Technologieförderung

Ein neues Innovationszentrum soll die Wasserstofftechnologie in Deutschland voranbringen. Drei Bewerberstandorte sind nun in der engeren Auswahl. Dem Standort des neuen Zentrums winkt ein dreistelliger Millionenbetrag.

Drei Projekte in engerer Auswahl für neues Wasserstoffzentrum


Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer will den Einsatz von Wasserstoff für Mobilitätsanwendungen vorantreiben. Wie der CSU-Politiker am Mittwoch in Berlin bekanntgab, sind für ein neues Innovations- und Technologiezentrum Wasserstofftechnologie (ITZ) drei Projekte in der engeren Auswahl: Das niederbayerische Pfeffenhausen sowie Chemnitz (Sachsen) und Duisburg (Nordrhein-Westfalen).

Zu diesen Projekten soll in den kommenden Monaten eine Machbarkeitsstudie erstellt werden. Dem Standort des neuen Zentrums winkt laut Scheuer eine Förderung im dreistelligen Millionenbereich. Zuvor habe es insgesamt 15 Bewerbungen gegeben. Für Projekte in Bremerhaven, Hamburg und Stade soll eine Untersuchung mit Fokus auf die Luftfahrt und Schifffahrt gefördert werden.

Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), lobte das für Pfeffenhausen entworfene Konzept eines Wasserstoff-Technologie-Anwenderzentrums (WTAZ). „Bayerns Konsortium hat in Berlin überzeugt: Wir sind optimal aufgestellt für das WTAZ“, betonte er. Komme es in den Freistaat, könne man „im Zusammenspiel mit Politik, Forschung und Industrie die Wasserstoffwirtschaft schnell hochskalieren und damit entscheidend dazu beitragen, Deutschland zum Wasserstoffland zu machen, deutsche Arbeitsplätze zu sichern und die Klimaziele zu erreichen“.

Zum bayerischen Bewerber-Konsortium gehören dem Wirtschaftsministerium zufolge unter anderem der TÜV Süd, die Technische Universität München, die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und das Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg.

„Tafelwasser der Energiewende“

Der Bundesverkehrsminister bekräftigte seine Position, bei den Fahrzeugantrieben der Zukunft nicht allein auf batteriebetriebene Elektroautos zu setzen – sondern auch auf den Wasserstoffantrieb per Brennstoffzelle oder über sogenannte E-Fuels. Das Verkehrsministerium könne Projekte über die Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung mit insgesamt 1,6 Milliarden Euro fördern.

Zu Kritik an hohen Kosten für Wasserstoff sagte Scheuer: „Wasserstoff ist nicht der Champagner der Energiewende, sondern das Tafelwasser, daran arbeiten wir.“ Dagegen sagte Jens Hilgenberg, Leiter Verkehrspolitik beim Umweltverband BUND: „Gerade im Verkehrssektor dürfen jetzt keine kostspieligen Fehlinvestitionen getätigt werden. Hinsichtlich ihrer Energieeffizienz sind Batteriefahrzeuge klar im Vorteil gegenüber Fahrzeugen mit Brennstoffzellenantrieb oder gar Verbrennern, die mit wasserstoffbasierten E-Fuels fahren.“

Hamburg zuversichtlich für norddeutsches Zentrum

Hamburg sieht unterdessen wachsende Chancen für ein norddeutsches Wasserstofftechnologiezentrum. In dem seit Herbst 2020 laufenden Wettbewerb des Bundesverkehrsministeriums seien die Wettbewerbsbeiträge aus Hamburg, Bremen und dem niedersächsischen Stade für die nächste Stufe des Auswahlverfahrens nominiert worden, teilte die Wirtschaftsbehörde am Mittwoch in Hamburg mit. „Die drei Standorte sollen nun ein gemeinsames Technologie- und Innovationszentrum für Wasserstoffanwendungen realisieren, das sich auf die Segmente Luftfahrt, Schifffahrt und Intralogistik konzentriert.“ Damit eröffnen sich nach den Worten von Wirtschaftssenator Michael Westhagemann konkrete Perspektiven bei der Entwicklung Hamburgs hin zu einem führenden Wasserstoffstandort.

Wasserstoff, der mit erneuerbaren Energien gewonnen wird, gilt als eine der Säulen im Kampf gegen den Klimawandel. Er kann als Basis für Kraft- und Brennstoffe dienen, um etwa in Industrie und Verkehr die Nutzung von Kohle, Öl und Erdgas abzulösen. Auf diese Weise ließe sich der Ausstoß von klimaschädlichem CO2 reduzieren.

 

© 320°/dpa | 28.04.2021

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