Monitoring-Programm

Rund 40 Millionen Tonnen Bauabfälle fallen jährlich in Nordrhein-Westfalen an. Eine Verwertung im Hochbau findet kaum statt. Umweltminister Krischer wünscht sich mehr Innovationen der Recyclingwirtschaft – beispielsweise in Form von speziellen Aufbereitungsanlagen.

Nur ein Prozent der Bauabfälle in NRW gehen in den Hochbau


Von den rund 200 Millionen Tonnen Bauabfällen in Deutschland fallen etwa 40 Millionen Tonnen in Nordrhein-Westfalen an, die überwiegend in Verfüllungen oder im Erd- und Deponiebau verwertet werden. Dies geht aus dem ersten Teilbericht des NRW-Umweltministeriums zum „Monitoring-Programm zur Umsetzung der Ersatzbaustoffverordnung und zu den Auswirkungen auf die Stoffkreisläufe mineralischer Abfälle und Nebenprodukte in Nordrhein-Westfalen“ hervor.

Wie die Bestandsaufnahme zeigt, entfällt der größte Anteil des Abfallaufkommens auf Boden und Steine mit etwa 26 Millionen Tonnen. Bodenmaterial wird dem Bericht zufolge „ganz überwiegend“ in Verfüllungen von Abgrabungen der Kies- und Sandgewinnung verwertet oder auf Deponien entsorgt.

Außerdem wurden im Jahr 2020 rund 15 Millionen Tonnen der mineralischen Bau- und Abbruchabfälle in Bauschuttaufbereitungsanlagen angenommen. Bei der Aufbereitung entstehen Recyclingbaustoffe, von denen im Jahr 2020 etwa 6,3 Millionen Tonnen im Straßen- und Wegebau und 4,4 Millionen Tonnen im Erdbau verwendet worden seien. Rund 5,5 Millionen Tonnen industrielle Gesteinskörnungen wurden unter anderem aus Nebenprodukten der Eisen- und Stahlindustrie oder Kraftwerksrückständen gewonnen.

„Enormes Potenzial“

Die Bestandsaufnahme zeige, dass das Potenzial für die Nutzung von Recyclingbaustoffen in Nordrhein-Westfalen bei weitem noch nicht ausgeschöpft sei, heißt es im Bericht. Noch immer werde zu viel Material auf der niedrigsten Verwertungsstufe der Abfallhierarchie in Verfüllungen oder im Erd- und Deponiebau verwertet und gehe so dem Baustoffkreislauf verloren.

„Nur etwa ein Prozent der aufbereiteten mineralischen Baustoffabfälle werden für den Hochbau wiederverwertet“, erklärt Umweltminister Oliver Krischer. Das hochwertige Recycling solcher Abfälle biete ein „enormes Potenzial“, das – wenn es ausgeschöpft würde – auch die Wirtschaft unabhängiger von Importe mache. „Das funktioniert aber nicht ohne die nötigen Innovationen in der Recycling-Branche: Wir brauchen zum Beispiel mehr spezielle Aufbereitungsanlagen für Bauschutt und Bodenaushub und eine umweltgerechte Behandlung teerhaltiger Straßenausbaustoffe“, so der Umweltminister.

Lob für HDB-Verfahren in Hünxe

Beispielhaft für Innovationen in der Recyclingbranche ist aus Krischers das neu entwickelte Aufbereitungsverfahren der Firma HDB Recycling in Hünxe. Durch eine Nasswäsche in Kombination mit verschiedenen Sortier- und Trennverfahren ist es möglich, aus Bauschutt, Bodenmaterial und verschiedenen Bauabfallgemischen hochwertige Gesteinskörnungen für den Hoch- und Tiefbau zurückzugewinnen. Die in Nordrhein-Westfalen einzige Recyclinganlage mit diesem Verfahren wurde mit Landesmitteln gefördert und ist seit vergangenem Jahr in Betrieb.

Darüber hinaus könne ein verbessertes Stoffstrom- und Bodenmanagement auf Baustellen sowie ein selektiver und verwertungsorientierter Rückbau dazu beitragen, die vorhandenen Potenziale mineralischer Abfälle besser zu nutzen und die Menge der noch zu deponierenden Bau- und Abbruchabfälle zu reduzieren. Das Umweltministerium hat nach eigenen Angaben eine landesweite Probenahme- und Untersuchungskampagne an Bodenmaterial und Recyclingbaustoffen beauftragt. Die Erkenntnisse der verschiedenen Teilprojekte des Monitorings sollen in die bundesweite Evaluierung der Ersatzbaustoffverordnung einfließen.


Link zum Monitoringbericht:

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