Nachhaltiger Konsum

Reparaturen sollen einfacher werden: Das Europäische Parlament will Hersteller verpflichten, ihre Produkte unter bestimmten Umständen zu reparieren. Teil der Forderung ist auch die Einführung eines Reparaturfonds.

EU-Parlament stimmt für Recht auf Reparatur


Defekte Produkte sollen nach dem Willen des Europaparlaments in der EU leichter repariert werden können. Damit solle der Konsum nachhaltiger werden, teilte das Parlament am Dienstag mit.

Die Abgeordneten stimmten in Straßburg für eine gemeinsame Position zum „Recht auf Reparatur“. Demnach müssen Hersteller ihre verkauften Produkte reparieren, wenn die Reparatur gleich viel oder weniger kostet als ein Neukauf. Eine Reparatur kommt nicht in Frage, wenn sie teurer wäre als ein Neukauf, nicht möglich ist oder für den Verbraucher „ungünstig“ wäre.

Laut dem Beschluss sollen Verbraucher zudem das Recht haben, eine Reparatur auch nach Ablauf der Garantiezeit zu verlangen. Außerdem soll die gesetzliche Garantie um ein Jahr verlängert werden, wenn ein Produkt repariert wurde.

„Ersatzteile zu angemessenen Preisen“

Damit Reparieren attraktiver wird als Ersetzen, sollen Hersteller für die Dauer der Reparatur Leihgeräte zur Verfügung stellen. Kann ein Produkt nicht mehr repariert werden, soll stattdessen ein bereits repariertes Produkt angeboten werden.

„Die Leute wollen die Lebensdauer ihrer Geräte verlängern, aber das ist oft zu kostspielig oder schwierig“, sagte der verbraucherschutzpolitische Sprecher der Europa-SPD, René Repasi. Das Parlament will deshalb sicherstellen, dass unabhängige Betriebe, die Reparaturen und Instandsetzung anbieten, sowie Endverbraucher alle nötigen Ersatzteile, Informationen und Werkzeuge zu angemessenen Preisen erhalten.

Der Kommunalverband VKU begrüßte den Beschluss. „Wer konsumiert, muss auch das Recht und die Möglichkeit haben, seine Konsumgüter reparieren zu lassen. Nur dann können wir Abfälle vermeiden und kommen unserem Ziel einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft näher“, sagte VKU-Vizepräsident Patrick Hasenkamp.

Besonders erfreulich ist aus Sicht des VKU die Initiative des EU-Parlaments, die Einführung von Reparaturfonds zu fordern. „Denn die größte Hürde für die Reparatur von Produkten stellen aus Verbrauchersicht häufig die hohen Kosten im Verhältnis zur Neuanschaffung des betreffenden Produktes dar“, so der Verband. Aus diesem Grund fordere auch der VKU die Einführung von herstellerfinanzierten Reparaturfonds, aus denen die Verbraucher einen bestimmten Anteil der Reparaturkosten erstattet bekommen können.

Grundlage für die neuen Regeln ist ein Vorschlag der Europäischen Kommission vom März. Nach Angaben der Brüsseler Behörde verlieren Verbraucher nicht nur viel Geld, wenn sie sich für einen Austausch statt für eine Reparatur entscheiden. Die vorzeitige Entsorgung noch brauchbarer Produkte verursache zudem hohe Treibhausgasemissionen und mehr als 30 Millionen Tonnen Müll pro Jahr. Das Parlament und die ebenfalls an der Gesetzgebung beteiligten EU-Staaten müssen nun gemeinsam über endgültige Vorgaben verhandeln.

320°/dpa/re

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