Nachhaltiger Treibstoff
Lässt sich eine 100-prozentige Nutzung von nachhaltigem Flugzeugtreibstoff SAF erreichen? Neste und Airbus wollen es prüfen. Sie haben eine Vereinbarung unterzeichnet.
Airbus und Neste wollen SAF skalieren
Neste und Airbus haben eine Vereinbarung zur Förderung der Nutzung von nachhaltigem Flugzeugtreibstoff (SAF) im Luftfahrtsektor unterzeichnet. SAF sei eine Schlüsselrolle bei der Reduzierung der Treibhausgasemissionen von Flugreisen, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Ziel der Zusammenarbeit sei es, die Umstellung des Luftfahrtsektors auf SAF zu beschleunigen.
Gleichwohl sei das Hochfahren der SAF-Produktion eine der größten Herausforderungen, wenn es darum geht, den Einsatz von nachhaltigem Flugzeugtreibstoff zu beschleunigen. Beide Konzerne wollen nun gemeinsam Geschäftsmöglichkeiten ausloten und die Produktion sowie die Nutzung von SAF weltweit vorantreiben. „Der Fokus liegt auf der technischen Weiterentwicklung von SAF, der Zulassung des Treibstoffs und der Erprobung aktueller und zukünftiger Produktionstechnologien sowie darin zu untersuchen, wie eine 100-prozentige Nutzung von SAF erreicht werden kann“, erklären beide Unternehmen.
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„Mit dem Wissen und Know-how, über das beide Unternehmen zusammen verfügen, können die Nutzung und Verfügbarkeit von SAF für die Umstellung der Luftfahrt auf nachhaltigere Energiequellen und die Verringerung der Klimaauswirkungen der Luftfahrt vorangetrieben werden“, sagt Thorsten Lange, Executive Vice President, Renewable Aviation von Neste.
„Wir bei Airbus glauben, dass SAF eine der vielversprechendsten Lösungen zur Dekarbonisierung in der Luft- und Raumfahrt ist, die sowohl in bestehenden und bereits eingesetzten Flugzeugflotten als auch in denen von morgen genutzt werden kann“, sagt Julie Kitcher, Executive Vice President Communications, Sustainability and Corporate Affairs bei Airbus. Ziel sei es, einen wirtschaftlich tragfähigen Markt für erneuerbare Flugzeugtreibstoffe zu schaffen. „Alle Airbus-Flugzeuge sind bereits jetzt dafür zertifiziert, mit bis zu 50 Prozent SAF zu fliegen, und diese Partnerschaft wird dazu beitragen, bis Ende des Jahrzehnts die Zertifizierung für den Einsatz von 100 Prozent SAF zu erreichen.“
Die Vereinbarung zwischen Neste und Airbus baut auf dem Forschungsprojekt ECLIF3 (Emission and Climate Impact of Alternative Fuels) auf, an dem neben Neste auch Rolls Royce und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) beteiligt sind. Bei dem Projekt handelt es sich um die erste weltweite Studie zu den In-Flight-Emissionen von 100 Prozent nachhaltigem Flugzeugtreibstoff. „Nach ihrer Zusammenarbeit beim ECLIF3-Projekt werden Airbus und Neste weiter an den technischen Details arbeiten, um die Zertifizierung von 100 Prozent SAF zu erreichen“, heißt es.
„Wir brauchen Regelwerke“
Unterdessen arbeitet Airbus auch an der Entwicklung eines Passagierflugzeugs mit Wasserstoff-Antrieb. Die Fortschritte in diesem Bereich seien auch abhängig vom Aufbau der Infrastruktur, wie der Konzern deutlich macht. „Wenn Fluggesellschaften in der zweiten Hälfte des nächsten Jahrzehnts mit Wasserstoff-Flugzeugen fliegen sollen, brauchen wir nicht nur das Flugzeug. Wir brauchen die Infrastruktur und die entsprechenden Regelwerke dafür“, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury am Mittwoch. Er mahnte die Politik, rechtzeitig Vorschriften zu erlassen. Sollte die Infrastruktur absehbar nicht rechtzeitig fertig werden, könnte dies ein Grund für eine Verschiebung des Zeitplans sein. Dies gelte auch, wenn Airbus seine Technik für das Flugzeug bereits fertig habe, sagte Faury.
Airbus will bis 2035 ein marktreifes Passagierflugzeug mit Wasserstoffantrieb auf den Markt bringen und damit CO2-neutrales Fliegen ermöglichen. Mit 100 bis 200 Sitzplätzen könnte die Maschine etwa die Kapazität wie die heutigen Mittelstreckenjets der A320neo-Familie bieten. Derzeit arbeitet der Konzern mit Triebwerksherstellern und anderen Partnern an den Grundlagen. Bis etwa 2025 soll das grundsätzliche Konzept stehen. 2027 oder 2028 soll die Entwicklung offiziell angeschoben werden.