Autokonjunktur

Sinkende Verkaufszahlen, hohe Investitionen in die Elektromobilität und eine nachlassende Konjunktur: Die Autoindustrie steht vor schweren Jahren, meint ein Branchenexperte. Er rechnet mit empfindlichen Gewinnrückgängen der Autobauer und Zulieferer.

„Die Party macht Pause“


Der Autoindustrie stehen nach Einschätzung des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer zwei schwere Jahre bevor. Er rechne „mit empfindlichen Rückgängen bei den Gewinnen der Autobauer und Zulieferer“, sagte Dudenhöffer der Deutschen Presse-Agentur.

Grund sei zum einen die rückläufige Nachfrage in China. In diesem Jahr seien die Verkaufszahlen in der Volksrepublik zum ersten Mal seit 1990 gesunken – und auch 2019 dürfte die Nachfrage weiter kräftig sinken. Verantwortlich seien die hohen chinesischen Zölle auf Autoimporte aus den USA, die auch die SUV-Modelle von BMW und Mercedes treffen und zu Preisverschiebungen im Markt führten.

Nächstes Jahr dürften in China 1,9 Millionen Neuwagen weniger verkauft werden als 2017, erwartet Dudenhöffer, der als Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen lehrt. In China selbst blieben dann fast 19 Prozent der Produktionskapazitäten ungenutzt. „Das ist ein harter Einschnitt, denn alle Autobauer haben ihre Produktionskapazitäten erweitert.“

Schwierige Konjunktur und politische Vorgaben

Hinzu komme noch „ein ganzes Bündel von Problemen“. Dazu zählen Fahrverbote für Dieselautos, ein geringeres Wirtschaftswachstum in Deutschland, der Brexit sowie der steigende Schuldenberg Italiens. Für Deutschland, den viertgrößten Automarkt der Welt, rechnet Dudenhöffer bis 2021 mit sinkenden Verkaufszahlen. Mit 3,26 Millionen Autos dürften sie dann 5 Prozent unter denen des vergangenen Jahres liegen. In den USA dürfte es demnach 2019 eine deutliche Delle geben, danach wieder leicht aufwärtsgehen.

Zugleich muss die Autoindustrie unter dem Druck politischer Vorgaben Milliarden in Elektroautos und in den Umbau der Werke investieren. In China gilt 2019 eine Elektroautoquote von 10 Prozent für Neuwagen. Die EU schreibt von 2021 an einen deutlich niedrigeren CO2-Ausstoß vor – was für die Autobauer wegen der sinkenden Dieselnachfrage immer schwerer zu schaffen ist.

Der wachsende Druck von zwei Seiten „lässt sich an Gewinnwarnungen und dem Rückgang der Aktienkurse ablesen“, sagte Dudenhöffer. Daimler und BMW mussten ihre Prognosen nach unten korrigieren, der Börsenwert des großen Zulieferers Continental ist seit Jahresbeginn um 41 Prozent eingebrochen. „Die Party macht Pause“, meint Dudenhöffer. „Das Autogeschäft wird schwieriger.“

 

© 320°/dpa | 03.12.2018

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