Marktbericht für Edelmetalle

Der Goldpreis hat sich in der vergangenen Woche erholt, dürfte aber bald wieder unter Druck geraten. Auch Silber tendiert weiter nach unten. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Steigender Goldpreis stützt Platinpreis


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold

Die Entwicklung an den internationalen Anleihemärkten dominierte in der vergangenen Woche den Goldpreis. Ein Anstieg der Renditen drückte den Preis des Edelmetalls bereits in der vorangegangenen Woche bis auf 1.170 US-Dollar/oz, bevor er sich im Wochenverlauf wieder erholte. Nach schwächeren US-Arbeitsmarktdaten beendete Gold die Woche leicht unterstützt bei 1.181,60 US-Dollar/oz.

Zu den größten Verkäufern zählten einmal mehr ETFs – am Freitag waren in dieser Anlageklasse die größten Rückgänge auf Tagesbasis seit Mai 2014 zu verzeichnen. Die deutschen Privatanleger reagierten entgegengesetzt: Hier registrierten wir einen deutlichen Anstieg der Barrennachfrage im Vergleich zu den eher ruhigen Vorwochen. Auch die Industrie reagierte mit Käufen auf die gesunkenen Preise. Der im Vergleich zur Preiskorrektur in USD noch signifikantere Rückgang des Goldpreises in EUR trug zu dieser Entwicklung bei. Mit knapp unter 1.040 EUR/oz handelte das Metall so niedrig wie seit Mitte Januar nicht mehr.

In dieser Woche sollte der größte Einfluss auf den Goldpreis einmal mehr von den Anleihemärkten ausgehen. Wir erwarten, dass sich das Metall zunächst weiterhin in einer Preisspanne zwischen 1.180 und 1.200 US-Dollar/oz bewegen wird. Mittelfristig schließen wir jedoch unverändert einen Test der Unterstützung bei 1.140 US-Dollar/oz nicht aus.

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Gold: 04.05.-10.05.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.199,60 1.075,90 34,59
Tief 1.170,20 1.037,71 33,36

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Silber

Silber handelte letzte Woche etwas unentschlossen um seinen 100 Tage-Durchschnitt herum, konnte diesen bei 16,53 US-Dollar/oz jedoch weiterhin nicht nachhaltig überwinden. Lediglich gegenüber Gold setzt Silber wie erwartet seine Outperformance fort, so dass sich das Gold-Silber-Ratio weiter verringern konnte.

Vor allem die Aktienmärkte und der US-Dollar sanken Anfang der Woche deutlich aufgrund der schlechten Daten aus den USA, wie einem sehr schwachen BIP-Wachstum im 1. Quartal und einem großen Handelsbilanzdefizit. Silber konnte zunächst etwas von dem schwachen Dollar profitieren, jedoch wirkten weltweit höhere Bond-Renditen einer größeren Preisaufwertung entgegen. Da die letzten US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag im Rahmen der Erwartungen lagen, spricht einiges dafür, dass die Fed ihren Kurs beibehalten wird und Silber zunächst eher weiter nach unten tendiert. Die nächste Unterstützung liegt bei 15,60 US-Dollar/oz, während deutlicher Widerstand nach oben bei 16,70 US-Dollar/oz zu finden ist.

Diese Woche werden aus den USA vor allem die Einzelhandelsumsätze am Mittwoch und die Industrieproduktion am Freitag weitere Aufschlüsse über den Zustand der Konjunktur in den USA bringen und die Kurse entsprechend beeinflussen. Ebenfalls am Mittwoch werden noch BIP-Wachstum und Industrieproduktion der Eurozone und China veröffentlicht.

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Silber: 04.05.-10.05.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 16,77 15,02 482,94
Tief 16,11 14,23 457,44

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Platin

Aufgrund des Feiertags in London am 4. Mai starteten wir relativ ruhig in die neue Woche. Auch aus Asien war wenig Aktion zu erwarten, da die südkoreanischen Märkte und die japanischen Märkte (bis Donnerstag) ebenfalls geschlossen waren. Das niedrige Preisniveau bei 1.127 US-Dollar/oz, ein dünner Markt sowie ein steigender Goldpreis brachten das Metall allerdings dann doch auf ein Niveau um 1.150 US-Dollar/oz. Der Widerstand nach oben konnte jedoch nicht durchbrochen werden. Der Markt bewegte sich mehr oder weniger ohne klare Richtung in einer Spanne zwischen 1.125 und 1.155 US-Dollar/oz, und orientierte sich an der Bewegung des Goldes.

