Nachfrage zieht an

Niedrige Preise, neue Steuern, drohende Stromkrise: In einigen Ländern sind die Metallmärkte unter Druck, berichten Experten des Weltrecyclingverbands BIR. Stark ist der Markt jedoch in Russland.

BIR-Marktbericht für NE-Metalle


Unsicherheiten bei der Einführung einer angekündigten Steuerumstellung beeinflussen derzeit den Schrotthandel in Mexiko. „Die Verarbeiter und Käufer sind immer noch dabei herauszufinden, wie sie ihre Geschäfte korrekt dokumentieren und versteuern können“, berichtet Alejandro Jaramillo von Glorem im aktuellen Marktbericht des Bureau of international Recycling (BIR). „Das hat den Handel stark verlangsamt.“ Aber es gebe auch Positives zu verkünden: Die Automobilindustrie sei auf Wachstumskurs, entsprechend wird ein Anstieg der Nachfrage nach Aluminiumschrott erwartet.

In den USA ist derzeit vor allem Kupfer schwer zu bekommen, der Grund sind die recht niedrigen Preise. „Kupfer wird nur angeboten, wenn die Verkäufer Geld brauchen“, schreibt Andy Wahl von Newell Recycling. „Die meisten warten, bis der Markt sich wieder erholt hat.“ Messing hingegen verkaufe sich erstaunlich gut. Die Schrottpreise sind laut Wahl derzeit stabil. Allgemein beobachtet Wahl, dass die Metallnachfrage aus dem Ausland eher gering ist – sowohl bei Neuware, als auch bei Metallschrott. Der Experte rechnet aber damit, dass die Exportzahlen auch dank entsprechender Signale aus China wieder anziehen werden.

China selbst hat mit einem Währungstief zu kämpfen. Wie David Chiao von der Uni-All Group berichtet, fallen damit auch die Metallpreise: für Kupfer allein um 15 Prozent seit Februar. Generell sei die Metallnachfrage schwach. Anstelle von Exportware würden Aluminiumsmelter immer häufiger ganze Blöcke aus Aluminiumschrott einsetzen. Chiao befürchtet, dass durch diesen Trend die Handsortierung an Bedeutung verlieren wird. „Wenn die trainierten Arbeiter abwandern, geht dieses Wissen verloren“, warnt der Experte. Nun erhofft sich Chiao, dass die Politik eingreift. Eine Möglichkeit wäre, dass von den derzeit 17 Prozent Steuern auf Kupfer- und Aluminiumschrotteinfuhren eine Rückzahlung gewährleistet wird.

Stromkrise lähmt Aluminiumherstellung in Brasilien

Eine drohende Stromkrise in Brasilien, die zu einer Rationierung der Energie führen könnte, erschwert derzeit die Aluminiumproduktion. Laut Bianca Vicintin Abud von Tecal Aluminio Da Amazonia ist die jährliche Produktion von 1,5 Millionen Tonnen auf 1,1 Millionen Tonnen gesunken. Das wiederum führe zu Knappheit sowohl auf den Primär- als auch auf den Sekundärmarkt. Novelis hat angekündigt, in den neuen Verarbeitungslinien ab April überwiegend Aluminiumschrott als Ausgangsmaterial zu verwenden. Das werde den Druck auf die Verfügbarkeit und Preise weiter erhöhen.

In Japan hat der Anstieg der Mehrwertsteuer von 5 auf 8 Prozent seit Beginn des Jahres bisher wenig Effekte auf den Markt gehabt. Shigenori Hayashi von Daiki Aluminium Industry berichtet jedoch über einen starken Rückgang der Automobilindustrie: Die Autoverkäufe sind in dem Zeitraum April 2013 bis März 2014 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 15 Prozent gefallen. Da aber die Aluminiumnachfrage von Autoherstellern aus Übersee nach wie vor stark ist, geht Hayashi von einem Nachfrageanstieg für das Metall von 1,3 Prozent aus.

Das Angebot an Aluminiumschrotten war im März eher gering – die Preise dafür hoch. Da aber die Schrottexporte nach China und Südkorea stark zurückgegangen sind, werden die Schrottpreise laut Hayashi im April wohl wieder fallen.

Viel Schrott in Russland dank der Pläne auf der Krim

Als „stark“, beschreibt Ildar Neverov von Steelway Limited den Markt in Russland. Der Winter sei vorbei, Schrott ausreichend verfügbar und die Nachfrage stabil. Außerdem werden bald weitere Schrottmengen frei: Derzeit werden mehrere Militärgelände und -geräte zurückgebaut. Außerdem soll auf der Halbinsel Krim die Infrastruktur erneuert werden – auch hier fällt dann zunächst einiges an Schrott an.

In Deutschland beobachtet VDM-Hauptgeschäftsführer Ralf Schmitz einen positiven wirtschaftlichen Trend, der auch in der Automobilindustrie spürbar ist und den Aluminiumverbrauch ankurbelt. Auch Aluminiumhalbzeuge werden stark nachgefragt. Entgegen der Erwartungen sind laut Schmitz die Blockpreise für Aluminiumschrott gefallen. Ein generelles Überangebot an Aluminiumschrott in Europa führt laut Schmitz dazu, dass Smelter günstig Schrotte in guter Qualität kaufen können. Die Preise für Kupfer seien noch mehr unter Druck – sie haben im Laufe des Jahres rund 7 Prozent verloren. Schmitz geht hier in naher Zukunft von einem Überangebot aus.

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