Risikokapital

Über 300 Start-ups in Deutschland beschäftigen sich derzeit mit dem Thema Kreislaufwirtschaft. Der Schwerpunkt liegt auf Recyclingprozessen und der Abfallvermeidung, nur wenige beschäftigen sich mit der Reparatur. Hier könnte eine Chance liegen.

Circular Economy: München hat die meisten Start-ups


Der Münchner Projektentwickler Circular Republic hat eine aktuelle Studie zur Start-up-Szene im Bereich Circular Economy in Deutschland vorgelegt. Demnach beschäftigen sich derzeit 327 Start-ups mit dem Thema Kreislaufwirtschaft. 72 haben ihren Sitz in München, gefolgt von Berlin mit 67 Start-ups, Hamburg (27), Nordrhein-Westfalen (25) und Stuttgart mit 11 Start-ups. 

„Insgesamt steht immer mehr Kapital für Start-ups im Bereich Circular Economy zur Verfügung und das bei vergleichsweise wenig Konkurrenz“, teilt Circular Republic mit. Entsprechend attraktiv sei es derzeit, im Bereich Circular Economy zu gründen.

„Enorme Marktopportunitäten“

Das meiste Geld erhalten Start-ups, die darauf setzen, Recyclingprozesse zu optimieren, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren oder ganz zu vermeiden. Start-ups, die Produkte reparieren oder aufbereiten, erhalten dagegen nur ein Prozent des verfügbaren Risikokapitals.

„Ähnlich wie im Jahr 2013, als sich Flix durch die Liberalisierung des Beförderungsgesetzes einen riesigen Markt erschloss, könnten sich für Start-ups durch das bevorstehende Recht auf Reparatur enorme Marktopportunitäten eröffnen“, meint Matthias Ballweg, Co-Founder von Circular Republic. „Obwohl derzeit noch wenig Geld in diesen Bereich fließt, bin ich überzeugt, dass hier in den kommenden Monaten mit einer hohen Dynamik zu rechnen ist.” Die bevorstehende EU-Gesetzgebung zum „Recht auf Reparatur“ werde Start-ups, die sich auf Reparatur-, Refurbishing- oder Wiederaufbereitungsmodelle konzentrieren, große Marktchancen eröffnen.

762 Millionen Euro für Münchner Start-ups

Dass München bei Gründerinnen und Gründern so beliebt ist, liege vor allem daran, dass sich die lokale Wirtschaft, Politik, Investoren, Wissenschaft und Hochschulen schon früh dem Thema Kreislaufwirtschaft angenommen hätten, erklärt der Projektentwickler. In den vergangenen Jahren seien insgesamt 762 Millionen Euro Risikokapital in Münchner Start-ups aus dem Bereich Kreislaufwirtschaft geflossen.

Die aktuelle Untersuchung zu den Start-ups („Start-up Landscape) wurde in Zusammenarbeit mit TechFounders, better ventures und den TUM Venture Labs erstellt. Ziel sei es, jungen und etablierten Unternehmen das Innovationspotenzial der Kreislaufwirtschaft aufzuzeigen, die Zusammenarbeit zu stärken und gemeinsame Projekte zu initiieren, erklärt Circular Republic.

Um in die Übersicht aufgenommen zu werden, müssen Start-ups mindestens einen der folgenden Aspekte in ihrem Geschäftsmodell verankert haben: Sie stellen Produkte aus nachwachsenden oder recycelten Materialien zur Verfügung, sie setzen auf „Product-as-a-Service”, dienen als Sharing-Plattform für Nutzerinnen und Nutzer, tragen zur Verlängerung der Lebenszeit eines Produkts bei, setzen auf die Rückgewinnung von Materialien aus ausgedienten Produkten oder sie unterstützen Unternehmen dabei, zirkuläre Wertschöpfungsketten zu etablieren.

Circular Republic ist Teil von UnternehmerTUM, einem Inkubator, der Start-ups bei der Entwicklung von Produkten unterstützt. Hinter UnternehmerTUM steht die Unternehmerin und BMW-Erbin Susanne Klatten. Circular Republic selbst wird von den Unternehmen BMW, SAP, Aurubis, PreZero, Tengelmann Twenty One, Palfinger, Dieter Schwarz Stiftung, BASF, FUCHS, hager group, MAN, on, SOEX, Vecoplan, Webasto und Güntner unterstützt.

320°/sr

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