Die Platin-Gold-Spanne liegt weiterhin in einem -50 US-Dollar/-40 US-Dollar Band – dem höchsten Niveau in den letzten 7 Jahren. Trotz niedriger Preise in Euro blieb die industrielle Nachfrage weiterhin schwach, die Tendenz zu einem niedrigeren Preisniveau liegt daher nahe. Die Autoverkaufszahlen im April lagen ebenfalls leicht unter den Erwartungen. Auf die Nachricht, dass Lonmin plant, 3.500 Stellen zu streichen, reagierte der Markt eher müde. Scheinbar ist dies für Investoren keine kriegsentscheidende Nachricht mehr. Die Schwammprämie verbleibt unverändert mit einem Aufschlag für Schwamm.

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Platin: 04.05.-10.05.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.161,00 1.041,91 33,50
Tief 1.123,50 993,58 31,94

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Palladium

Auch bei Palladium gab es einen langsamen Start in die Berichtswoche. Palladium folgte den anderen Metallen. Das Eindecken von Verkaufspositionen brachte das Metall bis an die 800 US-Dollar/oz und der aktive „Future“ Monat konnte das höchste Volumen seit März verzeichnen. Doch auch hier konnte der Widerstand nach oben noch nicht durchbrochen werden.

Die Annäherung an 800 US-Dollar/oz ging mit großvolumigen Käufen einher. Interessant war, dass auf dem Niveau von etwa 700 EUR/oz gutes Kaufinteresse verzeichnet werden konnte. Dieser Preis liegt allerdings 100 Euro höher als der Durchschnittskurs von 2014. Es sieht daher so aus, als würde der Markt eine weiterhin positive Entwicklung erwarten. Bei einem Niveau von derzeit zwischen 785 US-Dollar/oz und 802 US-Dollar/oz neigt der Markt dazu „Schnäppchenjagd“ zu betreiben: Zukäufe erfolgen bei Preisrückgängen. Die Schwammprämie verbleibt unverändert mit einem Aufschlag für Schwamm.

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Palladium: 04.05.-10.05.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 805,77 718,00 23,08
Tief 770,00 688,00 22,12

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Rhodium, Ruthenium, Iridium

Nachdem sich Rhodium eine paar Tage stabil gezeigt hat, gab es zur Mitte der Berichtswoche doch wieder vermehrt Verkäufer auf dem Markt zu beobachten. Das erhöhte Angebot konnte aber von den Käufern nicht absorbiert werden und somit handeln wir heute Morgen insgesamt 25 bis 30 USD unter dem Niveau der Vorwoche. Wie schon in unserem Bericht der Vorwoche erwähnt, fehlen dem Markt aber die großen Einflussfaktoren, die den Kurs mittelfristig in die eine oder andere Richtung bewegen könnten. Die Verfügbarkeit ist nach wie vor sehr gut und potenzielle Käufer können den Markt in aller Ruhe beobachten und Schwächephasen für Eindeckungen nutzen.

Trotz fehlender Preisbewegung in den letzten Wochen ist der Ruthenium-Markt momentan sehr aktiv. Durch den langfristig tiefen Preis, der sowohl in USD als auch in Euro auf einem Mehrjahrestief handelt, sind Verbraucher und Anwender aber wachsam und beobachten die Kursentwicklung sehr aufmerksam. Es gibt nach wie vor Anfragen und Geschäftsabschlüsse mit verhältnismäßig großen Mengen.

Iridium ist das Metall, bei dem es aktuell am wenigsten zu berichten gibt. Hier fehlen momentan einfach die Impulse, um den Kurs nachhaltig zu bewegen.

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04.05.-10.05.2015 Rhodium ($/oz) Iridum ($/oz) Ruthenium ($/oz)
Hoch 1.075,00 525,00 44,00
Tief 1.145,00 605,00 54,00
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