bvse-Umfrage

Die Hängepartie um die geplante Ersatzbaustoffverordnung schlägt am Markt für Recyclingbaustoffe durch. Niemand weiß, was die geplante Verordnung bringen wird. Wer auf Nummer sicher gehen will, wählt deshalb die Deponierung. Das lässt die Preise steigen.

Baustoff-Recycler erwarten höhere Entsorgungspreise


Seit 12 Jahren dauert die Diskussion um bundeseinheitliche Regelungen für das Recycling von mineralischen Abfällen bereits an. Das erzeugt Rechtsunsicherheit, denn niemand weiß, welche Grenzwerte künftig für Recyclingbaustoffe gelten werden. Die Unsicherheit besteht auf allen Seiten: bei den Recyclern, bei der Bauwirtschaft und bei den Kommunen. Niemand weiß, ob die Recyclingbaustoffe von heute auch morgen noch als solche definiert sein werden.

Folglich halten sich Wirtschaft und Kommunen immer stärker zurück, wenn es um den Einsatz von Recycling-Beton geht, berichtet bvse-Geschäftsführer Stefan Schmidmeyer. Stattdessen wandern mineralische Abfälle zunehmend auf Deponien. Inzwischen rechnen die Mitglieder des bvse-Fachverbands Mineralik damit, dass in diesem Jahr die Preise für Entsorgung und Verwertung von Bodenmaterial der Klasse ZO/ZO*, Z1.1, Z1.2 und Z2 um durchschnittlich 14,5 bis 20 Prozent verteuern werden; für Bauschutt sehen sie eine Verteuerung um 13 bis 15,5 Prozent.

Die knapper werdenden Verfüll- und Deponiekapazitäten sind ein weiterer Grund für die erwartete Verteuerung. Die befragten Mitglieder geben an, dass bei Bodenmaterial die Entfernung von der Bau- zur Entsorgungs- bzw. Verwertungsstelle bei der Klasse ZO/ZO* durchschnittlich 15 km beträgt. Bei Z1.1 betrage die Entfernung 30 km, bei Z1.2 39 km und bei Z2 52 km. Ähnlich sieht es bei den Entsorgungs- und Verwertungswegen für Bauschutt aus. Material der Klasse Z1.1 muss durchschnittlich 16 km zur Entsorgungsstelle gefahren werden, für Z1.2 sind es 29 km und für Z2 etwa 49 km.

Die Baustoffrecycling-Unternehmen hoffen deshalb weiterhin auf die geplante Mantelverordnung. Dafür liegt seit Juli 2015 der 3. Arbeitsentwurf vor. Doch die Kompromisssuche zwischen den betroffenen Kreisen gestaltet sich schwierig. Aktuell soll ein Planspiel helfen, die Auswirkungen der geplanten Regelungen zu untersuchen. Die Branche erhofft sich von der Mantelverordnung vor allem eine höhere Akzeptanz und damit eine Förderung des Einsatzes von mineralischen Ersatzbaustoffen. „Bis heute wird das große Potenzial der Recyclingbaustoffe als wichtige Rohstoffquelle der Zukunft bei der öffentlichen Hand und in der Bauwirtschaft immer noch nicht genügend wahrgenommen“, beklagt der Vorsitzende des Fachverbandes Mineralik, Jürgen Weber.

Dabei bilden die mineralischen Abfälle mit rund 200 Millionen Tonnen pro Jahr den mengenmäßig größten Abfallstrom in Deutschland. 57 Prozent davon entfallen auf Boden und Steine, 26,9 Prozent auf Bauschutt, 8 Prozent auf Straßenaufbruch und etwa 7,5 Prozent auf Baustellenabfälle. Recycelt werden hiervon immerhin 35 Prozent. Weitere 57 Prozent des Gesamtaufkommens werden einer sonstigen Verwertung (z. B. Verfüllung) zugeführt. Rund 8 Prozent werden auf Deponien beseitigt.

 

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