große Mehrheit der momentan als nachhaltig deklarierten Produkte erfülle nicht die hohen Erwartungen der Anleger, stellt die Alternativ-Bank Triodos fest.

„Wir sehen seit Jahren einen Trend zu nachhaltigen Investments, der jetzt nochmal an Dynamik gewonnen hat“, sagt Triodos-Deutschland-Chef Georg Schürmann. In einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Bank gab gut ein Fünftel (22 Prozent) der 1012 befragten Erwachsenen in Deutschland an, aktuell Geld nachhaltig investiert zu haben, knapp ein Drittel (31 Prozent) zeigte sich offen dafür. Höchste Priorität hat für diese Anleger, ihr Geld in Unternehmen oder Branchen zu investieren, die positive soziale und/oder ökologische Ziele verfolgen.

„Allerdings gibt es bis heute keine einheitliche Definition, was unter nachhaltiger Geldanlage zu verstehen ist“, gibt Schürmann zu bedenken. Einen Beitrag zu mehr Klarheit will auch die EU-Kommission leisten. Am 10. März 2021 trat die sogenannte Transparenzverordnung (Sustainable Finance Disclosure Regulation/SFDR) in Kraft, nach der Finanzprodukte hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit klassifiziert werden. Weitere Schritte auf europäischer Ebene sind geplant.

„Eher Greenwashing“

Nach Inkrafttreten der EU-Verordnung habe sich allein auf dem deutschen Markt der Anteil der nachhaltigen Fonds zum Ende des ersten Quartals 2021 fast verdoppelt, führte die Triodos Bank aus. „Fondsgesellschaften haben die EU-Vorgaben genutzt, um bisher konventionelle Produkte auf nachhaltige Anlagestrategien umzustellen – ohne dabei jedoch die Inhalte wesentlich zu verändern.“ Das sei „eher Greenwashing“, kritisiert die Alternativbank.

„Der eine oder andere Anbieter ist mit der Definition vielleicht etwas großzügig umgegangen“, bekräftigt Schürmann, der Mitglied im sogenannten Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung zur Weiterentwicklung des Finanzmarktes in den Bereichen Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung ist. „Das ist ein Risiko für den gesamten Markt, was Glaubwürdigkeit angeht“, warnt er.

Zum Thema Klimaschutz gibt es in der Finanzbranche mittlerweile zahlreiche Bemühungen. Im April 2021 ging zum Beispiel die „Net-Zero Banking Alliance“ an den Start, in der Banken rund um den Globus anstreben, ihren Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) bestmöglich zu verringern. Von Anfang an dabei waren dort aus Deutschland Commerzbank und Deutsche Bank sowie Deutschlands größte Alternativbank GLS.

Deutsche Bank und Commerzbank haben sich zudem eigene Ziele in Sachen Klima- und Umweltschutz gesetzt. Die Sparkassen in Deutschland wollen ebenfalls dazu beizutragen, dass weniger CO2 ausgestoßen und insgesamt umweltbewusster gewirtschaftet wird. Umwelt- und Klimaschützer bezweifeln regelmäßig, dass solche Selbstverpflichtungen ausreichen.

320°/dpa

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