Starkes Wachstum in Lateinamerika und Karibik

In Lateinamerika und der Karibik wird das E-Schrott-Aufkommen in den kommenden fünf Jahren in die Höhe schießen. Aber nur rund ein Drittel der Länder in diesen Regionen haben geeignete gesetzliche Rahmenbedingungen entwickelt.

Brasilien wappnet sich für E-Schrott-Problem


Die E-Schrott-Berge in den Ländern Lateinamerikas und der Karibik werden in den kommenden Jahren stark anwachsen. Das zeigen aktuelle Zahlen der Universität der Vereinten Nationen (UNU, engl. United Nations University) und der StEP-Initiative (Solving the E-Waste Problem). Bis 2017 soll das Pro-Kopf-Aufkommen an Elektro- und Elektronikaltgeräten um 19 Prozent ansteigen. Allerdings kann das Recycling in den meisten Staaten mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten.

In Lateinamerika und der Karibik landet im Vergleich mit den Ländern Afrikas und Asiens zwar weniger E-Schrott aus den Industriestaaten. Nach Angaben des Instituts für fortgeschrittene Studien der UNU (UNU/IAS) werden aber auch Latein- und Südamerika und die Karibik in zunehmendem Maße Zielländer für ausgediente Haushaltskleingeräte, TVs, Handys, Computer oder Ähnliches. Zum steigenden Pro-Kopf-Aufkommen an E-Schrott trägt aber auch die rasant wachsende Mittelklasse in diesen Regionen bei. Dank ihrer steigenden Kaufkraft und des höheren Lebensstandards kann sie mehr und mehr neue Elektro- und Elektronikapparate nachfragen.

Im vergangenen Jahrzehnt ist die Mittelklasse in diesen Regionen laut Zahlen der Weltbank um 50 Prozent gewachsen und repräsentiert immerhin 32 Prozent der regionalen Bevölkerung. Wie die neuen UNU- und StEP-Zahlen zeigen, lag das Pro-Kopf-Aufkommen an E-Schrott in den Staaten Lateinamerikas und der Karibik 2013 bei durchschnittlich 7,5 Kilogramm. Mit Abstand am meisten E-Schrott fällt auf den Bahamas an, dort sind es 19,1 Kilogramm pro Einwohner und Jahr. Bis 2017 soll das Aufkommen durchschnittlich auf 8,9 Kilogramm pro Kopf und Jahr steigen.

Große Besorgnisse wegen wachsender Probleme bei E-Schrott-Entsorgung

Rund ein Drittel der Staaten haben bislang regulatorische Instrumente wie Verordnungen oder Gesetze im Umgang mit der richtigen Entsorgung und dem Recycling der problematischen und gefährlichen Abfälle entwickelt. Brasilien ist dabei am weitesten fortgeschritten, gefolgt von Argentinien, Kolumbien, Peru, Bolivien, Chile, Mexico und Costa Rica. Laut UNU und StEP arbeiten aber auch andere Länder aktiv an gesetzlichen Maßnahmen und Gesetzesvorlagen.

Akute Besorgnisse über den derzeitigen Stand der E-Schrott-Entsorgung in vielen Ländern der Karibik und Latein- und Zentralamerikas wurden unlängst bei einer E-Schrott-Akademie für Führungskräfte in El Salvador geäußert. Diese einwöchige Veranstaltung haben UNU-IAS und StEP in Kooperation mit dem Basel Convention Regional Centre für Zentralamerika und Mexiko (BCRC-CAM) durchgeführt. „Durch den Austausch von Erkenntnissen zum Urban Mining und durch die Förderung internationaler Beziehungen und Zusammenarbeit, können Lehrgänge wie dieser zu konkreten Lösungen auf lokaler Ebene führen“, hieß es seitens der Veranstalter. Die Probleme, vor denen Lateinamerika und die Karibik stehen, kennen auch andere Schwellenländer nur zu gut. In China und Indien wächst der E-Schrott-Markt in einem rasanten Tempo, das große Potenzial kann infolge mangelhaften Recyclings bislang aber nur wenig ausgeschöpft werden.

Kazuhiko Takemoto, Direktor des UNU-IAS, sieht aber nicht nur Probleme im Zusammenhang mit dem E-Schrott. Er bescheinigt dem globalen E-Schrott-Markt im Gegenteil gute Zukunftsaussichten: „Die E-Schrott-Recyclingindustrie birgt großartige Chancen: Dieser Sektor hatte im Jahr 2012 einen Wert von 9,8 Milliarden US-Dollar (nahezu 7,2 Milliarden Euro). Noch vor Ende dieses Jahrzehnts soll er auf über 40 Milliarden US-Dollar anwachsen.“

Eine Übersicht, wer weltweit die meisten E-Geräte auf den Markt bringt, und wo der meiste E-Schrott anfällt, bietet eine interaktive Weltkarte. Die UN-Initiative StEP hat dafür insgesamt 184 Länder unter die Lupe genommen.

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