Frontal 21-Bericht über Tongrubenskandal

Die Ablagerung von geshreddertem Haus- und Gewerbemüll in der Tongrube Vehlitz kommt vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft Stendal klagt unter anderem einen ehemaligen Manager von Veolia Umweltservice an. Doch Veolia wehrt ab: Alles sei legal gewesen.

Veolia weist Vorwürfe zurück


Die Ablagerung von Haus- und Gewerbeabfällen in der Tongrube Vehlitz östlich von Magdeburg gilt als einer der größten Skandale in der deutschen Abfallwirtschaft. Rund 900.00 Tonnen Müll geshredderter Haus- und Gewerbemüll seien in der Tongrube illegal abgekippt worden, glaubt die Staatsanwaltschaft Stendal. Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Betreiber der Tongrube und die Lieferanten der Abfälle erhoben.

Es gehe um Umweltstraftaten in einem besonders schweren Fall, sagte der Sprecher des Landgerichts Stendal in einem Fernsehbeitrag des ZDF-Magazins Frontal 21, der am gestrigen Dienstag ausgestrahlt wurde. Den Angeschuldigten wird vorgeworfen, sie hätten durch die Verfüllung illegale Gewinne von 18 Millionen Euro erzielt. Außerdem sollen sie Wiegescheine gefälscht beziehungsweise umdeklariert haben, um die Stoffströme für die Aufsichtsbehörden nicht mehr nachvollziehbar zu machen.

Dem Bericht zufolge haben die Anwälte des Tongruben-Betreibers, Edgar E., erklärt, dass alles nach Recht und Gesetz abgelaufen sei. Edgar E. habe eine gültige Genehmigung für die Abfallablagerung in die Tongrube besessen. Auch der Entsorgungskonzern Veolia Umweltservice weist gegenüber Frontal 21 die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft Stendal zurück. Alles sei legal gelaufen. Die Betriebsgenehmigung habe keine Vorgaben gemacht, wie der Müll zusammengesetzt sein darf. Veolia habe Frontal 21 mitgeteilt, dass das Unternehmen kein vorwerfbares strafbares Verhalten der ehemaligen Mitabeiter erkenne. Für Veolia Umweltservice gebe es somit keinen Anlass, sich an den Kosten für die Gefahrenabwehr und Sanierung der Tongrube Vehlitz zu beteiligen.

„Entsorgungskosten von 32 Millionen Euro gespart“

Veolia ist ins Spiel gekommen, nachdem der französische Konzern im Jahr 2007 den Entsorger Sulo gekauft hatte. Sulo wiederum hatte zuvor die Mehrheit an HRH Recycling übernommen, die dem Tongruben-Betreiber Edgar E. gehörte. Geschäftsführer von HRH wurde daraufhin der Sulo-Manager und spätere Veolia-Manager Matthias R. Er und ein weiter ehemaliger Veolia-Manager sind mitangeklagt.

Wie der Sprecher des Landgerichts Stendal erklärte, sollen die beiden Manager die Initiatoren des gesamten Modells der illegalen Entsorgung gewesen sein. Sie sollen die Verträge ausgehandelt und Businesspläne erstellt haben. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft kamen rund 100.000 Tonnen aus einer Anlage in Hannover, die zuerst von Sulo und dann von Veolia betrieben wurde. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Unternehmen auf kriminelle Weise 32 Millionen Euro an Entsorgungskosten eingespart haben. Den beiden Angeklagten sei es darum gegangen, die Bilanzen von Sulo beziehungsweise Veolia aufzuhübschen, sagte der Gerichtssprecher.

Die Tongrube Vehlitz musss nun laut Frontal 21 aufwendig saniert werden. Weil der Müll in der Tongrube verrotte, würden giftige Gase freigesetzt. Das Land Sachsen-Anhalt habe für die Gefahrenabwehr inzwischen mehr als 22 Millionen Euro eingeplant.

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