Marktbericht für Juni

Teils unerwartet sind auch im Juni die Altpapierpreise in Deutschland etwas gestiegen. Für Juli wird hingegen mit einem leichten Minus gerechnet. International blieb die Nachfrage trotz Ramadan stabil.

Erneutes Plus für Altpapierpreise


Für einige Marktteilnehmer durchaus überraschend sind die Preise für sortiertes gemischtes Altpapier (1.02), Kaufhausaltpapier (1.04) und Deinkingware (1.11) im Juni weiter gestiegen.

Laut aktuellem Marktbericht des Brüsseler Informationsdienstes RISI waren Marktbeobachter davon ausgegangen, dass die Preise im Juni eher stabil bleiben werden. Doch wider Erwarten erlöste eine Tonne sortiertes gemischtes Altpapier im Juni durchschnittlich 116,77 Euro, wie Preiserhebungen von FOEX zeigen. Das bedeutet einen Preisanstieg von 3,24 Euro im Vergleich zu Mai. Seit Jahresbeginn ist der Preis um 5,15 Euro pro Tonne nach oben geklettert.

Um fast zehn Euro hat sich seit Jahresbeginn eine Tonne Kaufhausaltpapier verteuert. Im Juni lag der Erlöspreis bei 129,48 Euro pro Tonne. Das entspricht einer Preiserhöhung um 2,58 Euro gegenüber Mai. Ähnlich gestiegen sind die Tonnenpreise für sortierte Deinkingware: Hier lag der Erlöspreis im Juni bei 145,01 Euro und damit 2,32 Euro über dem Preis des Vormonats. Auf das Jahr betrachtet stieg der Preis seit Januar um 4,95 Euro an.

FOEX-Juni-16Die guten Preise lagen laut RISI auch daran, dass die Fabriken aufgrund geringer Lagerbestände bereit waren, höhere Preise zu bezahlen. „Das Sammelaufkommen war in einigen Teilen Deutschlands aufgrund der beginnenden Sommerferien bereits recht niedrig, und einige Werke boten höhere Preise, um ihre Bestände aufzustocken,“ berichtet ein Marktteilnehmer.

Wie es im Juli weitergehen könnte, darüber sind sich Marktteilnehmer offenbar nicht einig. Während einige davon ausgehen, dass die Altpapierpreise stabil bleiben, rechnen andere damit, dass die Notierungen wie zuletzt in Frankreich und Spanien für die unteren Sorten um 5 bis 10 Euro fallen könnten.

Destatis-Index steigt ebenfalls

Auch die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamts bestätigen die Markterhebung von RISI und FOEX. Demnach ist für alle Sorten der Index der Großhandelsverkaufspreise gestiegen. Bei gemischtem Altpapier lag er im Juni bei 92,1. Im Mai betrug der Wert noch 89,5. Basisjahr für den Index ist 2010 (2010 = 100).

Für Papier- und Pappereststoffe lag der Index bei 91,1 (Mai 89,4). Bei Zeitungen und Illustrierten stieg der Wert von 84,9 auf 86,2. Für Zeitungen erhöhte sich der Index um 1,3 Punkte auf 97,6. Bei Verpackungen aus Papier und Karton gab das Statistische Bundesamt einen Wert von 92,6 an (Mai: 90,5) und bei gebrauchter Kraftwellpappe stieg der Index um 1,1 auf 94,5.

Wenig Wellpappenpapiere in Europa

Auch international blieben die Altpapierpreise mindestens stabil – und das, obwohl während des Ramadans in Ländern wie Indien und Indonesien der Handel praktisch ausgesetzt war. Doch dank großer Faser-Nachfrage von Händlern aus China blieb ein Preisrückgang aus. Auch im Juni blieb der Markt ausgeglichen, die Frachtraten hingegen fielen um 25 bis 50 Euro pro Tonne im Vergleich zum Vormonat.

In Europa berichten Händler, dass weiterhin eher wenig Wellpappenpapiere verfügbar seien, die Nachfrage aber weiterhin gut sei. Besonders gemischte Sorgen wurden im Juni stark nachgefragt. Deinkingware war sowohl von europäischen als auch von asiatischen Ländern – besonders Südkorea – ebenfalls in großen Mengen gefragt. Gute Nachfrage gab es auch nach mittleren und hochwertigen Sorten.

Eher enttäuscht waren Händler Ende Mai/Anfang Juni in den USA. Dort wurde für Wellpappen nach Ende des Memorial Days eigentlich ein Preissprung erwartet. Doch die Nachfragesteigerung fiel schwächer aus als erwartet, so dass die Preiserhöhungen lediglich bei rund 5 US-Dollar pro Tonne lagen. Für Büropapiere blieben die Preise überwiegend gleich.

© 320°/ek | 12.07.2016

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