Grüne Transformation

Ohne kritische Metalle keine digitale und grüne Transformation. Doch die Abhängigkeit Deutschlands von ausländischen Importen ist hoch, wie eine Studie zeigt. Und damit auch das Risiko.

Kritische Metalle: So abhängig ist die deutsche Wirtschaft


Kupfer, Lithium und Seltene Erden – ohne diese kritischen Metalle wäre die digitale und grüne Transformation nicht bewerkstelligen. Kupfer ist unverzichtbar für Elektronik und Elektrotechnik, Lithium bildet die Basis für moderne Batterietechnologien und Seltene Erden sind unentbehrlich für Hochleistungsmagnete in Windkraftanlagen und Elektromotoren. Deutschland muss diese Metalle größtenteils importieren. 72 Prozent des benötigten Lithiums bezieht Deutschland aus Chile – eine Monoabhängigkeit, die sowohl ökonomische als auch geopolitische Risiken birgt.

Eine neue Studie von KfW Research hat diese Rohstoffabhängigkeit näher untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass 30 Prozent der Bruttowertschöpfung des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland von der Produktion kupferhaltiger Waren abhängen. 10 Prozent der Bruttowertschöpfung beruhen auf der Herstellung lithiumhaltiger Güter und 22 Prozent sind an die Produktion von Waren gebunden, die Seltene Erden enthalten.

Grafik: picture alliance/dpa-Infografik

Die Studie beleuchtet zudem das Risiko entlang der Wertschöpfungskette. Knapp ein Drittel der Lithiumimporte nach Deutschland und 19 Prozent bei Kupfer und Seltenen Erden gelten demnach als risikobehaftet. Dies gilt insbesondere für Produktionsstufen mit hoher globaler Konzentration. So liegt der Anteil Chinas an der Weiterverarbeitung von Kupfer bei knapp 40 Prozent. Bei Lithium und Seltenen Erden haben die drei größten Anbieter einen Marktanteil von über 80 Prozent.

Entsprechend groß ist die Abhängigkeit Deutschlands: Bei Kupfermetallen sei die Bundesrepublik auf die Importe aus Russland angewiesen, heißt es in der Studie. Lithiumkarbonat beziehe Deutschland zu 72 Prozent direkt aus Chile. Bei den Importen Seltener Erden bestehe aktuell und wohl auch auf absehbare Zeit eine hohe Abhängigkeit von China, von wo laut Studie 84 Prozent der Seltenen Erden stammen.

Gerade vor dem Hintergrund politischer und Klimarisiken sollte die Widerstandsfähigkeit von Rohstofflieferketten über die ersten Verarbeitungsstufen hinaus geprüft werden, so die KfW. „Rohstoffsicherheit erfordert die Berücksichtigung der gesamten Wertschöpfungskette vom Abbau bis zum importierten Vorprodukt“, betont Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. Eine resiliente Rohstoffversorgung verursache zwar zunächst Kosten, sei aber letztlich Voraussetzung für die Gestaltung der grünen und digitalen Transformation.


Link zur Studie:

320°/re

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