Recycling von Kunststoffen

Das Verpackungsgesetz wird kommen – und das ist gut so, meinen die Kunststoffrecycler im bvse. Auf dem bvse-Altkunststofftag wurde aber auch deutlich, dass nun eine Reihe von Aufgaben bewältigt werden müssen. Vor allem beim Thema Qualität.

bvse: „Mit dem Verpackungsgesetz ist es nicht getan“


Mitte Mai wurde nach zähem Ringen das Verpackungsgesetz verabschiedet. Dies stößt bei den Kunststoffrecyclern auf große Zustimmung. Herbert Snell, bvse-Vizepräsident sprach auf dem 20. Internationalen Altkunststofftag davon, „dass das Gesetz dem Recycling von Kunststoffverpackungen einen neuen Schub bringen kann“.

Im Rahmen eines Pressegesprächs betonte Snell allerdings: „Wir sind nicht so naiv zu glauben, dass es damit getan ist.“ Es komme jetzt darauf an, quantitative wie qualitative Verbesserungen im Bereich des Recyclings von Kunststoffverpackungen zu erreichen. Snell sieht hier als einen Baustein die Sortierung. Er forderte einen Paradigmenwechsel: „Wenn bisher die Sortierer häufig Masse statt Klasse abgeliefert haben, muss es zukünftig heißen: Qualität vor Quantität.“

Dem bvse-Vizepräsidenten zufolge ist die Sortierung der erste wichtige Schritt für ein qualitativ hochwertiges Recycling. Bislang spiegele sich dies aber nicht ausreichend in der Wertschöpfungskette wider. „Es ist doch bemerkenswert, dass die LVP-Sammlung im Schnitt höher abgegolten wird als das Sortieren.“

Die Kunststoffrecycler treten deshalb dafür ein, die Sortierung entsprechend fair zu vergüten, wenn die vereinbarte Qualität geliefert wird. Darüber hinaus sollten bilaterale Verträge zwischen Sortierer mit dem Recycler die Regel und nicht die Ausnahme sein.

„Lieferanten müssen Verluste ausgleichen“

Als weiteren Baustein für mehr Qualität fordert der bvse-Fachverband Kunststoffrecycling ein engmaschiges Qualitätsmanagement-System, das Gewähr dafür bietet, dass die vereinbarten und garantierten Sortierqualitäten auch geliefert werden. Snell zufolge gehe es hier um existenzielle Probleme, mit denen die Kunststoffrecycler zu kämpfen hätten, wenn ihnen schlechte Qualitäten geliefert würden.

Zukünftig müsse daher sichergestellt werden, dass von den Lieferanten die Verluste ausgeglichen werden, die den Kunststoffrecyclern entstehen, wenn schlechte Qualitäten verarbeitet werden müssen. „Das sind konkret die erhöhten Anlagekosten bei schlechten Qualitäten, da der Durchsatz gedrosselt werden muss. Zudem ergeben sich Analysekosten und Ausbeuteverluste sowie höhere Energie-, Verarbeitungs- und nicht zuletzt Beseitigungskosten“, so Snell.

Zudem forderte der bvse in Bad Neuenahr, dass die CO2-Reduzierung anerkannt werden müsse, die durch das Kunststoffrecycling erreicht wird. Eine Tonne an Recyclaten spare je nach Kunststoffart zwischen eine bis drei Tonnen an Kohlendioxid, hieß es. Einen Vorschlag für die Vergütungsform hatte Snell auch parat: „Das sollte über CO2-Gutschriften vergütet werden“, erklärte er.

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