Sortiertechnik

Unsichtbar und doch überall auf der Verpackung: Ein US-Unternehmen hat einen Barcode entwickelt, der vielfältige Informationen über die Kunststoffverpackung speichert und problemlos ausgelesen werden kann. Das digitale Wasserzeichen soll auch bei der Sortierung helfen.

Unsichtbarer Helfer bei der Sortierung


Welche Materialien hat die Verpackung und welche Schichten wurden verarbeitet? Und wer ist der Hersteller und was gibt es beim Recycling zu beachten? All diese Informationen sind bei der Sortierung von Kunststoffverpackungen extrem hilfreich, bisher aber kaum verfügbar. Das Technologie-Unternehmen Digimarc verspricht Abhilfe: Die US-Firma hat einen neuartigen Barcode entwickelt, der die Infos leicht preisgibt und sich einfach auslesen lässt.

Der neue Barcode ist wörtlich genommen jedoch gar keiner. Denn der Begriff bezeichnet eigentlich eine parallele Abfolge von Streifen, die je nach Anordnung verschiedenen Informationen beinhalten kann. Dazu muss der Code mit einem Lesegerät ausgelesen werden. Und genau da liegt häufig das Problem. Kommt die Verpackung im Recyclingprozess an, ist der Code häufig beschädigt, verschwunden oder an einer Stelle angebracht, den die optischen Sensoren nicht richtig erwischen.

Digimarc hat deshalb einen anderen Ansatz gewählt und bringt den Barcode nicht nur an einer Stelle an. „Der Digimarc Barcode wird überall auf dem Objekt angebracht“, sagte Burcin Sezgen, Manager für Europe bei Digimarc, auf der Konferenz „Recyclingfähigkeit und Sekundärrohstoffeinsatz bei Verpackungen“ in Berlin. Der Code ist eine Art Wasserzeichen und wird auf dem gesamten Objekt sowie gegebenenfalls auf dem Etikett mehrfach aufgetragen.

Auch bei schwarzen Kunststoffverpackungen einsetzbar

Neben Flaschen kann das Zeichen unter anderem auch auf Folien, Shrink-Sleeves, Kanister und Schalen angebracht werden. Für das menschliche Auge ist es so gut wie unsichtbar. Auch bei schwarzen und dunklen Kunststoffverpackungen kann es zum Einsatz kommen.

Wie Sezgen weiter erläuterte, ist der Code von Hochgeschwindigkeitskameras bei normalen Lichtverhältnissen lesbar. Jede Verpackung erhält einen ganz eigenen Code. Dieser enthält Daten zum Kunststofftyp, darunterliegende Schichten, der Prozentzahl der Verbundwerkstoffe, der ursprünglichen Verwendung (Food bzw. Non-Food), Marke und Recycling-Hinweise.

Landet ein Objekt, das mit einem Digimarc Code versehen ist, auf einem Sortierband, erkennt ein Sensor die Informationen. Anschließend sortieren die Druckluftdüsen das Material entsprechend aus, erklärte Sezgen den Trennprozess.

Große Hoffnungen

Die Symbologie ist laut Sezgen für zahlreiche Kunststoffarten und Verpackungstypen geeignet und von der GS1 anerkannt. Hinter der Abkürzung steht Global Standards One – einer Organisation, die globale Standards zur Verbesserung der Wertschöpfungskette gestaltet.

Derzeit wird der Digimarc Code in mehreren Versuchen zum Kunststoffrecycling getestet. Rückenwind könnte die Idee durch die europäische Kunststoffstrategie bekommen, die gerade den Gesetzgebungsprozess durchläuft. Denn dort heißt es: „Mit innovativen Lösungen für fortgeschrittene Trennung, chemisches Recycling und verbessertes Polymerdesign kann eine starke Wirkung erzielt werden. So könnte der großmaßstäbliche Einsatz neuer technischer Lösungen (z. B. digitale Wasserzeichen) eine wesentlich bessere Trennung und Nachweisbarkeit von Materialien ermöglichen, wobei die Nachrüstungskosten gering wären.“

 

© 320°/ek | 13.12.2018

Mehr zum Thema
„Unverpackt trifft immer noch den Nerv der Menschen“
„Der Getränkekarton hat eine unglaublich schlechte Recyclingbilanz“
EU-Parlament stimmt Verpackungsverordnung zu
PreZero plant LVP-Sortieranlage in Dänemark
Neuer Roboter entleert Lebensmittelgläser in Sekundenschnelle
Weniger Verpackung bei Amazon: „Wir nutzen maschinelles Lernen“