Starke Marktposition

Die Marktmacht der Rethmann-Gruppe auf dem Entsorgungsmarkt ist dem Bundeskartellamt ein Dorn im Auge. Dabei geht es vor allem um Remondis. Die Behörde will weitere Schritte prüfen.

Kartellamt behält Rethmann im Auge


Das Bundeskartellamt will prüfen, ob die Rethmann-Gruppe in der Entsorgungswirtschaft künftig auch die Übernahmen kleinerer Unternehmen anmelden muss.

Unternehmen der Rethmann-Gruppe seien in vielen Bereichen der Entsorgungswirtschaft sowohl bundesweit als auch in mehreren Bundesländern Marktführer mit „beachtlichen Marktanteilen und einem großen Abstand zu konkurrierenden Unternehmen“, teilte die Behörde am Donnerstag mit. Das ist das zentrale Ergebnis der am Donnerstag veröffentlichten aktualisierten Sektoruntersuchung des Bundeskartellamtes über die Erfassung von Siedlungsabfällen und die Aufbereitung von Hohlglas (Glasverpackungen).

„Insbesondere bei der Erfassung von Restmüll sowie bei der Erfassung und Aufbereitung von Altglas hat die Rethmann-Gruppe eine sehr starke Marktposition“, erklärte Kartellamtspräsident Andreas Mundt. „Angesichts dieser Ergebnisse werden wir im nächsten Schritt prüfen, ob wir Rethmann verpflichten, künftig auch die Übernahmen von kleineren Unternehmen bei uns anzumelden. Wir könnten dann die wettbewerblichen Auswirkungen auch kleinerer Übernahmen von Unternehmen prüfen und die fortschreitende Marktkonzentration einer Kontrolle zuführen.“

Fusionskontrollfreier „Unterschwellenbereich“

Hintergrund ist das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB). Um der Fusionskontrolle zu unterliegen, muss eines der beteiligten Unternehmen einen Umsatz von mindestens 50 Millionen Euro und ein weiteres Unternehmen einen Umsatz von mindestens 17,5 Millionen Euro haben. Die Übernahme kleinerer Unternehmen ist daher in vielen Fällen nicht anmeldepflichtig. Bei kleineren Umsätzen kann die Behörde eine Anmeldung nur anordnen, wenn Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass durch künftige Zusammenschlüsse wirksamer Wettbewerb im Inland erheblich behindert werden könnte.

Für die in Deutschland mittelständisch geprägte Entsorgungswirtschaft bestehe die Gefahr, dass „größere Unternehmen der Branche in erheblichem Umfang kleinere Unternehmen aufkaufen können, ohne dass die wettbewerblichen Auswirkungen des Vorhabens durch das Bundeskartellamt kontrolliert werden könnten“, so das Kartellamt. Die Erfahrung der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass in diesem fusionskontrollfreien „Unterschwellenbereich“ zahlreiche Aufkäufe durch größere Anbieter stattfänden.

Zur familiengeführten Rethmann-Gruppe gehören die drei Sparten Remondis, Rhenus und Saria. Die Gruppe ist auch zu 34 Prozent am französischen Bahnunternehmen Transdev Group beteiligt. Die Entsorgungsaktivitäten sind im Wesentlichen bei Remondis gebündelt.

Remondis beschäftigte 2022 konzernweit rund 41.000 Mitarbeitende und erzielte in mehr als 30 Ländern einen Umsatz von 12,6 Milliarden Euro – und damit 1,1 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr. Die gesamte Rethmann-Gruppe erwirtschaftete 2022 mit 90.000 Mitarbeitenden einen Umsatz von 24,7 Milliarden Euro – nach 21,8 Milliarden Euro im Vorjahr.

320°/dpa/re

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