Trend zum Leichtbau
Ingenieure tüfteln an einem Motor aus Kunststoff. Das Aggregat aus hitzebeständigen Polymeren ist leichter als vergleichbare Standardmotoren aus Metall. Für 2016 ist ein erster Test in einem Rennwagen geplant.
Ingenieure entwickeln Motor aus Kunststoff
Geringer Verbrauch, weniger Abgas-Emissionen: Um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen, setzen die Autobauer verstärkt auf leichte Materialien im Karosseriebau. Nun ist offensichtlich das Herzstück eines jeden Fahrzeugs dran, der Motor. Bisher aus Gusseisen, Sphäroguss und Aluminium gefertigt, könnte er künftig fast komplett aus Kunststoff bestehen.
Zumindest, wenn es nach dem Chemiekonzern Solvay geht. Der hat sich mit dem US-amerikanischen Ingenieur Matthew Holtzberg zusammengetan. Holtzberg hatte bereits 1982 einen Motor entwickelt, der zu großen Teilen aus Kunststoff bestand und den Namen Polimotor trug. Letztlich war seine Entwicklung aber zu teuer. Diese Arbeit setzt er nun gemeinsam mit Solvay fort. Ziel: Der Polimotor 2 mit einer Leistung von über 440 PS.
Der größte Vorteil des geplanten Motors wäre sein Gewicht. Das soll lediglich zwischen 63 und 67 Kilogramm betragen. Damit wäre der Motor rund 40 Kilogramm leichter als ein vergleichbarer Standard-Serienmotor. Erreichen will Solvay das, indem bis zu zehn Metallkomponenten am Motor aus thermoplastischen Kunstharzen hergestellt werden. Dabei handelt es sich um die Wasserpumpe, Ölpumpe, den Wassereintritt / Wasseraustritt sowie die Drosselklappen, das Kraftstoffverteilerrohr und die Nockenwellenräder.
Vollkunststoffmotor 2016 im Test
Zum Einsatz kommen sollen für die Motorteile sieben Kunststoffe, teilweise verstärkt durch Carbonfasern: Polyamidimid (PAI), Polyphthalamid (PPA), Polyetheretherketon (PEEK), Polyaryletherketon (PAEK), Polyphenylsulfon (PPSU), Polyphenylensulfid (PPS ) und VPL Fluorelastomer. Wie sich die neuen Materialien im Altfahrzeugrecycling verhalten, lässt sich heute allerdings noch nicht ermessen.
Der geplante Kunststoff-Motor reiht sich ein in den Trend, Metalle in Automobilen zunehmend durch leichtere Kunststoffe zu ersetzen. Welche Ausmaße dieser Trend annehmen wird, bleibt abzuwarten. Auch im Fall des Kunststoffmotors ist noch nicht ausgemacht, dass er tatsächlich in Serie gehen wird. Denn zuvor muss er sich noch beweisen: Im kommenden Jahr wird er in einem Wagen des französischen Rennwagen-Herstellers Norma Auto Concept erstmals getestet.