Grüner Stahl

Der Stahlhersteller Thyssenkrupp hat mit dem Bau einer Direktreduktionsanlage zur Produktionsumstellung auf Wasserstoff begonnen. In einer Versuchsanlage werden nun auch verschiedene Verfahren untersucht. Auch verschiedene Einsatzmaterialien werden getestet.

Thyssenkrupp testet klimafreundliche Stahlproduktion


Auf dem Gelände des Stahlherstellers Thyssenkrupp Steel in Duisburg soll demnächst die klimafreundlichere Stahlproduktion mit Wasserstoff erforscht werden. Dazu wird eine 40 Meter hohe Versuchsanlage errichtet. Mit dem Projekt solle die Forschung zur Direktreduktion von Eisenerz vorangetrieben werden, teilte Deutschlands größter Stahlkonzern mit.

Die Forschungsergebnisse will Thyssenkrupp in den Bau seiner ersten großtechnischen Direktreduktionsanlage einfließen lassen. Bei der Direktreduktion entzieht ein Gas dem Eisenerz den Sauerstoff – und nicht mehr Kohle und Koks wie in einem klassischen Hochofen. Wird Erdgas eingesetzt, entsteht deutlich weniger klimaschädliches Kohlendioxid als bei der Roheisenerzeugung im Hochofen. Wird Wasserstoff eingesetzt, kann noch mehr Kohlendioxid vermieden werden.

Versuche mit verschiedenen Einsatzstoffen

In der Versuchsanlage sollen mehrere Direktreduktionsverfahren erforscht werden. Zum Einsatz kommen beispielsweise Reduktionsgase wie Wasserstoff, Erdgas sowie Mischgase, die bei der Stahlherstellung anfallen. Auch verschiedene Einsatzstoffe wie Pellets oder Stückerz sollen verwendet werden. Die Versuchsanlage soll 100 Kilogramm direkt reduziertes Eisen pro Stunde produzieren können. Die Experten erhoffen sich unter anderem Erkenntnisse zur CO2-Einsparung, zur Produktqualität und zur Anlagensicherheit.

Die Versuchsanlage kostet zehn Millionen Euro. Sie ist Teil des vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekts H2Stahl. Betreiber der Anlage ist das Betriebsforschungsinstitut des Vereins Deut­scher Eisen­hüt­ten­leute (VDEh). Sie soll Anfang 2026 in Betrieb gehen. Errichtet wird sie von einem Anlagenbauer aus Düren.

Grafik: picture alliance/dpa-Infografik

Thyssenkrupp will die neue, milliardenschwere Direktreduktionsanlage im Industriemaßstab 2027 in Betrieb nehmen. Sie soll zunächst mit Erdgas betrieben werden. Die Bauarbeiten haben bereits begonnen. Der erste Einsatz von Wasserstoff ist nach früheren Angaben für 2028 geplant, der Hochlauf auf den Vollbetrieb mit Wasserstoff soll 2029 abgeschlossen sein.

Der erzeugte Stahl wird auch als „grüner“ Stahl bezeichnet, weil bei dem neuartigen Herstellungsverfahren weniger Kohlendioxid anfällt als beim klassischen Hochofenverfahren. Auch andere Stahlunternehmen wollen künftig mit solchen Verfahren ihren Stahl klimafreundlicher herstellen.

320°/dpa

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