Marktbericht für Edelmetalle

Die EZB-Entscheidung, die Märkte mit frischem Geld zu fluten, lässt den Gold- und Silberpreis steigen. Auch der Platinpreis entwickelt sich aufwärts. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

EZB-Beschluss treibt Investoren in Gold und Silber


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold

Angesichts der EZB-Entscheidung der letzten Woche, 1,1 Billionen Euro in die Märkte zu fluten, sowie der gestrigen Wahl in Griechenland, steigt derzeit die Investorennachfrage nach Gold. Am Donnerstag handelte Gold bei 1.306,20 US-Dollar/oz, welches zuletzt im August letzten Jahres gesehen wurde. In Euro ausgedrückt war die Preisbewegung noch beeindruckender: bei 1.168 Euro/oz sahen wir einen Preis, der zuletzt im April 2013 erreicht wurde.

In der vergangenen Woche konnten wir eine erhöhte physische Nachfrage von Seiten der deutschen Kleininvestoren beobachten. Angesichts der derzeitigen Lage gehen wir davon aus, dass diese Nachfrage zunächst anhalten wird. Während abgewartet wird, was der Sieg der linken Partei Syriza letzten Endes für Griechenland und seine abgeschwächte Stellung in der Eurozone bedeuten wird, werden niedrige Zinsen weiterhin Investoren dazu bewegen, sich nach Alternativen umzuschauen. Aktienmärkte gehören zu den Alternativen – der DAX handelt auf Rekordhöhen, doch auch Gold gehört zu den Favoriten. Gold wird auch weiterhin das Interesse der Investoren an sich ziehen bei den gegebenen niedrigen Zinsen sowie Unsicherheiten in der Eurozone.

Nach der Wahl in Griechenland handelt der Euro gegenüber dem US Dollar weiterhin auf einem schwachen Niveau. Laut neuer Daten der CFTC gehen große Spekulanten nach wie vor von einem abwertenden Euro gegen den US Dollar aus. Man geht von der höchsten Abwertung seit Juli 2012 aus. Angesichts des positiven Umfelds für Gold erwarten wir, dass der Goldpreis in Euro weiterhin seine Entwicklung in US-Dollar übertreffen wird. Mit dem Start in die neue Woche gehen wir davon aus, dass Gold den Widerstand bei 1.320 testen wird bevor eine kurzfristige Anpassung erfolgen könnte. Unterstützung sollte dann bei rund 1.270 bestehen, welches dem Tief der letzten Woche entspricht.

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Gold: 19.01.-25.01.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.306,20 1.167,60 37,54
Tief 1.271,85 1.093,26 35,15

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Silber

Silber konnte vergangene Woche abermals zulegen gegen USD um 2,7 Prozent und gegen EUR um ganze 6 Prozent. Damit profitierte es wieder einmal von seinem Charakter als Investmentmetall.

Charttechnisch hadert Silber nun mit dem 200 Tage Durchschnitt bei 18,34 US-Dollar/oz. Bisher konnte es diesen nicht nachhaltig überwinden. Eine Verschnaufpause scheint jedoch angemessen nachdem es bisher ausschließlich steil bergauf ging (mit Eröffnung des Jahres bei 15,65 US-Dollar/oz).

Den nächsten entscheidenden Impuls könnte die Federal Reserve nun mit Ihrem Zinsentscheid am Mittwoch bringen. Derzeit wird die erste Zinserhöhung in den USA für Mitte des Jahres erwartet. Darüber hinaus ist der Datenkalendar diese Woche prall gefüllt: Aus den USA kommen morgen die langlebigen Wirtschaftsgüter, Einkaufsmanagerindex, Konsumentenvertrauen und Häuserverkäufe, sowie am Donnerstag Arbeitlosenzahlen und GDP Deflator. Für Deutschland wird heute der Ifo veröffentlicht. Konjunkturseitig dürfte das Umfeld preisunterstützend bleiben.

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Silber: 19.01.-25.01.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 18,53 16,48 529,98
Tief 17,45 15,03 483,06

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Platin

Platin geht dieses Jahr durch eine bemerkenswerte Preisentwicklung. Das Metall setzte somit auch in der vergangenen Woche seine Aufwärtsbewegung fort und erreichte Mitte der letzten Woche sogar ein Hoch bei 1.286 US-Dollar/oz, welches das letzte Mal vor 3,5 Monaten erreicht wurde. Dabei gelangen sowohl Platin als auch die anderen Edelmetalle in den „Goldsog“ der vergangenen Woche.

