Hoher Aufwand für Abfallmanagement

Die Entsorgung mineralischer Bauabfälle kostet immer mehr und wird zugleich immer aufwendiger. Die Folge sind Verzögerungen von Baumaßnahmen bis hin zum Stillstand, klagt die Bauwirtschaft. Sie fordert dringend einen einheitlichen Rechtsrahmen.

Deutsche Bauwirtschaft beklagt teure und bürokratische Entsorgung


Der finanzielle und bürokratische Aufwand beim Umgang mit mineralischen Abfällen hat sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Bei knapp 70 Prozent der befragten Unternehmen sei der betriebliche Aufwand für das Abfallmanagement seit 2009 gestiegen, teilen der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) und der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) auf Basis einer Umfrage unter ihren Mitgliedsunternehmen mit. Im Durchschnitt habe sich der Aufwand um rund 70 Prozent erhöht.

Nach Angaben der beiden Verbände werden von der deutschen Bauwirtschaft im Auftrag der Bauherren jährlich über 190 Millionen Tonnen mineralischer Abfälle zur Wiederverwendung aufbereitet, transportiert, wiederverwertet oder entsorgt. Die zunehmende Tendenz von privaten und öffentlichen Bauherren, ihre Verantwortung für die bei ihren Baumaßnahmen anfallenden mineralischen Bau- und Abbruchabfälle auf die ausführenden Unternehmen abzuwälzen, sei inzwischen ein erhebliches Problem, kritisieren die beiden Verbände. Die Bauunternehmen seien hierdurch verpflichtet, die Abfälle zu untersuchen. „Das Warten auf die Untersuchungsergebnisse führt oftmals zu Verzögerung bis hin zu einem völligen Stillstand der Baumaßnahme“, so die Verbände. „Auch die aufwendige Baustellenlogistik, die Zwischenlagerung der Abfälle, das Finden eines geeigneten Entsorgungswegs und das elektronische Nachweisverfahren verursachen steigende Kosten bzw. Verzögerungen im Bauablauf.“

16 verschiedene Landesvorschriften

Auch durch den öffentlichen Rechtsrahmen werde die Entsorgung mineralischer Bauabfälle erheblich erschwert. Der Umgang mit mineralischen Bau- und Abbruchabfällen sei derzeit durch 16 voneinander differierende Landesvorschriften geregelt, erklären die Verbände. Die „einseitige Orientierung“ am Besorgnisgrundsatz des Grundwasser- und Bodenschutzes führe zu „im europäischen Vergleich einzigartig rigiden Grenzwerten“. Häufig würden deshalb auch lediglich natürlich belastete Böden nicht wieder in technischen Bauwerken verwendet, sondern stattdessen deponiert. Mit der Folge, dass Deponieraum zunehmend knapp wird und die Transportentfernungen zunehmen.

„Der Umgang mit mineralischen Bau- und Abbruchabfällen muss bundesweit einheitlich geregelt werden“, fordert Franz X. Peteranderl, Vizepräsident des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes. „Die Bauwirtschaft braucht ein harmonisiertes und in sich geschlossenes Regelwerk, das zwischen den Belangen des Grundwasser- und Bodenschutzes auf der einen und der Ressourcenschonung und Abfallvermeidung auf der anderen Seite ausgewogen vermittelt.“

Auch Klaus Pöllath, Vizepräsident Technik des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, kritisiert die aktuelle Situation: „Die Verlagerung von Risiken und Kosten des Umgangs mit mineralischen Bau- und Abbruchabfällen auf die Bauwirtschaft entspricht nicht dem Verursacherprinzip. Insbesondere öffentliche Bauherren müssen sich zu ihrer Verantwortung bekennen.“ Wie Pöllath betont, seien Bauherren, Bauwirtschaft, Architekten und Ingenieure, Abbruchunternehmen und Baustoffaufbereiter gleichsam Adressaten für den Umgang mit Bauabfällen und beim Einsatz von Recyclingbaustoffen. „Nur wenn sich diese in einem Gesamtregelwerk wiederfinden, kann das gesetzte Ziel, die Akzeptanz des Einsatzes von Recyclingbaustoffen zu steigern, auch gelingen.“

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