Straßenaufbruch

Deponiebetreiber müssen ab sofort mit mehr teer-/pechhaltigen Baustoffgemischen rechnen. Denn seit Jahresbeginn darf das Material nicht mehr in Tragschichten von Bundesfernstraßen wiederverwertet werden. Nur für Nordwestdeutschland könnte sich der Aufbau thermischer Verwertungsanlagen lohnen.

Mehr teerhaltiges Material für die Deponie


Der Einbau von Baustoffgemischen mit teer-/pechhaltigen Bestandteilen in Tragschichten von Bundesfernstraßen gehört seit Anfang dieses Jahres der Vergangenheit an. Dasselbe gilt für die Verwendung des Materials in Brücken sowie Dämmschüttungen oder Lärmschutzwänden. Denn seit 1. Januar gilt das Allgemeine Rundschreiben Straßenbau Nr. 16/2015 des Bundesverkehrsministeriums, das den Einsatz dieser Gemische untersagt.

Auf Deponiebetreiber wird folglich mehr Material zur Beseitigung und als Ersatzbaustoff zukommen. Schon bisher fallen jedes Jahr rund 2,7 Millionen Tonnen teerhaltiges Material an. Davon werden auf der Deponie circa 688.000 Tonnen beseitigt und circa 768.000 Tonnen verwertet. Durch die wegfallenden Einsatzmöglichkeiten im Straßen- und Brückenbau werden nun zusätzliche 1,3 Millionen Tonnen den Weg zur Deponie suchen.

Als Alternative zur Deponierung kommt lediglich die thermische Behandlung in Betracht, wie das Bundesumweltministerium (BMUB) auf Anfrage von 320° mitteilt. Allerdings gebe es dafür in Deutschland keine Kapazitäten. Zwar sei es auch möglich, die Baustoffgemische zu thermischen Behandlungsanlagen in den Niederlanden zu verbringen, doch diese Option sei abhängig von den Entfernungen, die dabei zu überbrücken sind.

Ziel: Folgekosten vermeiden

Das BMUB verweist hierbei auf die Ergebnisse einer Studie (2017) des Heidelberger Ifeu-Instituts. Demnach kann es sich für Gebiete in Nordwestdeutschland lohnen, teerhaltigen Straßenaufbruch in die Niederlande zu bringen. Voraussetzung ist, dass diese Gebiete gut an Schienen- und Wasserwege angebunden sind.

Die Ifeu-Vertreter empfehlen darüber hinaus den Aufbau thermischer Behandlungsanlagen in zentralen Gebieten Norddeutschlands. Für periphere Gebiete Deutschlands, die nahe an Primärrohstoffen liegen, empfehlen die Forscher dagegen die Deponierung und dabei bevorzugt die Nutzung als Baustoff. Diesen Empfehlungen schließt sich das Bundesumweltministerium an.

Mit dem Allgemeinen Rundschreiben Straßenbau Nr. 16/2015 verfolgt das Bundesverkehrsministerium das Ziel, Folgekosten vermeiden, die regelmäßig bei Erhaltungsmaßnahmen entstehen. Wie es in dem Papier heißt, würden mit dem Einbau des Materials in Tragschichten zugleich Schadstoffe aus teer-/pechhaltigen Straßenbaustoffen in bisher unbelastetes Material verfrachtet.

Das Ministerium plädiert dafür, dass Material stattdessen bevorzugt thermisch zu verwerten, etwa bei der Zementherstellung. Eine andere Möglichkeit sei die thermische Behandlung, um das Material als schadstofffreie Gesteinskörnung wiederzuverwenden.

 

© 320°/bs | 22.01.2018

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