Sammelaufkommen reicht nicht aus

Deutschlands Papierfabriken haben einen enormen Altpapierhunger. Schon seit Jahren reicht das inländische Aufkommen nicht mehr aus. Da sich die Sammelmenge kaum steigern lässt, sind auch für die Zukunft Importe nötig. Doch Altpapier ist auch auf anderen Märkten knapp.

Deutschland braucht mehr Altpapier


Mit einem Altpapiereinsatz von jährlich rund 16 Millionen Tonnen ist Deutschland der absolute Spitzenreiter in der EU. Rund ein Drittel des gesamten europäischen Verbrauchs entfällt auf die Bundesrepublik. Auf den Plätzen zwei, drei und vier liegen Frankreich, Spanien und Italien, die jeweils rund fünf Millionen Tonnen Altpapier pro Jahr verarbeiten. „Der deutsche Markt ist mit Abstand der fundamentalste“, sagte Herni Vermeulen, Vizepräsident der Division Altpapier der Smurfit Kappa Group, beim bvse-Altpapiertag heute in Berlin.

Seiner Meinung nach wird sich an diesem Bedarf auch in den kommenden Jahren nichts ändern. Folglich wird Deutschland weiterhin auf Importe angewiesen sein. Denn die inländische Altpapiersammlung alleine reicht nicht aus, um den hohen Bedarf der Papierfabriken zu decken. Dass die Sammelmengen in Deutschland noch nennenswert gesteigert werden können, glaubt Vermeulen nicht. Das meiste verfügbare Altpapier werde schon gesammelt, sagte er in Berlin. Die restlichen Mengen seien entweder teuer oder von schlechter Qualität. Außerdem könne ohnehin nicht das gesamte Altpapier gesammelt und verwertet werden, das zeige das Beispiel Toilettenpapier.

Die Frage ist nur, woher das Altpapier kommen soll. Den größten Überschuss gibt es derzeit in Großbritannien, wo laut Vermeulen rund 8 Millionen Tonnen erfasst, aber seit der jüngsten Schließung einer weiteren Papierfabrik nur 3 Millionen Tonnen benötigt werden. Allerdings sei der Markt weit weg, doch dass sich die Frage stellt, ob die Importe sich wirtschaftlich lohnen. Das Nachbarland Österreich habe das zweithöchste Altpapierdefizit in ganz Europa und brauche das Material selbst. Polen sei ebenfalls ein großer Einkäufer von Altpapier. Für mögliche Importe müsste Deutschland vor allem auf den Altpapierüberschuss in Frankreich und Italien blicken, empfahl Vermeulen.

Deutschland ist schon seit einigen Jahren Nettoimporteur von Altpapier. So wurden im Jahr 2013 laut Statistischem Bundesamt rund 2,69 Millionen Tonnen Altpapier ausgeführt und mit 3,87 Millionen Tonnen über eine Million mehr importiert. Dabei ist das eingeführte Volumen um 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken.

© 320°/ek | 23.04.2015

Mehr zum Thema
„So verringert sich der Abfall nicht“
Hündgen liefert PET-Abfälle an Carbios
Umweltministerium legt Novelle des ElektroG vor
Chemisches Recycling: 40 Anlagen in Betrieb, über 100 in Planung
Bauschutt und Co.: Radar und KI helfen beim Container-Management
Hoffnungsschimmer für deutsche Wirtschaft
UN-Umweltchefin sieht Fortschritte auf Weg zu Plastikabkommen
Soex mit neuer Doppelspitze
Erstes öffentliches Gebäude mit Carbonbeton
Tomra wird OMV und Borealis beliefern
Thyssenkrupp Steel verkauft Anteile an Energieunternehmen
Tarifstreit bei SRW spitzt sich weiter zu