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Der Umbau der Produktion bei ArcelorMittal in Bremen und Eisenhüttenstadt kann beginnen. Die EU-Kommission hat die Beihilfen genehmigt. Die neuen Anlagen sollen 2026 in Betrieb gehen.

1,3 Milliarden Euro für grünen Stahl aus Bremen und Eisenhüttenstadt


Deutschland darf 1,3 Milliarden Euro für die Umstellung auf klimaneutral produzierten Stahl an den ArcelorMittal-Standorten Bremen und Eisenhüttenstadt bereitstellen. Die EU-Kommission hat die Beihilfe am Freitag genehmigt. Die Maßnahme werde dazu beitragen, die Ziele der EU-Wasserstoffstrategie und des europäischen „Green Deal“ zu erreichen, teilte die Brüsseler Behörde mit.

Mit der Maßnahme werde das Vorhaben von ArcelorMittal unterstützt, einen Teil seiner Stahlproduktionsprozesse in Bremen und Eisenhüttenstadt zu dekarbonisieren, hieß es weiter. An den beiden Standorten betreibt das Unternehmen derzeit drei Kohlehochöfen und vier Sauerstoffblaskonverter zur Herstellung von Rohstahl.

Die Beihilfe wird in Form eines Zuschusses gewährt und dient der Finanzierung einer Direktreduktionsanlage und dreier neuer Elektrolichtbogenöfen. Durch die neuen Anlagen werden zwei der drei bestehenden Hochöfen und zwei der vier Sauerstoffblaskonverter ersetzt.

Die neue Direktreduktionsanlage wird zunächst mit Erdgas betrieben. Danach soll das Erdgas im Stahlproduktionsprozess schrittweise durch CO2-armen und regenerativen Wasserstoff ersetzt werden. Schließlich soll die neue Anlage ausschließlich mit erneuerbarem Wasserstoff betrieben werden.

70 Millionen Tonnen CO2 weniger

Die neuen Anlagen sollen 2026 in Betrieb genommen werden. Es wird erwartet, dass sie jährlich 3,8 Millionen Tonnen grünen Rohstahl produzieren, die bislang im konventionellen und umweltschädlicheren Hochofenprozess hergestellt werden.

Nach der vollständigen Durchführung des Vorhabens können während der sechzehnjährigen Lebensdauer der kombinierten Anlage voraussichtlich mehr als 70 Millionen Tonnen CO2-Emissionen vermieden werden. ArcelorMittal hat sich verpflichtet, die im Rahmen des Vorhabens gewonnenen Erfahrungen und technischen Kenntnisse an die Industrie und Hochschulen weiterzugeben.

Stellenabbau bei Thyssenkrupp Steel?

Unterdessen bleibt die Lage in der Stahlindustrie aufgrund der schwachen Konjunktur angespannt. Das betrifft auch Deutschlands größten Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel. „Wir können nicht so weitermachen wie bisher“, sagte Aufsichtsratschef Sigmar Gabriel der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung» (WAZ).

Thyssenkrupp Steel benötige „eine grundlegende Neuaufstellung“, so Gabriel. „Wir haben Anlagen, die auf eine jährliche Produktion von knapp zwölf Millionen Tonnen ausgelegt sind, aber wir verkaufen derzeit nur etwa neun Millionen Tonnen – Tendenz möglicherweise sogar fallend.“ Eine gewisse Zeit lasse sich das ohne Anpassungen überbrücken, aber nicht auf Dauer. „Wir alle zusammen im Unternehmen, das Management und die Mitbestimmung, müssen jetzt schauen, dass wir einen Plan entwickeln, der uns in die Zukunft trägt.“

Geplant sei, dass der Vorstand von Thyssenkrupp Steel bis Mitte April ein Konzept vorlege, kündigte Gabriel im WAZ-Interview an. „Wie sich die aktuelle Situation auf die zukünftige Beschäftigung in den nächsten Jahren auswirken kann, ist eine der Fragen, mit denen sich der Stahl-Vorstand selbstverständlich befassen muss. Es kann sicher nicht ausgeschlossen werden, dass bei Kapazitätsanpassungen auch ein Beschäftigungsabbau erfolgt“, so Gabriel weiter.

In der Stahlsparte sind rund 27.000 Menschen beschäftigt, davon rund 13.000 in Duisburg. Die Sparte hat derzeit mit der schwachen Konjunktur sowie hohen Energie- und Rohstoffpreisen zu kämpfen. Der Mutterkonzern Thyssenkrupp plant eine Verselbstständigung der Sparte.

320°/dpa/re

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