Marktbericht für Edelmetalle

Der starke Goldpreis zieht auch den Platinpreis mit: Nachdem Gold die 1.260 US-Dollar/oz Marke kurzfristig überschreiten konnte, versuchte sich Platin wieder an der 1.000 US-Dollar/oz Marke. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Goldpreis zieht Platin in den Bann


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Edelmetalle aus dem Smartphone-Recycling

Die (verbale) Zurückhaltung der Fed bei weiterer Erhöhung des US-Leitzinses unterstützt unverändert den Goldpreis. Vorübergehende Kursrückgänge bis auf 1.224 US-Dollar/oz am Donnerstag waren eher den Gewinnen am Aktienmarkt und den festeren Anleiherenditen zuzuschreiben als einem grundsätzlichen Stimmungsumschwung.

Zum Wochenschluss notierte das Metall dann auch wieder über 1.230 US-Dollar/oz. Wir beobachteten in den vergangenen Tagen einen Anstieg des Investoreninteresses an physischen Anlagen – wenn auch noch auf niedrigem Niveau. Von dem EZB-Treffen am Donnerstag erwarten wir keinen weiteren Zinsschritt, die Auswirkungen auf die Märkte sollten damit begrenzt sein. Vor diesem Hintergrund sollte sich der Goldpreis in dieser Woche weiterhin in einer Spanne zwischen 1.220 US-Dollar/oz und 1.240 US-Dollar/oz bewegen.

Interessante Nachrichten – wenn auch nicht kursbewegend – kommen unterdessen aus der Technologiebranche: Aus dem Recycling alter iPhones gewann Apple im abgelaufenen Geschäftsjahr über 1 Tonne Gold zurück und erlöste damit rund 40 Millionen Dollar. Apple-Chef Tim Cook zufolge kann der Roboter „Liam“ pro Jahr 1,2 Millionen iPhones „ausschlachten“, was elf Sekunden pro Smartphone entspricht. Berichten zufolge hat das Unternehmen zwei dieser Roboter im Einsatz. Neben Gold können auf diesem Weg unter anderem auch Silber, Kobalt und Aluminium zurückgewonnen und wiederverwendet werden.

Silber etabliert sich über 16 US-Dollar/oz

Silber erfreut sich weiter eines positiven Sentiments und gewann vergangene Woche über 5 Prozent an Wert. Während es zu Gewinnmitnahmen im Gold kam, etablierte sich Silber über der 16 US-Dollar/oz-Marke. Mit weiter steigenden Silber-ETF Beständen (und sinkenden Goldbeständen) zeigt sich eine gewisse Umschichtung von Gold in Silber.

Das Gold-Silber Ratio verbesserte sich so vergangene Woche bereits um knapp 6 Prozent auf unter 76 und bleibt so im historischen Vergleich weiter günstig. Charttechnische Unterstützung findet sich nach der psychologischen 16,00 US-Dollar/oz-Marke bei 15,60 US-Dollar/oz. Nächstes Ziel nach oben ist das Oktoberhoch bei 16,36 US-Dollar/oz.

Im Fokus steht diese Woche die EZB-Sitzung und Zinsentscheid am Donnerstag. Nachdem Draghi auf der letzten Pressekonferenz dem Euro nachhaltig Rückenwind verlieh, indem er sich bzgl. weiterer Zinssenkungen reserviert zeigte, wird nun spannend zu sehen sein, ob er diesbezüglich wieder etwas zurückrudert und weitere Zinssenkungen als möglich erachtet.

1.000 US-Dollar/oz beim Platin doch wieder im Fokus

Die starke Goldbewegung zog auch dieses Mal Platin in seinen Bann: Nachdem Gold die 1.260 US-Dollar/oz Marke kurzfristig überschreiten konnte, versuchte sich auch Platin wieder an der 1.000 US-Dollar/oz Marke, leider aber erneut ohne Erfolg. 935 US-Dollar/oz bis 1.000 US-Dollar/oz ist die aktuelle Bandbreite, in der sich Platin bewegt. Dazwischen hängt die Bewegung hauptsächlich vom Goldtrend ab.

Unklar ist, ob es sich wirklich um „echte“ Nachfrage handelt, welche die Schwammaufschläge hoch hält? Vermutlich sitzen viele Marktteilnehmer auf ihrem Metall und sind nur bereit, es mit hohen Margen abzugeben. Gute Nachrichten kommen aus der Minenindustrie: Die AMCU (Association of Mineworkers and Construction Union) hat eine neue Lohnvereinbarung mit Sibanye Gold – dem größten Gold Produzenten in Südafrika – frühzeitig abgeschlossen und konnte so drohenden Streiks vorgreifen. Diese friedvolle und streikfreie Lösung sollte für die anstehenden Gehaltsverhandlungen der großen drei Platin-Minen Gesellschaften ein Beispiel sein. So könnten Produktionsausfälle durch Streiks abgewendet werden.

Palladium mit Anlaufschwierigkeiten

Palladium kam im Vergleich zu Platin Anfang der Woche nicht in Fahrt. Nachdem Platin Mitte der Woche wieder 4-stellige Kurse handelte, rutschte Palladium Mitte der Woche auf Tiefstkurse um 535 US-Dollar/oz zurück. Auf diesem Level kam dann Kaufinteresse in den Markt und die Kurse liefen im Laufe des Donnerstags schon bis auf über 560 US-Dollar/oz.

Die nächste Resistenz liegt bei 580 US-Dollar/oz. Wenn wir diese durchbrechen, ist sicher auch wieder Luft in Richtung der 600 US-Dollar/oz Marke.

Die Schwammprämie notierte diese Woche höher. Ob das wirklich auf die physische Knappheit oder auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass diejenigen, die Palladiumschwamm haben, noch auf höhere Prämien hoffen, ist Spekulation. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass man für Schwamm aktuell tiefer in die Tasche greifen muss. Chinas Automobilmarkt wuchs mit guten 8,8 Prozent im März und 6 Prozent im 1. Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Verkaufszahlen wirken sich auf den Palladiumbedarf für Katalysatoren aus.

Ruhiger Markt für Rhodium, Ruthenium und Iridium

Der Rhodiumpreis hat sich in der gesamten Berichtswoche nicht bewegt. Nichtsdestotrotz waren die Umsätze auf einem relativ hohen Niveau. Der Markt ist weiterhin stark umkämpft mit geringen Margen. Momentan sieht es auch nicht so aus, dass es hier kurzfristig zu einer fundamentalen Änderung kommt.

Ruthenium hat sich die komplette Woche in ruhigem Fahrwasser bewegt. Es gibt nach wie vor verhältnismäßig gute Nachfrage aus Asien, die aber immer noch problemlos bedient werden kann. Die Aussichten sind unverändert.

Auch im Iridium wird weiterhin auf grundlegende Marktinformationen gewartet, die mittelfristig preisbeeinflussend sein könnten. Aber analog zu Ruthenium ist dies momentan nicht zu erwarten.

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