Gemischte Kunststoffabfälle

Mit einer neuen Markierungs- und Identifizierungstechnologie soll eine zuverlässige Separation von PET-Lebensmittelverpackungen aus gemischten Kunststoffabfällen möglich werden. Innerhalb der kommenden 18 Monate will das Forschungskonsortium seinen Prototypen für den industriellen Maßstab tauglich machen.

Chemische Marker machen High-Speed-Sortierung möglich


Eine Arbeitsgemeinschaft aus Verbänden, Recyclern und Wissenschaftlern will die Menge an lebensmitteltauglichem Recycling-PET deutlich erhöhen. Geplant ist der Einsatz einer neuen Technologie, mit der die automatische Erkennung und Sortierung von geeigneten PET-Flaschen möglich werden soll.

Konkret entwickelt das Konsortium ein Markierungs- und Identifikationssystem für Lebensmittelverpackungen. Mit chemischen Markern sollen PET-Abfälle, die für den Kontakt mit Lebensmitteln zugelassen sind, aus gemischten Kunststoffabfällen zuverlässig herausgefischt werden. Die Projektpartner verwenden dazu zwei handelsübliche chemische Marker, die für den Kontakt mit Lebensmitteln zugelassen sind.

Die chemischen Marker werden zusammen mit einer speziellen, spritzbaren Beschichtung auf PET-Getränkeflaschen aufgebracht. Diese neue Lackformulierung auf Wasserbasis sei beständig gegen Wasser und robust genug, um sich im gesamten Lebenszyklus der Flasche nicht abzunutzen. Zudem sei diese Beschichtung so flexibel, dass auch andere dispergierbare Markerpigmente hinzugefügt werden könnten, und das System auf alternative Polymertypen wie Polypropylen erweitert werden könne.

Prototyp eines High-Speed-Sortiersystems

Die Marker würden im nahen Ultraviolettbereich anschlagen und eine starke Fluoreszenz im sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums aufweisen, wie es im Zwischenbericht heißt. Nach erfolgreicher Aussortierung der markierten PET-Flaschen haben die chemischen Marker ihren Dienst getan und müssen entfernt werden. Der Grund: Für den Fall, dass die Rezyklate anschießend in Anwendungen außerhalb des Nahrungsmittelbereichs landen, muss der ursprüngliche Status der Lebensmitteltauglichkeit des Plastiks gelöscht werden. Ansonsten wäre die Gefahr zu groß, dass diese Verpackungsabfälle zu einem späteren Zeitpunkt als lebensmitteltauglich identifiziert werden. Den Angaben zufolge löst sich die Beschichtung unter den gleichen alkalischen Waschbedingungen auf, wie sie in Recyclinganlagen bereits herrschen.

Parallel zur Markierungstechnik hat die Arbeitsgemeinschaft eine passende Detektortechnologie entwickelt. Diese soll sich für eine High-Speed-Sortierung eignen. Vom industriellen Maßstab ist der Prototyp in dieser frühen Phase des Projekts allerdings noch ein gutes Stück entfernt – als Tischgerät hat er noch eine handliche Größe. In den kommenden 18 Monaten will Polymark die Technologie und das Markersystem weiter optimieren und für einen Einsatz unter industriellen Bedingungfen bereit machen. Darüber hinaus sind eine wirtschaftliche Analyse und eine Umweltverträglichkeitsstudie geplant.

Am dem Projekt beteiligen sich die EU-Verbände Petcore Europe, die European Federation of Bottled Waters, Plastic Recyclers in Europe und die European Association of Plastics Recycling and Recovery. Input aus Sicht des Kunststoffrecyclings kommt vom niederländischen 4PET Recycling BV und vom britischen Closed Loop Recycling. Darüber hinaus sind Wissenschaftler und Technologieentwickler vom Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme, vom Hersteller von flüssiger Farbe und Additiven für Kunststoffe ColorMatrix, dem britischen Gesundheits- und Umweltforschungsinstitut Pera Technology und vom Anbieter von Geräten und Systemen für die Produktinspektion und die Sortierung von Stoffströmen S+S (Sesotec) an Bord.

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