Die kurze 6-tägige Produktionsunterbrechung bei der südafrikanischen Mine Northam Platinum wurde von der National Union of Mineworkers (NUM) beendet. Der kurze Streik, der Einstellungs- und Entlassungsverfahren in Frage stellte, beeinflusste den Markt jedoch kaum. Nach wie vor konnten auch wir keine sonderbaren industriellen Nachfragebewegungen beobachten. Die Schwammprämien handeln weiterhin auf hohem Niveau. Laut Händlermeinung ist diese Preisentwicklung somit primär der Korrelation des Platinpreises zum Goldpreis zu verdanken.

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Platin: 19.01.-25.01.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.294,25 1.146,69 36,87
Tief 1.253,40 1.079,64 34,71

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Palladium

Nach dem heftigen Preissturz der vorigen Berichtswoche konnte sich Palladium auch in der vergangenen Woche nicht wirklich erholen. Das Metall öffnete die letzte Woche bei 752 US-Dollar/oz und schloss zum Ende der Woche bei 771 US-Dollar/oz. Der leichte Preisanstieg in der Mitte der Woche war leider nur von kurzer Dauer. So stieg der Palladiumpreis kurzzeitig auf 781 US-Dollar/oz, um dann wieder abzufallen. Heute Morgen handelt Palladium bei 774 US-Dollar/oz.

Dennoch ist die Stimmung bzgl. Palladium langfristig nicht getrübt. Dies spiegelt sich auch in den Palladium ETFs wieder, die dieses Jahr in Fahrt kommen. Niedrige Ölpreise sowie günstige Bankkredite ziehen immer mehr Autokäufer an, so dass Palladium weiterhin vermehrt in Autokatalysatoren nachgefragt werden sollte. Dabei richtet sich nach wie vor das Hauptaugenmerk auf die USA. Ein wachsender Automobilmarkt, niedrige Zinsen, ein stabiler Arbeitsmarkt sowie niedrige Benzinpreise geben Hoffnung für ein aussichtsreiches Jahr für Palladium.

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Palladium: 19.01.-25.01.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 786,50 695,00 22,34
Tief 746,98 646,00 20,77

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Rhodium, Ruthenium, Iridium

Rhodium hat eine weitere Woche der Enttäuschung hinter sich. Der Preis hat sich nicht bewegt, obwohl das gehandelte Volumen zeitweise sehr hoch war. Die Bewegungen der anderen Metalle hat Rhodium in keiner Weise nachvollziehen können. Das Angebot war umfangreich und sehr breit gefächert, deshalb hat die ebenfalls gute Nachfrage überhaupt keinen Einfluss auf den Preis nehmen können.

Durch Schließungen von Tresoren und dadurch eingeschränkte Lieferungen im alten Jahr sind die Verfügbarkeit und das damit verbundene Angebot im Januar bisher überdurchschnittlich gut. Bisher gibt es keine Anzeichen, dass sich dies kurzfristig ändert, daher können wir auch keine schnelle Preisbewegung nach oben sehen. Allerdings gibt es nach wie vor, besonders auch von der Investmentseite, Kaufinteresse bei Kursen unter 1.200 US-Dollar/oz, was den Preis bisher stark unterstützt hat.

Der Preis von Ruthenium hat sich ebenfalls nicht bewegt. Auch hier sind aber immer noch die Umsätze auf hohem Niveau, was auf eine weitere Stabilisierung des Preises hinweist.

Bei Iridium hat sich das Anziehen des Preises in der Vorwoche als Anschub für weitere Nachfrage erwiesen. Das von uns mittelfristig erwartete Preisziel von 640 US-Dollar/oz könnte bei gleichbleibender Nachfrage und Preisabsicherungen für zukünftige Bedarfe durchaus erreichbar sein.

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19.01.-25.01.2015 Rhodium ($/oz) Iridum ($/oz) Ruhthenium ($/oz)
Hoch 1.130,00 520,00 48,00
Tief 1.200,00 580,00 58,00

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