Bewertung von Firmenwerten

Käufer und Verkäufer taxieren den Wert eines Unternehmens in der Regel höchst unterschiedlich. Berechnungsgrundlage ist meist das EBIT, das mit einem bestimmten Faktor multipliziert wird. Wie hoch die Multiplikatoren für die Recyclingbranche sind, zeigt eine Übersicht.

Wie viel ist Ihr Unternehmen wert?


An Geld mangelt es offenbar nicht, im Gegenteil. Es ist so viel Geld vorhanden, dass Finanzinvestoren derzeit unter Druck stehen, renditeträchtige Anlagemöglichkeiten zu finden. Wer also sein Unternehmen verkaufen will oder muss, hat aktuell gute Rahmenbedingungen. Gleiches gilt für Unternehmen, die danach streben, durch Firmenübernahmen weiter zu wachsen.

Spätestens aber, wenn es darum geht, den Wert des Unternehmens festzulegen, kann es schwierig werden. Das liegt zum einen an der naturgemäß unterschiedlichen Zielsetzung von Käufer und Verkäufer hinsichtlich des zu zahlenden Kaufpreises. Es liegt aber auch an der oftmals unterschiedlichen Einschätzung hinsichtlich Marktposition, strategischer Ausrichtung und vorhandener Unternehmensrisiken.

Hilfreich ist daher ein Bewertungsinstrument, das zumindest die Größenordnung des Firmenwertes berechnet. Hierbei bedient sich die Mergers & Acquisitions (M&A)-Branche einer Berechnungsformel, die das durchschnittliche Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) der vergangenen 3 bis 5 Jahre mit einem bestimmten Faktor multipliziert. Das Ergebnis ist ein Brutto-Unternehmenswert. Nach Abzug der verzinslichen Schulden und Addition der flüssigen Mittel errechnet sich sodann der Kaufpreis.

Nur: Wie hoch ist der Multiplikator? Und vor allem: Wie hoch ist er für die Recyclingbranche? Die Antwort hierauf hat Thomas Funcke von der Düsseldorfer M&A-Gesellschaft Active M&A Experts beim bvse-Altpapiertag in Berlin gegeben.

Demnach liegt der Faktor für Unternehmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 50 Millionen Euro zwischen 5,9 und 8,0. Für Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 50 und 250 Millionen Euro liegt der Multiplikator zwischen 6,4 und 8,7. Für alle Unternehmen, die mehr als 250 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften, wird das EBIT in der Regel mit dem Faktor 7,3 bis 9,8 multipliziert.

Vergleicht man diese Angaben mit dem jüngsten Kauf des weltweit größten Aluminiumrecyclers, der US-amerikanischen Firma GRSA, stimmt die Größenordnung in etwa überein. Der amerikanische Finanzinvestor Signature Group hat für GRSA das 6,5-fache des bereinigten EBITDA bezahlt – bei einem Umsatz von 1,5 Milliarden US-Dollar. Der Faktor 6,5 bezieht sich hier allerdings auf den Kaufpreis, nicht auf das EBIT.

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