Systemrelevanz: Sachsen streicht Entsorgungswirtschaft

Wohin mit den Kindern bei pauschal geschlossenen Schulen und Kitas, wenn beide Eltern berufstätig sind? Bislang mussten sich Beschäftigte in der Entsorgungswirtschaft darüber wenig Gedanken machen, denn ihre Tätigkeit galt als systemrelevant. Das heißt: Die Kinder hatten Anspruch auf Notbetreuung, die alle Schulen und Kindertagesstätten seit Beginn der Pandemie anbieten müssen.

In Sachen wurden die Beschäftigten in der Entsorgungswirtschaft nun von der Liste der systemrelevanten Tätigkeiten gestrichen. In der aktuellen Schul- und Kita-Coronaverordnung des Freistaats vom 20.11.2021 fehlt die Entsorgungswirtschaft auf der Liste der Personenberechtigten für Notbetreuung. Der Anspruch entfällt demnach, die Eltern müssen die Kinder selbst betreuen.  

BDE: Müllarbeiter können kein Homeoffice machen

Für den Entsorgerverband BDE ist die Streichung nicht nachvollziehbar. Müllarbeiter könnten schließlich kein Homeoffice machen, schreibt der Verband in einem Eilbrief an den sächsischen Kultusminister Christian Piwarz. Die Mitarbeiter in der Abfallwirtschaft würden vielmehr Tag für Tag vor Ort die Mülltonnen in sächsischen Kommunen leeren und Anlagen am Laufen halten.

Die Ausklammerung des Entsorgungssektors in Sachsen kommt für den BDE auch deshalb überraschend, weil der Bundesgesetzgeber zwischenzeitlich die Siedlungsabfallentsorgung ausdrücklich als kritische Infrastruktur benannt hatte.

Vom Minister Piwarz fordert der Verband nun, die Liste der Berufe der kritischen Infrastruktur noch einmal zu bearbeiten und um die kommunale wie private Abfallwirtschaft zu ergänzen. „Sodass im Freistaat Sachsen trotz der Pandemie keine Mülltonnen ungeleert stehenbleiben müssen und Anlagen stillstehen“, so der BDE.

320°/ek