Rekommunalisierung

Die Entsorgungsangebote der privaten Unternehmen sind den Verantwortlichen teilweise zu teuer. Jetzt will der Landkreis weite Teile der Entsorgung selbst übernehmen. Der kommunale Betrieb soll aufgerüstet werden.

Landkreis Ludwigslust-Parchim will selbst entsorgen


Der Landkreis Ludwigslust-Parchim möchte künftig Teile der Entsorgung wieder selbst erledigen. Der Grund: Die Angebote der privaten Entsorger sind den Verantwortlichen zu teuer. „Wir haben gesehen, dass wir das günstiger machen können und haben deswegen zunächst unseren Vorschlag an die Politik weitergegeben“, sagt Steffen Grünwaldt, Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebs Ludwigslust-Parchim.

Bisher ist das kreiseigene Unternehmen nicht operativ tätig. Die Entsorgung und Verwertung der verschiedenen Abfallfraktionen wird derzeit teils von Alba Nord (Restabfall, Sperrmüll, Bioabfall und Elektro- und Elektronikkleingeräte) und von Remondis (Papier, Pappe, Kartonage und Schadstoffe) übernommen. Laut Abfallwirtschaftsplan aus dem Jahr 2015 fallen in dem Gebiet jährlich rund 25.000 Tonnen Restabfall an.

Die aktuellen Entsorgungsverträge gehen noch bis Ende 2016, die Leistungen wurden bereits europaweit ausgeschrieben. Teilgenommen haben lediglich zwei Unternehmen – ehemals waren es noch acht. Unterschrieben hat der Landkreis jedoch nur bei einem Teil der zu vergebenen Leistungen.

„Die Preise haben sich teilweise massiv erhöht“, sagt Grünwaldt. „Die neuen Angebote lagen bis zu 109 Prozent über den alten Vorschlägen. Wir haben daher nur bei vier Fraktionen Verträge abgeschlossen.“ Zum Zug ist ausschließlich Alba Nord gekommen. Das Unternehmen hat den Zuschlag für das Einsammeln und Befördern gemischter Siedlungsabfälle und Bioabfälle sowie die Behälterbewirtschaftung bekommen und kümmert sich außerdem um das Einsammeln, Befördern und Entsorgen von schadstoffhaltigen Abfällen. Die erneute Zusammenarbeit beginnt am 1. Januar 2017 und geht fünf Jahre.

Für die anderen Fraktionen haben die Angebote derart hoch gelegen, dass keine Verträge abgeschlossen wurden. „Dabei geht es um das Einsammeln, Befördern und teilweise Entsorgen von Sperrmüll, Elektro- und Elektronikgeräten, Haushaltsschrott, Weihnachtsbäumen und Papier, Pappe und Kartonagen“, sagt Grünwaldt. „Das wollen wir künftig selbst erledigen.“

Als Grundstein für die kommunale Entsorgung hat der Kreisausschuss Mitte März für die Aufhebung der Entsorgungsdienstleistungen gestimmt. Im nächsten Schritt müssten Spezialfahrzeuge im Wert von 2,5 Millionen Euro angeschafft und 23 Mitarbeiter eingestellt werden, so der Geschäftsleiter. Die Maßnahme solle über einen preiswerten Kommunalkredit finanziert werden und den Kreishaushalt nicht betreffen. Das letzte Wort in der Angelegenheit hat nun der Kreistag, der voraussichtlich Ende Mai über den Vorschlag abstimmen wird.

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