Stahlindustrie

In China zeichnen sich weitere Kapazitätskürzungen bei der Herstellung von Rohstahl ab. Nun soll als weiterer Schritt die Produktion von minderwertigem Stahl aus Stahlschrott unterbunden werden. Das wird vor allem kleinere Stahlwerke treffen.

China baut weitere Produktions-Kapazitäten ab


China will bis Ende Juni dieses Jahres die Herstellung von minderwertigem Stahl weitgehend stoppen. Diesen Plan verkündete der stellvertretende Leiter der Entwicklungs- und Reformkommission, Lin Nianxiu, im Januar beim Treffen des chinesischen Eisen- und Stahlverbands. Das Vorhaben beziehe sich auf minderwertigen Stahl, der aus Schrotten gewonnen werde, präzisierte Nianxiu.

Von diesen Plänen werden vermutlich vor allem kleine Stahlwerke mit Mittelfrequenzöfen betroffen sein. Nach Angaben des chinesischen Staatsrats entfällt auf solche Werke ungefähr vier Prozent der chinesischen Stahlproduktion. Um die Kapazitätskürzungen voranzutreiben, werde künftig die Produktion und Emissionen von Stahlwerken überwacht. Zudem wolle China neue Produktionskapazitäten zügeln und neue Projekte genau unter die Lupe nehmen. Geplant sind außerdem mehr Fusionen und eine striktere Aufsicht über den Stahlsektor.

Das erklärte Ziel der Volksrepublik ist es, die Herstellung von Rohstahl bis zum Jahr 2020 um 100 bis 150 Millionen Tonnen reduzieren. Im vergangenen Jahr seien bereits Produktionskapazitäten im Umfang von 45 Millionen Tonnen stillgelegt worden, wie der Staatsrat mitteilt. Gleichwohl ist China 2016 von einem Monatsrekord zum nächsten geeilt.

Anziehende Stahlpreise machen Herstellung attraktiv

Im November legte die chinesische Produktion im Vergleich zu 2015 sogar um über 3 Millionen Tonnen beziehungsweise 5 Prozent zu. Seit Jahresbeginn liegt das Plus damit bei über 8 Millionen Tonnen. Nach Einschätzung von Analysten der Commerzbank erklärt sich der Produktionsanstieg in China vor allem damit, dass die anziehenden Preise die Herstellung attraktiv gemacht haben und daher in den Anlagen ohne Stilllegungen die Produktion verstärkt wurde.

Auch die weltweiten Produktionszahlen für die Herstellung von Rohstahl zeigen nach oben. Im November haben die 65 Länder, die ihre Produktionszahlen an den Weltstahlverband worldsteel melden, mit 132,4 Millionen Tonnen etwa 5 Prozent mehr produziert als im November 2015. Die EU-Länder verzeichnen dabei ein leichtes Plus von 2,6 Prozent. Ebenfalls mit einem Plus versehen war die Stahlherstellung in den Türkei: Sie lag mit 2,9 Millionen Tonnen über 10 Prozent über dem Vorjahreswert.

In Deutschland war die Produktion im November 2016 hingegen rückläufig. Mit 3,3 Millionen Tonnen wurden 4,2 Prozent weniger herstellt. Auch die Elektrostahlproduktion in Deutschland lag 3,4 Prozent unter dem Produktionsniveau des Vorjahres, wie die Wirtschaftsvereinigung Stahl mitteilt. Von Januar bis November 2016 wurden in Deutschland 11,782 Millionen Elektrostahl hergestellt. Das bedeutet ein Minus von 1,3 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.


Rohstahlproduktion November_Dezember 2016

Rohstahlproduktion November/Dezember 2016; Quelle: Wirtschaftsvereinigung Stahl

Mehr zum Thema
Thyssenkrupp Steel verkauft Anteile an Energieunternehmen
Tarifstreit bei SRW spitzt sich weiter zu
Neue Kennzeichnung für CO2-armen Stahl
100 Prozent recycelte Edelmetalle: Umicore führt „Nexyclus“ ein
Mehr Rezyklate, weniger Plastik: Was Apple bislang erreicht hat
Wird die Energie- und Antriebswende ausgebremst?
Batteriepaket der Raumstation ISS schlägt in Wohnhaus ein
Neue Marke: Heraeus bietet Produkte aus recycelten Edelmetallen an
Kreislaufwirtschaft: Deutschland und China vereinbaren Aktionsplan
Alternative Papiersorten: Wie gut sind die Top Ten wirklich?
Der längste Streik in der Geschichte der IG Metall
Thyssenkrupp kündigt Abbau von Stahlkapazitäten an