Gemeinsame Erklärung

40 weltweit tätige Industriekonzerne sind sich einig: Künftig soll das Recycling von Kunststoffen verstärkt werden. Vertreter der Recyclingwirtschaft begrüßen den Vorstoß, die Deutsche Umwelthilfe spricht von einem Täuschungsmanöver.

„Action-Plan“ für Kunststoff-Recycling


In der vergangenen Woche haben sich kurz vor Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos 40 weltweit tätige Großkonzerne einer Initiative der britischen Seglerin Ellen MacArthur für eine neue Kunststoff-Wirtschaft angeschlossen. Demnach soll das Recycling von Kunststoffen kräftig angekurbelt werden. Im besten Fall sollen Plastikprodukte so gestaltet werden, dass sie erst gar nicht zu Abfall werden.

Laut einer Studie der Ellen MacArthur-Stiftung werden jedes Jahr weltweit über 300 Millionen Tonnen Kunststoff hergestellt, doch nur 14 Prozent recycelt. Geht es nach dem Willen der Stiftung und der 40 Konzerne sollen künftig 50 Prozent des jährlich verbrauchten Kunststoffs recycelt, weitere 20 Prozent sollen wiederverwendet werden. Für die restlichen 30 Prozent fordert die Stiftung ein Redesign, um die Produkte oder Verpackungen entweder für eine Wiederverwendung oder ein Recycling tauglich zu machen.

„Das ist ein Skandal“

Unter den Konzernen, die die Initiative mittragen, finden sich prominente Namen wie Procter & Gamble, Mars oder Danone, aber auch Coca-Cola, Pepsi oder der Kunststoffhersteller Amcor. „Das ist eine vorbildliche Initiative“, lobt Michael Wiener, CEO der Duales System Holding. Ein solcher globaler Plan sei dringend nötig, denn in anderen Teilen der Welt gelange Plastikabfall immer noch ungeregelt in die Umwelt.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hingegen kritisiert die Initiative als „Greenwashing“, die vor allem dazu dienen soll, „wirksame Gesetze zur Vermeidung von Plastikabfällen zu verhindern und von der gezielten Zerstörung ressourcenschonender Mehrwegsysteme abzulenken“. Die im Rahmen der Initiative formulierten Ziele zum Schutz der Umwelt seien allesamt unverbindlich, ohne einen konkreten zeitlichen Rahmen und stünden in einem großen Missverhältnis zum tatsächlichen unternehmerischen Handeln.

„Dass sich ausgerechnet Coca-Cola als ein um die Weltmeere besorgtes Unternehmen darstellt ist ein Skandal“, kritisiert der Umweltverband. Anstatt Mehrweg zu fördern und Plastikabfälle zu vermeiden, habe Coca-Cola in den letzten Jahren in Norwegen seine Mehrwegflaschen abgeschafft und sei auch in Deutschland dabei, aus dem Mehrwegsystem auszusteigen.

„Ein von DC-Leaks in 2016 veröffentlichtes internes Strategiepapier von Coca-Cola zeigt, dass das Unternehmen gegen Mehrwegflaschen, gegen höhere gesetzliche Recyclingquoten und gegen mehr gesammelte Plastikflaschen kämpft“, unterstreicht DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. „Weltweit zählt Coca-Cola zu den am rücksichtslosesten gegen den Umweltschutz agierenden Unternehmen. Dass ein solches Unternehmen nun eine freiwillige Initiative für weniger Plastikabfälle in den Meeren anführt, ist ein Täuschungsmanöver und nicht mehr als die logische Fortsetzung des weltweiten Kampfes gegen Mehrwegsysteme.“

Mehr zum Thema
Mikroplastik in Meeren könnte sich bis 2060 vervielfachen
Chemisches Recycling: Enespa plant Anlage in den USA
Recycelte Polycarbonate: Covestro verwertet Autoscheinwerfer
Kunststoffrecycling: Nur 9,5 Prozent des weltweiten Plastiks werden recycelt
Chemisches Recycling: Ziel für 2025 bei weitem nicht erreicht
Recycling von Tennisbällen: Decathlon kooperiert mit Start-up
Neue EU-Regeln für weniger Mikroplastik in der Umwelt
Neue Recycling-Methode für Gummi-Metall-Verbindungen entwickelt
Recycelte Silikone für die Etikettenindustrie
Großbrand in Pariser Recyclingfirma
Projekt zum CFK-Recycling startet