Emissionshandel

Mit kostenlosen Emissionszertifikaten die Verwendung von Stahlschrott fördern: Der Stahlrecyclingverband BDSV fordert die EU-Kommission auf, den sogenannten Schrottbonus im EU-Emissionshandelssystem zu verankern. Dazu hat der Verband einen Vorschlag gemacht.

Schrottbonus: Stahlrecycler wenden sich an EU-Kommission


Als Wissenschaftler des Fraunhofer-Zentrums IMW im Jahr 2018 den sogenannten Schrottbonus berechneten, kam sie auf 20 Milliarden Euro. So hoch seien die Klima- und Umweltkosten, die in Europa durch den Einsatz von Stahlschrott in der Stahlherstellung eingespart werden, hieß es in einer Studie, die sie im Auftrag des Stahlrecyclingverbands BDSV erstellt hatten. Damals legte das IMW noch keine Vorschläge vor, wie der Schrottbonus in der Klimapolitik integriert werden kann, das folgte erst im vergangenen Jahr.

Von den sechs Alternativen, die das IMW im November vorstellte, hat sich der Stahlrecyclingverband nun eine zu eigen gemacht: Der Verband hat vergangene Woche einen Vorschlag an die EU-Kommission geschickt, in dem er sich für die Zuteilung von kostenlosen EU-ETS-Zertifikaten ausspricht. Damit soll der Einsatz von Stahl- und Edelstahlschrott als Ersatz für Primärrohstoffe künftig besser gefördert und honoriert werden.

Der Verband verweist auf die Untersuchungen des IMW, wonach die für den Zeitraum 2021 bis 2030 geplante 4. Phase des EU-Emissionshandelssystems (EU-ETS) „erhebliche“ Lücken aufweise, die Stahl- und Edelstahlschrott gegenüber Primärrohstoffen benachteiligten. Insbesondere die ökologischen Belastungen durch die Stahlproduktion aus Erzen und Kohle würden nicht vollständig berücksichtigt. So unterlägen Steinkohlen-, Eisenerz- und der NE-Metallerzbergbau nicht dem EU-ETS. Das gelte auch für Rohstoffimporte aus einem Drittland.  

„Folglich haben die ökologischen Belastungen aus der Erzgewinnung in Europa keine Auswirkungen auf die Kosten der Stahlherstellung und sind als negative externe Effekte und Kosten für Umwelt und Gesellschaft nicht internalisiert“, kritisiert die BDSV. Beim Einsatz von Stahl- und Edelstahlschrott in der Stahlherstellung dagegen träten diese externen Kosten nicht auf. Gleichwohl sei der Schrottbonus nur unzureichend in den Preismechanismus und die Lenkungswirkung des EU-ETS einbezogen.

Das soll sich nun ändern. Die BDSV schlägt der EU-Kommission einen neuen Absatz vor, der in Artikel 10a EU-ETS ergänzt werden soll. In diesem soll die Zuteilung von kostenlosen EU-ETS-Zertifikaten für die Verwendung von Stahlschrott geregelt werden. Die Ergänzung soll im Rahmen der aktuellen Revision der EU-ETS-Richtlinie erfolgen. Rechtlich geprüft wurde der Vorschlag von der Kölner Umweltkanzlei okl & Partner.

Zusätzlich fordert die BDSV die Aufnahme des Steinkohlen-, Eisenerz- und der NE-Metallerzbergbau in die Auflistung Anhang I der EU-ETS-Richtlinie, um die Treibhausgas-Emissionen aus diesem Sektor ebenfalls zu erfassen. Dies ist nach Auffassung des Verbands folgerichtig, da die EU-Kommission bereits im Jahr 2019 diese Sektoren als wesentlichen Verursacher von Treibhausgas-Emissionen identifiziert hat. „Entsprechend müssen auch der Steinkohlen-, Eisenerz- und der NE-Metallerzbergbau in den Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) aufgenommen werden“, so die BDSV.

320°/re

Mehr zum Thema
Mehrwegsystem im Pflanzenhandel kartellrechtlich unbedenklich
Arbeitgeberpräsident: „Ein Alarmsignal erster Güte“
BDE fordert EU-Agentur für Kreislaufwirtschaft
Weiter Streit um Bauschutt aus AKW Biblis
Furcht vor Dosenpfand an der deutsch-dänischen Grenze
Recyclingtechnik: Weniger Aufträge, weniger Umsatz
Scholz Recycling sperrt Mitarbeiter aus
Novelle des ElektroG: Verbände fordern mehr Mut
„So verringert sich der Abfall nicht“
Umweltministerium legt Novelle des ElektroG vor
Chemisches Recycling: 40 Anlagen in Betrieb, über 100 in Planung
Hoffnungsschimmer für deutsche Wirtschaft