Bio-Plastik

Forscher aus den USA haben eine Folie entwickelt, die sich als biologisch abbaubare Verpackung für Lebensmittel eignet. Ihr größer Vorteil: Sie schützt besser als herkömmliches Plastik. Sauerstoff wird wirksam abgehalten, versprechen die Wissenschaftler. [ Video ]

Verpackung aus Milchproteinen entwickelt


Biologische Kunststoffe als umweltfreundliche Alternativen zu Plastikverpackungen sind in Mode. Auch einige essbare Verpackungsvarianten aus Stärke sind bereits im Handel erhältlich. Allerdings sind diese entweder zu porös und halten dementsprechend schlecht den Sauerstoff ab. Oder sie sind nicht wasserabweisend und damit nichts für den alltäglichen Gebrauch. Wissenschaftler von der American Chemical Society haben bei der Entwicklung einer neuartigen Bio-Verpackungsfolie all diese Probleme umschifft.

Die Forscher verwenden zur Herstellung der Folie sogenannte Caseine. Casein ist der Name für den Proteinanteil der Milch, der zu Käse weiterverarbeitet wird. Die Caseine sind die häufigsten Milchproteine, die etwa 80 Prozent der Gesamtproteinmenge in der Milch ausmachen. Diese komplexen Milchproteine lassen sich, ähnlich wie die Kohlenwasserstoffe des Erdöls, zu einem dichten Netz verbinden.

„Die proteinbasierten Folien sind wegen ihrer kleineren Poren leistungsfähige Sauerstoffblocker, die Lebensmittel vor dem Verderben schützen“, sagt die Leiterin der Forschungsarbeiten, Peggy Tomasula. Diese Folie könne sogar 500 Mal besser Sauerstoff von Lebensmitteln fernhalten als die herkömmliche Plastikverpackung aus Erdöl; eine entscheidende Eigenschaft, denn dadurch bleiben die Nahrungsmittel haltbar. Durch die Zugabe von Citruspektin seien die Verpackungen sogar noch stärker geworden sowie auch widerstandsfähiger gegen Feuchtigkeit und hohe Temperaturen.

Casein-Beschichtungen sind vielfältig anwendbar

Derzeit testen die Lebensmitteltechniker zusammen mit Kollegen vom US-amerikanischen Landwirtschaftsministerium verschiedene Anwendungsmöglichkeiten für ihr neues Material, unter anderem für Einzelportionsverpackungen wie die in den USA populären Cheese Sticks. Denkbar seien auch Portionstüten für Instant-Suppen oder löslichen Kaffee. Verbraucher könnten die kleinen Beutel in warmes Wasser geben, wo sie sich auflösen. So würde kein weiterer Verpackungsmüll entstehen.

Die Casein-Beschichtung soll laut Tomasula aber nicht nur als Plastikbeutelchen und -verpackung dienen können, sondern könnte auch direkt auf Lebensmittel wie Getreideflocken aufgesprüht werden. „Derzeit bleiben die Cerealien in Milch dank einer Beschichtung aus Zucker knackig. Anstatt all des Zuckers könnten die Hersteller Casein-Protein-Beschichtungen verwenden. Das Spray könnte auch für Pizza- oder andere Lebensmittelboxen verwendet werden, um zu verhindern, dass das Fett die Verpackung verschmutzt.“

Nicht zuletzt könnten Casein-Beschichtungen eine biologisch abbaubare und gesundheitlich unbedenkliche Alternative für perfluorierte Substanzen werden. Diese dienen bislang als Beschichtung für Lebensmittelverpackungen aus Papier oder Karton und Plastikbeutel. Die US-Gesundheitsbehörde, die Food & Drug Administration, hat übrigens kürzlich erst die Verwendung von perfluorierten Substanzen in Lebensmittelverpackungen verboten.

Mit einer Markteinführung von Casein-Verpackungen rechnen die Wissenschaftler innerhalb der kommenden drei Jahre. Zurzeit entwickeln sie Prototypen für eine kleine texanische Firma, aber auch andere Firmen hätten bereits Interesse signalisiert.

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